Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
nicht genäht, nicht einmal verbunden werden. So schien alles wieder relativ glimpfl ich abgegangen zu sein. Bis Arndt drei Tage später hohes Fieber bekam. Er fuhr mit dem Taxi in die Universitätsklinik und erwähnte bei der Aufnahme nebenbei, daß er vor ein paar Tagen von einem Wolf gebissen worden sei. Damit war die Aufregung perfekt. Der Chef persönlich nahm ihn auf seine Privatstation und setzte sich mit unserem Chef, Professor Herre, in Verbindung. Dieser wiederum rief mich an und erzählte wütend, Arndt sei sehr schwer verletzt ; man rechne möglicherweise mit dem Schlimmsten. Das saß. Ich hatte ganz schwere Glieder von dem Schock. Dagmar aber sagte als erste, daß da wohl etwas nicht stimmen könne. Wir fuhren zu Jasper, der in Rickling Arzt war. Er konnte sich das Ganze auch nicht erklären und rief in Kiel an. Ein Studienkollege von ihm, Oberarzt an der Universitätsklinik, hatte Arndt selbst untersucht und meinte, das hohe Fieber hänge womöglich gar nicht mit dem Biß zusammen. Sein Chef habe dagegen von einer möglichen Unverträglichkeitsreaktion gesprochen. Was damit gemeint sei, wisse er auch nicht, doch die Aufregung sei immer noch sehr groß. Drei Tage später wurde Arndt aus dem Krankenhaus entlassen ; es war eine Angina gewesen – also viel Aufregung um relativ wenig. Ich bin überzeugt : Wenn Arndt erwähnt hätte, er sei von einem Hund gebissen worden – niemand im Krankenhaus hätte das mit seinem Fieber in Verbindung gebracht. Aber ein Wolf ! Wieder diese Irrationalität. 214
Es war uns allen eine Lehre. Mir wurde darüber hinaus klar, daß Anfa nicht mehr freigelassen werden konnte. Meine Arbeit mit den Wölfen und den Pudeln war jetzt nach zweieinhalb Jahren ohnehin beendet. Im Sommer 1969 hatte ich angefangen, die Ergebnisse auszuwerten, und die ersten Seiten der Doktorarbeit waren geschrieben. Es fi el uns natürlich schwer, Rickling und unser Leben mit den Wölfen aufzugeben. Aber da die Forstverwaltung unser Haus für einen neuen Waldarbeiter brauchte, war der Abschied unumgänglich, und die Freiheit der Wölfe hatte ein Ende. Im Herbst 1969 brachen wir auf. Zuerst kamen die drei älteren, später auch die vier jüngeren Wölfe nach Kiel in den Haustiergarten des Instituts (diesmal wurden die nichtzahmen Wölfe mit Hilfe eines Narkosegewehrs immobilisiert). Die neuen Zwinger waren sehr klein, und so trennten wir die Tiere. Anfa und Großkopf kamen in ein Gehege, Alexander, Näschen, Wölfchen und Mädchen in ein weiteres. Andra sollte forthin Puwos »produzieren« und wurde mit einem der Pudelrüden zusammen in ein Gehege gesperrt. Die meisten anderen Pudel konnte ich verschenken. Ich weiß nicht mehr, wie viele es im Laufe der Jahre gewesen sind, die ich auf diese Weise vor der Präparation im Institut retten konnte. Daß die Besitzer dieser seltsamen wolligen, langschwänzigen Königspudel aber zufrieden waren, habe ich immer wieder zu hören bekommen. Als die Zwinger alle leer waren, zogen Dagmar und ich fort nach Sylt, wo ich einige Monate ungestört meine Arbeit 215
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Es war uns allen eine Lehre. Mir wurde darüber hinaus klar,<br />
daß Anfa nicht mehr freigelassen werden konnte.<br />
Meine Arbeit mit den Wölfen <strong>und</strong> den Pudeln war jetzt<br />
nach zweieinhalb Jahren ohnehin beendet. Im Sommer<br />
1969 hatte ich angefangen, die Ergebnisse auszuwerten, <strong>und</strong><br />
die ersten Seiten der Doktorarbeit waren geschrieben. Es<br />
fi el uns natürlich schwer, Rickling <strong>und</strong> unser Leben mit<br />
den Wölfen aufzugeben. Aber da die Forstverwaltung unser<br />
Haus für einen neuen Waldarbeiter brauchte, war der Abschied<br />
unumgänglich, <strong>und</strong> die Freiheit der Wölfe hatte<br />
ein Ende.<br />
Im Herbst 1969 brachen wir auf. Zuerst kamen die drei<br />
älteren, später auch die vier jüngeren Wölfe nach Kiel in den<br />
Haustiergarten des Instituts (diesmal wurden die nichtzahmen<br />
Wölfe mit Hilfe eines Narkosegewehrs immobilisiert).<br />
Die neuen Zwinger waren sehr klein, <strong>und</strong> so trennten wir<br />
die Tiere. Anfa <strong>und</strong> Großkopf kamen in ein Gehege, Alexander,<br />
Näschen, Wölfchen <strong>und</strong> Mädchen in ein weiteres.<br />
Andra sollte forthin Puwos »produzieren« <strong>und</strong> wurde mit<br />
einem der Pudelrüden zusammen in ein Gehege gesperrt.<br />
Die meisten anderen Pudel konnte ich verschenken. Ich<br />
weiß nicht mehr, wie viele es im Laufe der Jahre gewesen<br />
sind, die ich auf diese Weise vor der Präparation im Institut<br />
retten konnte. Daß die Besitzer dieser seltsamen wolligen,<br />
langschwänzigen Königspudel aber zufrieden waren,<br />
habe ich immer wieder zu hören bekommen.<br />
Als die Zwinger alle leer waren, zogen Dagmar <strong>und</strong> ich<br />
fort nach Sylt, wo ich einige Monate ungestört meine Arbeit<br />
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