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Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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zungen im Rudel weitgehend verhindert. Wie häufi g bei<br />

der Analyse des <strong>Verhalten</strong>s höher entwickelter Tiere reicht<br />

aber diese Erklärung für das Entstehen der Beißhemmung<br />

allein nicht aus. Warum sind zum Beispiel die erwachsenen<br />

Wölfe so vorsichtig im Umgang mit den Welpen ? Das<br />

kann ja nicht auf der Angst beruhen, selbst gebissen zu werden.<br />

Hier scheinen vielmehr – genau wie bei der Deutung<br />

lebenswichtiger Signale – angeborene Hemmungsmechanismen<br />

vorzuliegen. Diese kommen den unterlegenen Wölfen<br />

beim Demutsverhalten zugute, bei dem sie sich wie Welpen<br />

verhalten, sich also scheinbar völlig hilfl os dem Ranghöheren<br />

ausliefern <strong>und</strong> sich so dessen Beißhemmung gegenüber<br />

Welpen zunutze machen. Im Tierreich ist Aggressionsbeschwichtigung<br />

mit Hilfe infantiler Signale recht häufi g<br />

zu beobachten. Wir werden aber in den folgenden Kapiteln<br />

sehen, daß beschwichtigende <strong>Verhalten</strong>sweisen beim<br />

<strong>Wolf</strong> nur dann beschwichtigend wirken, wenn die Situation<br />

von vornherein nicht so aggressiv ist, daß fest gebissen<br />

wird. <strong>Der</strong> demütige <strong>Wolf</strong> »weiß« off ensichtlich, daß er nicht<br />

in Gefahr ist, fest gebissen zu werden. Ansonsten würde<br />

er Abstand halten oder, wenn dies nicht möglich ist, sich<br />

intensiv verteidigen. Die Beißhemmung wird also nicht in<br />

erster Linie durch Demutsverhalten ausgelöst, wie Lorenz<br />

annahm, sondern beruht auf der Erfahrung des Angreifers,<br />

hängt zusammen mit seiner Angst, selbst gebissen zu<br />

werden, wenn sein Beißen intensives Verteidigungsverhalten<br />

beim Angegriff enen auslöst.<br />

Die Beißhemmung dient somit auch nicht einem abstrak-<br />

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