Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

neuer Alpha-Rüde war er wohl bemüht, auch mir gegenüber seine Vormachtstellung zu behaupten. Bei Anfa hingegen, glaube ich, lagen die Ursachen woanders. Ihr Verhalten läßt sich nur noch als neurotisch bezeichnen. Vermutlich hängt das Ganze mit der Geschichte ihrer Welpenzeit zusammen, als sie zunächst von Menschen aufgezogen und stark an sie gebunden wurde, dann aber von diesen ihren bevorzugten Sozialpartnern zumeist getrennt leben mußte. Um alle Mißdeutungen von vornherein zu vermeiden : Weder das Verhalten Anfas noch das Alexanders ist typisch für einen Wolf. Bei diesen beiden handelte es sich um ge - zähmte Tiere, die sich Menschen gegenüber ähnlich wie gegen Wölfe verhielten. Und das bedeutet auch Aggression. Für natürlich, in freier Wildbahn aufwachsende Wölfe ist der Mensch hingegen ein Feind und kein Sozialpartner. Ich könnte jetzt viele Geschichten, die andere mit zahmen Wölfen erlebt haben, berichten. Fast immer ähneln sie der von Anfa und Alexander : Wenn die Wölfe als Welpen überhaupt zahm wurden, waren sie in ihren ersten Lebensjahren außerordentlich freundlich und machten ihren Haltern viel Freude. Zu fremden Menschen waren sie jedoch immer recht scheu und deswegen auch schwer zu halten. Besondere Schwierigkeiten traten dann auf, wenn die Wölfe die Geschlechtsreife erreichten, mit der sie aggressiv und gefährlich wurden. Jeder, der mit dem Gedanken spielt, einen Wolf als Haustier aufzuziehen, sei hiermit gewarnt. Kommen wir aber nochmals zurück zu den Auseinan- 222

dersetzungen unter den Rüden. Die soziale Rangordnung, die sich zwischen ihnen im Winter 1969/1970 herausgebildet hatte, mit Alexander als Alpha-Rüden sowie Näschen und Wölfchen gleichberechtigt auf dem zweiten Platz, blieb nicht lange stabil. Schon im Februar 1970 bahnte sich Wölfchens »langer Marsch nach oben« an. Er, der bei den früheren Auseinandersetzungen nur eine Nebenrolle gespielt hatte, fi ng langsam an, aggressiv zu werden, zuerst gegen Näschen. Diese Auseinandersetzungen wurden immer häufi ger und intensiver. Am 23. März kam es zu einem kurzen, recht intensiven Kampf zwischen Näschen und Wölfchen, den Wölfchen noch verlor. Alexander war zu der Zeit im Stall eingesperrt und konnte nicht in den Kampf eingreifen. Einige Tage war Näschen schwach dominant über Wölfchen, was sich aber bald durch Alexanders Unterstützung für Wölfchen änderte. Wölfchen kämpft e auf seinem Weg nach oben vorerst nur gegen seinen nächsten Rivalen, gegen Näschen, und war ihm schließlich deutlich überlegen. Die Position Alexanders hingegen blieb die ganzen Sommermonate über unangefochten. Allmählich zeigte Wölfchen dann die ersten Expansionstendenzen gegen Alexander, wie üblich zuerst im Spiel. Die aggressiven Auseinandersetzungen nahmen schnell an Häufi gkeit und Intensität zu, während die freundlich-spielerischen Verhaltensweisen seltener wurden. Die Initiative ging jetzt vorwiegend von Wölfchen aus, der sich ständig in der Nähe von Alexander aufh ielt und ihn bei jeder Gelegenheit mit gesenktem Schwanz und eingeknickten Beinen 223

dersetzungen unter den Rüden. Die soziale Rangordnung,<br />

die sich zwischen ihnen im Winter 1969/1970 herausgebildet<br />

hatte, mit Alexander als Alpha-Rüden sowie Näschen<br />

<strong>und</strong> Wölfchen gleichberechtigt auf dem zweiten Platz, blieb<br />

nicht lange stabil. Schon im Februar 1970 bahnte sich Wölfchens<br />

»langer Marsch nach oben« an. Er, der bei den früheren<br />

Auseinandersetzungen nur eine Nebenrolle gespielt<br />

hatte, fi ng langsam an, aggressiv zu werden, zuerst gegen<br />

Näschen. Diese Auseinandersetzungen wurden immer häufi<br />

ger <strong>und</strong> intensiver. Am 23. März kam es zu einem kurzen,<br />

recht intensiven Kampf zwischen Näschen <strong>und</strong> Wölfchen,<br />

den Wölfchen noch verlor. Alexander war zu der Zeit<br />

im Stall eingesperrt <strong>und</strong> konnte nicht in den Kampf eingreifen.<br />

Einige Tage war Näschen schwach dominant über<br />

Wölfchen, was sich aber bald durch Alexanders Unterstützung<br />

für Wölfchen änderte. Wölfchen kämpft e auf seinem<br />

Weg nach oben vorerst nur gegen seinen nächsten Rivalen,<br />

gegen Näschen, <strong>und</strong> war ihm schließlich deutlich überlegen.<br />

Die Position Alexanders hingegen blieb die ganzen<br />

Sommermonate über unangefochten.<br />

Allmählich zeigte Wölfchen dann die ersten Expansionstendenzen<br />

gegen Alexander, wie üblich zuerst im Spiel.<br />

Die aggressiven Auseinandersetzungen nahmen schnell an<br />

Häufi gkeit <strong>und</strong> Intensität zu, während die fre<strong>und</strong>lich-spielerischen<br />

<strong>Verhalten</strong>sweisen seltener wurden. Die Initiative<br />

ging jetzt vorwiegend von Wölfchen aus, der sich ständig<br />

in der Nähe von Alexander aufh ielt <strong>und</strong> ihn bei jeder Gelegenheit<br />

mit gesenktem Schwanz <strong>und</strong> eingeknickten Beinen<br />

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