Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
sind ein paar ungewöhnliche Dinge geschehen, nicht gänzlich unerwartet, aber dennoch überraschend. Allen voran ein Comeback-Versuch : der Vormarsch der Wölfe über die Oder nach Mecklenburg-Vorpommern und Branden burg und die (mittlerweile) relativ freundliche Aufnahme eines über die Jahrhunderte Verfemten. Und viele Jäger scheinen ihre atavistische Todfeindschaft zum »Bösen schlechthin« derzeit auf sich beruhen zu lassen. Das hatte lange ganz anders ausgesehen. Ich habe in den vergangenen Jahren weitere, intensive Erfahrungen mit Wölfen machen dürfen, Erfahrungen, die das »alte Buch« nicht unaktuell, aber ein paar ergänzende Zeilen wünschenswert erscheinen lassen. Wir – meine Frau Mona, der Kosmos-Verlag und ich – haben uns entschlossen, ein paar Bemerkungen kompakt dem ansonsten unveränderten Buch voranzustellen, auch auf die Gefahr hin, dass der Leser in diesem Vorspann einen Faden aufnimmt und wieder aus der Hand legt, der ihm dann später im Buch erneut begegnet. Dieses Vorgehen, also dem Buch einen kompakten Text voranzustellen, schien uns angemessener als die Alternative : den Duktus des Wolf-Buches durch neue Einschiebsel zu brechen. In diesem Sinne : Pirschen Sie sich an, liebe alte und junge Wolfsfreunde ! Erik Zimen Grillenöd, im April 2003
Rückkehr des Wolfes in Europa Eine Lebensgeschichte – und das gilt auch für eine Ge - schichte mit Wölfen – hat naturgemäß verschiedene denkbare Anfänge. Lassen Sie mich einen Anfang wählen, der – so scheint es mir rückblickend – eine Richtungsänderung im Denken markiert hat. Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich jetzt gedanklich zurückkehren möchte, hatte ich schon einiges an praktischer Wolfsforschung hinter mir, aber zweifellos war das Jahr 1970 für mich eine sehr markante Datumslinie. Kurz nach der Gründung des ersten Nationalparks in Deutschland, »Nationalpark Bayerischer Wald« (Oktober 1970) fand im Nationalparkamt in Grafenau eine kleine Konferenz statt. Es ging um die Frage, wie man die vielen Hirsche im Wald managen könnte. Seit Jahrzehnten hatten die Förster am Südrand des Waldes, dort, wo das Rotwild ins Vorland überwechselt, Auff angfütterungen angelegt, die das begehrte Wild im Wald zurückhalten sollten, damit es hier von den Staatsbeamten bejagt werden konnte und nicht von den Jägern des Vorlandes erlegt werden würde. Die Folgen dieser Fütterung waren, dass viel zu viele Hirsche im Wald lebten und große Schäden an den Bäumen anrichteten, was eine natürliche Regeneration des Waldes praktisch verhinderte. Nun sollten die Tiere im Herbst in Gatter gelockt werden, um dort bei ausreichend Futter den Winter zu verbringen – alles mit dem Ziel, den Äsungsdruck auf die jungen Bäume 25
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sind ein paar ungewöhnliche Dinge geschehen, nicht gänzlich<br />
unerwartet, aber dennoch überraschend. Allen voran<br />
ein Comeback-Versuch : der Vormarsch der Wölfe über die<br />
Oder nach Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong> Branden burg<br />
<strong>und</strong> die (mittlerweile) relativ fre<strong>und</strong>liche Aufnahme eines<br />
über die Jahrh<strong>und</strong>erte Verfemten. Und viele Jäger scheinen<br />
ihre atavistische Todfeindschaft zum »Bösen schlechthin«<br />
derzeit auf sich beruhen zu lassen. Das hatte lange ganz<br />
anders ausgesehen.<br />
Ich habe in den vergangenen Jahren weitere, intensive<br />
Erfahrungen mit Wölfen machen dürfen, Erfahrungen, die<br />
das »alte Buch« nicht unaktuell, aber ein paar ergänzende<br />
Zeilen wünschenswert erscheinen lassen.<br />
Wir – meine Frau Mona, der Kosmos-Verlag <strong>und</strong> ich –<br />
haben uns entschlossen, ein paar Bemerkungen kompakt<br />
dem ansonsten unveränderten Buch voranzustellen, auch<br />
auf die Gefahr hin, dass der Leser in diesem Vorspann<br />
einen Faden aufnimmt <strong>und</strong> wieder aus der Hand legt, der<br />
ihm dann später im Buch erneut begegnet. Dieses Vorgehen,<br />
also dem Buch einen kompakten Text voranzustellen,<br />
schien uns angemessener als die Alternative : den Duktus<br />
des <strong>Wolf</strong>-Buches durch neue Einschiebsel zu brechen.<br />
In diesem Sinne : Pirschen Sie sich an, liebe alte <strong>und</strong> junge<br />
<strong>Wolf</strong>sfre<strong>und</strong>e !<br />
Erik Zimen<br />
Grillenöd, im April 2003