Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
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men, die bei Wölfen zu beobachten ist, von der aber erst später die Rede sein soll. Wenn es auch zu keiner richtigen Ranzzeit in diesem Winter kam – zwischen den drei Weibchen entwickelte sich trotzdem ein sehr interessantes Verhalten. Rangauseinandersetzungen bei den Weibchen Zum Ende des Sommers 1968 – Anfa und Andra waren anderthalb Jahre, Mädchen war sechs Monate alt – zeigte sich Anfa den anderen beiden Weibchen sozial deutlich überlegen. Die soziale Rangordnung bei den Weibchen war aus dem Altersunterschied hervorgegangen. Aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Weibchen waren selten und dann nur harmloser Natur. Alle drei Weibchen spielten ausgiebig miteinander. In den Herbst hinein wurden die beiden älteren Weibchen zunehmend aggressiver zueinander. Andra zeigte eine deutliche Expansionstendenz gegen die soziale Vormachtstellung Anfas. Dies geschah zuerst im Spiel, und ich habe es deswegen zuerst auch gar nicht richtig bemerkt. Ich wunderte mich nur, daß Anfa im Spiel plötzlich laut aufb rüllte und gegen Andra drohte, zuweilen auch zuschnappte. Andra sprang dann sofort weg und umkreiste Anfa mit hochgehobenem Schwanz. Das war ein ganz ungewöhnliches Verhalten, und langsam bemerkte ich, daß Andra im Spiel Anfa etwas fester als gewöhnlich biß. 202
Diese zuerst vom Spielverhalten überdeckte Aggres sivität Andras nahm immer deutlichere Formen an, und schließlich zeigte Andra ganz off ensichtlich – auch außerhalb des Spiels –, daß sie Anfas Vormachtstellung nicht mehr akzeptierte. So war in den Wintermonaten Januar und Februar keines der älteren Weibchen dem anderen überlegen. Immer aufs neue rannte Andra in Imponierhaltung um Anfa herum, die aber ihre Stellung nicht aufgab. Die Situation zwischen den beiden Weibchen wurde äußerst gespannt, und vom Spielverhalten war nichts mehr zu beobachten. Andra wurde zudem auch gegenüber Mädchen zunehmend aggressiver und unterdrückte sie durch ganz direkte Angriff e, durch Demonstration und Drohungen, so daß Mädchen schließlich in ihrer sozialen Aktivität stark gehemmt war und auch mit ihren Brüdern kaum noch spielte. Gegenüber Anfa zeigte sie noch deutliches Demutsverhalten, gegen Andra hielt sie nur noch Abstand. Im März wurden Anfa und Andra heiß, und auch Mädchen bekam schwache vaginale Blutungen. Durch das ständige Drohen und Imponieren hatte Andra jetzt eine leichte Vormachtstellung, ohne daß es meines Wissens zu einem ernsthaft en Kampf zwischen ihr und Anfa gekommen war. Sie versuchte, jede Form sozialer Aktivität der anderen beiden Weibchen zu unterdrücken. Diese hielten sich abseits, spielten nicht mehr und waren in ihrer Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt. Jedesmal wenn sie von sich aus den Kontakt untereinander oder zu einem der Rüden aufzunehmen suchten, kam Andra sofort herangesprungen und 203
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Diese zuerst vom Spielverhalten überdeckte Aggres sivität<br />
Andras nahm immer deutlichere Formen an, <strong>und</strong> schließlich<br />
zeigte Andra ganz off ensichtlich – auch außerhalb des Spiels<br />
–, daß sie Anfas Vormachtstellung nicht mehr akzeptierte.<br />
So war in den Wintermonaten Januar <strong>und</strong> Februar keines<br />
der älteren Weibchen dem anderen überlegen. Immer aufs<br />
neue rannte Andra in Imponierhaltung um Anfa herum,<br />
die aber ihre Stellung nicht aufgab. Die Situation zwischen<br />
den beiden Weibchen wurde äußerst gespannt, <strong>und</strong> vom<br />
Spielverhalten war nichts mehr zu beobachten. Andra wurde<br />
zudem auch gegenüber Mädchen zunehmend aggressiver<br />
<strong>und</strong> unterdrückte sie durch ganz direkte Angriff e, durch<br />
Demonstration <strong>und</strong> Drohungen, so daß Mädchen schließlich<br />
in ihrer sozialen Aktivität stark gehemmt war <strong>und</strong> auch<br />
mit ihren Brüdern kaum noch spielte. Gegenüber Anfa<br />
zeigte sie noch deutliches Demutsverhalten, gegen Andra<br />
hielt sie nur noch Abstand.<br />
Im März wurden Anfa <strong>und</strong> Andra heiß, <strong>und</strong> auch Mädchen<br />
bekam schwache vaginale Blutungen. Durch das ständige<br />
Drohen <strong>und</strong> Imponieren hatte Andra jetzt eine leichte<br />
Vormachtstellung, ohne daß es meines Wissens zu einem<br />
ernsthaft en Kampf zwischen ihr <strong>und</strong> Anfa gekommen war.<br />
Sie versuchte, jede Form sozialer Aktivität der anderen beiden<br />
Weibchen zu unterdrücken. Diese hielten sich abseits,<br />
spielten nicht mehr <strong>und</strong> waren in ihrer Bewegungsfreiheit<br />
deutlich eingeschränkt. Jedesmal wenn sie von sich aus den<br />
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