Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

uch zur Jagd. In meinem Rudel trat es ebenfalls meistens in den frühen Abendstunden und früh am Morgen ein, als Auft akt zur abendlichen oder morgendlichen Aktivitätsphase. Nicht beteiligt waren dabei alle unterdrückten, aus dem Rudel ausgestoßenen oder ausgeschiedenen Wölfe. Diese Beschränkung auf das engere Rudel läßt vermuten, daß es sich hier um eine Verhaltensweise handelt, die den Zusammenhalt des Rudels stärkt. Die Wölfe bestätigen sich sozusagen gegenseitig ihre freundliche, kooperati ve Stimmung. Der Zeitpunkt des Auft retens läßt weiter vermuten, daß diese Rudelzeremonie der Synchronisation, der Gleichschaltung der Aktivitätsphase dient. Auf diese Weise kommen die Wölfe nach dem Schlafen bald in eine ähnliche Stimmung, die einen gemeinsamen Aufb ruch er - möglicht. In Rickling habe ich ein Jahr lang jedes Chorheulen registriert. Dabei stellte es sich heraus, daß die Wölfe in den Wintermonaten sehr viel häufi ger heulen als im Sommer. Da das Rudel in jedem Winter auch enger zusammenhielt als während der Sommermonate – ähnliche Beobachtungen liegen auch aus freier Wildbahn vor –, entspricht dies der rudelintegrierenden Funktion des Heulens. Aber da ist noch etwas zu bedenken : Mehrere Jahre lang registrierte ich im Bayerischen Wald, welcher Wolf mit dem Heulen anfi ng. Während es im Sommer fast immer ein Rudelmitglied war, fi ngen in den Wintermonaten – und hier vor allem zur Ranzzeit von Januar bis März – ganz bevorzugt jene Wölfe spontan an zu heulen, die nicht im Rudel integriert 176

waren. Diese Einzelgänger standen dabei immer weit weg vom Rudel und richteten ihr Heulen auch nicht gegen dieses, sondern aus dem Gehege heraus. Auch aus der freien Wildbahn kennen wir dieses Heulen. Die Amerikaner nennen es manchmal »the loneliness cry«, das Einsamkeitsheulen – sicher keine schlechte Bezeichnung. Es scheint, daß der einsame Wolf auf diese Weise nach Gesellschaft , nach einem anderen Wolf in einer ähnlichen Situation sucht. Einzelwölfe reagieren dementsprechend auch nicht aggressiv gegen rudelfremde Wölfe, sondern sehr freundlich und versuchen, möglichst schnell einen Kontakt herzustellen. Neben der Funktion des Heulens als Kommunikation über weite Distanzen innerhalb des Rudels und seiner rudelintegrierten Funktion beim gemeinsamen Chorheulen sowie bei der territorialen Abgrenzung gegenüber fremden Rudeln scheint es somit auch eine Rolle bei der Bildung neuer Rudel zu spielen. Einzelwölfe können auf diese Weise Kontakt zueinander aufnehmen, sich treff en, zusammen laufen, vielleicht auch sich paaren und, falls sie ein unbesetztes Gebiet fi nden, ihre Welpen erfolgreich aufziehen. Die taktile Kommunikation Viele Formen von körperlicher Berührung mit Signalfunktion haben wir schon kennengelernt, so Schnappen, Beißen, Lecken im Gesicht und die, bei der sich ein Wolf mit dem ganzen Körper gegen den Partner drängt. Es sind alles 177

waren. Diese Einzelgänger standen dabei immer weit weg<br />

vom Rudel <strong>und</strong> richteten ihr Heulen auch nicht gegen dieses,<br />

sondern aus dem Gehege heraus. Auch aus der freien<br />

Wildbahn kennen wir dieses Heulen. Die Amerikaner nennen<br />

es manchmal »the loneliness cry«, das Einsamkeitsheulen<br />

– sicher keine schlechte Bezeichnung. Es scheint, daß<br />

der einsame <strong>Wolf</strong> auf diese Weise nach Gesellschaft , nach<br />

einem anderen <strong>Wolf</strong> in einer ähnlichen Situation sucht.<br />

Einzelwölfe reagieren dementsprechend auch nicht aggressiv<br />

gegen rudelfremde Wölfe, sondern sehr fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

versuchen, möglichst schnell einen Kontakt herzustellen.<br />

Neben der Funktion des Heulens als Kommunikation<br />

über weite Distanzen innerhalb des Rudels <strong>und</strong> seiner rudelintegrierten<br />

Funktion beim gemeinsamen Chorheulen sowie<br />

bei der territorialen Abgrenzung gegenüber fremden Rudeln<br />

scheint es somit auch eine Rolle bei der Bildung neuer Rudel<br />

zu spielen. Einzelwölfe können auf diese Weise Kontakt<br />

zueinander aufnehmen, sich treff en, zusammen laufen, vielleicht<br />

auch sich paaren <strong>und</strong>, falls sie ein unbesetztes Gebiet<br />

fi nden, ihre Welpen erfolgreich aufziehen.<br />

Die taktile Kommunikation<br />

Viele Formen von körperlicher Berührung mit Signalfunktion<br />

haben wir schon kennengelernt, so Schnappen, Beißen,<br />

Lecken im Gesicht <strong>und</strong> die, bei der sich ein <strong>Wolf</strong> mit<br />

dem ganzen Körper gegen den Partner drängt. Es sind alles<br />

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