Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
unbekannten Gefühl bodenloser Schneemassen mißtrauend, nahmen die Wölfe ihr neues Revier in Besitz. In Kiel hatte sich im letzten Winter keiner der drei Rüden für die läufi ge Mädchen besonders interessiert. In diesem Winter aber versuchten Alexander und Näschen, wie zuletzt auch Wölfchen, schon wenige Tage nach unserer Ankunft in Waldhäuser, auf Mädchen aufzureiten ; aber Mädchen lehnte jede Annäherung ab. Bei der Begegnung mit einem Hund außerhalb des Geheges blieb sie jedoch sofort stehen, als dieser aufritt. Wir konnten die beiden gerade noch rechtzeitig trennen ; ich wollte ja nicht Bastarde von Wolf und Hund haben, sondern reine Wolfswelpen. Doch Mädchen weigerte sich weiterhin, sich mit einem ihrer Brüder zu paaren. Auch in den folgenden Jahren waren es immer die Weibchen, die den Inzest verhinderten ; doch darüber später mehr. Zunächst stand ich vor der Tatsache, daß für Frühjahr wieder keine Welpen zu erwarten waren. Während des Sommers bauten wir ein neues, sechs Hektar großes Gehege für die Wölfe in der sogenannten Gehegezone des Nationalparks. Hier sollten die Besucher Gelegenheit haben, all die größeren Tierarten, die in diesem Waldgebirge noch lebten oder einst heimisch gewesen waren, wenigstens in Gefangenschaft zu beobachten, denn im Bayerischen Wald ist außer Bäumen wenig zu sehen. Doch zum Serengeti-Image eines Nationalparks gehört es eben auch, daß dort möglichst viele Tiere zu erleben sind. So gingen wir mit einem etwas schlechten Gewissen ob dieses Etikettenschwindels daran, für Hirsch, Bär, Luchs, Uhu, Wisent, 230
Wolf, Otter und viele andere Tiere Gehege zu konzipieren. Zumindest der Tierpark sollte etwas Einmaliges werden, und das, glaube ich, ist dann auch im Laufe der Jahre entstanden : eine auch für die Tiere großzügige Einrichtung, an der die wachsenden Besucherscharen ihre Freude haben. Allerdings wird den Besuchern einiges an Bewegung abverlangt, denn die Tiere lassen sich nicht hintereinander vorführen wie in einer Manege. Eines der schönsten Gehege entstand für die Wölfe. Um einen großen Felsen herum rodeten wir den Wald und setzten dann mitten auf den Felsen eine große Tribüne, von der aus man das ganze Gehege überblicken konnte. In den folgenden sieben Jahren sollte ich von hier aus in den frühen Morgenstunden und abends vor Sonnenuntergang bis zum Einbruch der Dunkelheit die Wölfe viele tausend Stunden lang beobachten. Das waren die Zeiten am Tag, zu denen die Tiere am aktivsten, die Besucher hingegen noch nicht da oder schon wieder weg waren. Damit ich die Wölfe jederzeit auch tagsüber beobachten konnte, bauten wir einen Hochstand zwischen dem großen Gehege und dem kleineren, das wir daneben angelegt hatten. In das letztere schleppten wir das ganze Reisig der gefällten Bäume und setzten darunter Wildkaninchen aus. Diese hielten sich jahrelang dort ; den Wölfen boten sie immer wieder Gelegenheit zur Jagd, wenn sie sich unter dem vielen Holz hervorwagten. Als das Doppelgehege im August 1971 fertig war, luden wir einige Freunde und Bekannte sowie alle am Bau betei- 231
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unbekannten Gefühl bodenloser Schneemassen mißtrauend,<br />
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In Kiel hatte sich im letzten Winter keiner der drei Rüden<br />
für die läufi ge Mädchen besonders interessiert. In diesem<br />
Winter aber versuchten Alexander <strong>und</strong> Näschen, wie zuletzt<br />
auch Wölfchen, schon wenige Tage nach unserer Ankunft<br />
in Waldhäuser, auf Mädchen aufzureiten ; aber Mädchen<br />
lehnte jede Annäherung ab. Bei der Begegnung mit einem<br />
H<strong>und</strong> außerhalb des Geheges blieb sie jedoch sofort stehen,<br />
als dieser aufritt. Wir konnten die beiden gerade noch<br />
rechtzeitig trennen ; ich wollte ja nicht Bastarde von <strong>Wolf</strong><br />
<strong>und</strong> H<strong>und</strong> haben, sondern reine <strong>Wolf</strong>swelpen. Doch Mädchen<br />
weigerte sich weiterhin, sich mit einem ihrer Brüder<br />
zu paaren. Auch in den folgenden Jahren waren es immer<br />
die Weibchen, die den Inzest verhinderten ; doch darüber<br />
später mehr. Zunächst stand ich vor der Tatsache, daß für<br />
Frühjahr wieder keine Welpen zu erwarten waren.<br />
Während des Sommers bauten wir ein neues, sechs Hektar<br />
großes Gehege für die Wölfe in der sogenannten Gehegezone<br />
des Nationalparks. Hier sollten die Besucher Gelegenheit<br />
haben, all die größeren Tierarten, die in diesem Waldgebirge<br />
noch lebten oder einst heimisch gewesen waren,<br />
wenigstens in Gefangenschaft zu beobachten, denn im Bayerischen<br />
Wald ist außer Bäumen wenig zu sehen. Doch zum<br />
Serengeti-Image eines Nationalparks gehört es eben auch,<br />
daß dort möglichst viele Tiere zu erleben sind. So gingen<br />
wir mit einem etwas schlechten Gewissen ob dieses Etikettenschwindels<br />
daran, für Hirsch, Bär, Luchs, Uhu, Wisent,<br />
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