Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

kräft iger zu, und das Spiel zwischen den beiden Weibchen wurde zunehmend aggressiver. Auszug aus dem Tagebuch vom 12. Juli 1969 : »Beim Spazierengehen am Nachmittag greift Mädchen mehrmals unerwartet Anfa an. Anfa protestiert heft ig gegen diese Angriff e, aber Mädchen springt nur weg und greift von hinten aufs neue an. Erst als ich Mädchen an die Kette nehme und Anfa frei laufen lasse, hört die Aggressivität auf. 20.35 Uhr : Den ganzen Abend ist die Stimmung zwischen Anfa und Mädchen explosiv. Ich beobachte vom Fenster aus. Plötzlich rennt Mädchen wieder auf Anfa zu und beißt sich diesmal in den Nackenhaaren von Anfa fest. Beißschüt teln. Anfa verteidigt sich intensiv, und es kommt zu einem hemmungslosen Kampf. Ich renne schreiend in den Zwinger hinein, aber der Kampf ist schon zu Ende. Trotzdem sind beide stark verletzt. Der Sandboden im Zwinger ist rot von Blut. Beide legen sich, die andere fi xierend, hin und lecken sich ihre Wunden.« Auszug aus dem Tagebuch vom 13. Juli 1969 : »6.30 Uhr : Die Nacht habe ich im Gehege geschlafen und keine weiteren Kämpfe zwischen Mädchen und Anfa beobachtet, aber schon in der Dämmerung fängt Mädchen wie - der an, Anfa zu umkreisen. Noch hält sie Abstand. Anfa protestiert sehr lautstark, aber hat off ensichtlich starke Hemmungen, Mädchen anzugreifen. Mädchen trägt jetzt den Schwanz hoch und läuft in federndem Schritt, während Anfa, den Schwanz leicht eingeklemmt, in gebückter Haltung herumläuft . Keine der beiden nimmt von Andra mehr Notiz.« 208

In den nächsten Tagen war die Situation zwischen Anfa und Mädchen sehr labil. Keine der beiden spielte, sie waren ständig nur damit beschäft igt, sich gegenseitig im Auge zu behalten, einander zu umkreisen, zu drohen und zu imponieren. Vor allem Anfa war durch ihre Wunden an den Beinen in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Auszug aus dem Tagebuch vom 21. August 1969 : »17.30 Uhr : Mädchen imponiert wie üblich gegen Anfa. Anfa greift an und richtet kräft ige Schnappbewegungen gegen den Hals von Mädchen, die den Kopf wegdreht. Längere Zeit stehen sie so Seite an Seite und drohen laut. Wieder schnappt Anfa gegen den Hals von Mädchen, die darauf hochspringt und den Kopf gegen Anfa wendet. Es entwickelt sich plötzlich nochmals ein Ernstkampf. Andra schießt von hinten dazu und greift mit Anfa zusammen Mädchen an. Der Kampf dauert rund zehn Minuten und ist wie immer völlig lautlos. Mädchen verteidigt sich intensiv, kann aber dann die heft igen Angriff e der beiden Älteren nicht mehr abwehren und fl ieht in defensiver Haltung. Anfa rennt hinterher, jetzt mit hochgehobenem Schwanz und im Federschritt. Die Rücken- und Nackenhaare stehen hoch. Mädchen verteidigt sich in einer Ecke.« In den nächsten Tagen und Wochen unternahm Anfa, jetzt wieder als Alpha-Weibchen, immer wieder intensive Unterdrückungsausfälle gegen Mädchen und gelegentlich auch schwächere gegen Andra. Mädchen war wieder ganz unten in der Rangordnung. Sie versuchte am 22. August – also einen Tag nach dem Verlust ihrer Alpha-Stellung – 209

In den nächsten Tagen war die Situation zwischen Anfa<br />

<strong>und</strong> Mädchen sehr labil. Keine der beiden spielte, sie waren<br />

ständig nur damit beschäft igt, sich gegenseitig im Auge zu<br />

behalten, einander zu umkreisen, zu drohen <strong>und</strong> zu imponieren.<br />

Vor allem Anfa war durch ihre W<strong>und</strong>en an den Beinen<br />

in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt.<br />

Auszug aus dem Tagebuch vom 21. August 1969 :<br />

»17.30 Uhr : Mädchen imponiert wie üblich gegen Anfa.<br />

Anfa greift an <strong>und</strong> richtet kräft ige Schnappbewegungen<br />

gegen den Hals von Mädchen, die den Kopf wegdreht. Längere<br />

Zeit stehen sie so Seite an Seite <strong>und</strong> drohen laut. Wieder<br />

schnappt Anfa gegen den Hals von Mädchen, die darauf<br />

hochspringt <strong>und</strong> den Kopf gegen Anfa wendet. Es entwickelt<br />

sich plötzlich nochmals ein Ernstkampf. Andra<br />

schießt von hinten dazu <strong>und</strong> greift mit Anfa zusammen<br />

Mädchen an. <strong>Der</strong> Kampf dauert r<strong>und</strong> zehn Minuten <strong>und</strong><br />

ist wie immer völlig lautlos. Mädchen verteidigt sich intensiv,<br />

kann aber dann die heft igen Angriff e der beiden Älteren<br />

nicht mehr abwehren <strong>und</strong> fl ieht in defensiver Haltung.<br />

Anfa rennt hinterher, jetzt mit hochgehobenem Schwanz<br />

<strong>und</strong> im Federschritt. Die Rücken- <strong>und</strong> Nackenhaare stehen<br />

hoch. Mädchen verteidigt sich in einer Ecke.«<br />

In den nächsten Tagen <strong>und</strong> Wochen unternahm Anfa,<br />

jetzt wieder als Alpha-Weibchen, immer wieder intensive<br />

Unterdrückungsausfälle gegen Mädchen <strong>und</strong> gelegentlich<br />

auch schwächere gegen Andra. Mädchen war wieder ganz<br />

unten in der Rangordnung. Sie versuchte am 22. August<br />

– also einen Tag nach dem Verlust ihrer Alpha-Stellung –<br />

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