Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Eriks Buch Anfang der 70er Jahre waren die Lebensbedingungen des Wolfes in Westeuropa auf einem historischen Tiefstand : Ausgerottet in den meisten europäischen Ländern, gab es nur noch geringe Vorkommen in Spanien, Italien und Griechenland, und die allgemeine Auff assung war, ein solches Tier müsse schnellstmöglich getötet werden. Den Negativtrend umzukehren, wieder ein positives Bild des Wolfes zu vermitteln und ihm in einem immer überfüllteren Europa eine Zukunft zu sichern, daran konnten nur Verrückte denken. Es war gerade die richtige Idee für zwei von unserem Schlag und so wurden wir Komplizen in einem der schönsten Abenteuer unseres Lebens, wobei wir, zur nicht geringen Verwunderung derjenigen, die um unsere kantigen Charaktere wussten, auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung, Respekt, Vertrauen, intuitivem Verständnis und, vor allem, Freundschaft , einen Weg der Zusammenarbeit fanden. Ich war fasziniert von Eriks unendlichem Wissen über das Verhalten von Hunden und Wölfen und er war, wenn ich das so sagen darf, durch meine umfassende Kenntnis der animalischen Ökologie, mit der ich gerade frisch von der Universität gekommen war, neugierig geworden. Wir unterschieden und ergänzten uns in vielen anderen großen wie kleinen Dingen und lernten schnell, diese Verschiedenheit nicht nur zu respektieren, sondern für den Erfolg unseres gemeinsamen Unternehmens einzusetzen. 14
Es war aufregend und man musste mit so viel Unvorhersehbarem rechnen, wenn man den Wölfen zwischen Herden und Ländereien folgte und sich dabei in politische Schlachten mit Hirten und Züchtern verwickelte. Vieles davon ist in diesem Buch festgehalten, das jetzt wenige Monate nach Eriks vorzeitigem Tod, wieder veröff entlicht wird und das, vor allem wegen der Fülle der behandelten Th emen, heute noch als eines der schönsten Werke gelten kann, die jemals über den Wolf geschrieben wurden. Unter den Wissenschaft lern, die das komplexe soziale Gefüge innerhalb eines Wolfsrudels erforscht haben, war Erik einer der bedeutendsten und er tat dies von Grund auf und hingebungsvoll, wie es seinem Charakter entsprach. Einige seiner Ableitungen und Schlussfolgerungen waren sehr umstritten, etwa die über die hierarchischen Strukturen innerhalb eines Rudels, sie blieben aber gleichwohl ein Markstein der Ethologie des Wolfes, mit dem sich auch heute noch jeder Forscher auseinander zu setzen hat. Unerreicht sind bis heute die von Erik geleiteten Untersuchungen über Wölfe in Gefangenschaft , sowohl in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht. Aber dieses Buch lässt die Biologie hinter sich und wendet sich ungewohntem Terrain zu, beispielsweise den historischen Beziehungen zwischen Menschen und Wölfen, wie sie durch wahre Geschichten, Mythen, Legenden und ideologische Interpretationen bezeugt sind. Ein Biologe bewegt sich hier auf einem Minenfeld, da er normalerweise nicht 15
- Seite 2 und 3: Dr. Erik Zimen, geboren 1941, wuchs
- Seite 5 und 6: Inhalt Zum Geleit : Erik Zimens Leb
- Seite 7 und 8: Drittes Kapitel Die »Sprache« der
- Seite 9 und 10: Neuntes Kapitel Anpassungswert sozi
- Seite 11 und 12: Zum Geleit : Erik Zimens Leben für
- Seite 13: Simone Fluri und Günther Kopp für
- Seite 17 und 18: lität, dass wir es mit einem Tier
- Seite 19 und 20: Unermüdlicher Einsatz für die Wö
- Seite 21 und 22: Große Hoff nung für Mensch und Wo
- Seite 23 und 24: Der Wolf zieht weiter Es sind 25 Ja
- Seite 25 und 26: Rückkehr des Wolfes in Europa Eine
- Seite 27 und 28: Utopie. - Und doch ! Etwa mit dem l
- Seite 29 und 30: und wehrlos in der off enen Savanne
- Seite 31 und 32: (genauer gesagt : besondere Individ
- Seite 33 und 34: dieses Unglück nicht verantwortlic
- Seite 35 und 36: (Historiker lassen sie meist mit de
- Seite 37 und 38: Erik Zimen füttert ein Gallowaykal
- Seite 39 und 40: Erik mit Pferden, Grillenöd 2001 B
- Seite 41 und 42: Kleiner Wolfswelpe Wolfswelpe
- Seite 43 und 44: Mona und Erik Zimen bei Filmaufnahm
- Seite 45 und 46: in Südeuropa überlebt hat, wohing
- Seite 47 und 48: Kugel tödlich trifft , sondern vie
- Seite 49 und 50: zuchtgebiete - weder im Wald noch i
- Seite 51 und 52: ten Jahrzehnten geändert ; es hat
- Seite 53 und 54: Wolfstauglich sind Gebiete, 1. die
- Seite 55 und 56: in der Slowakei, in Tschechien und
- Seite 57 und 58: efi nden sich über die Böhmisch-M
- Seite 59 und 60: »Rotkäppchen-Komplex« leidet, wi
- Seite 61 und 62: dert, aber keineswegs in Richtung F
- Seite 63 und 64: Lebenstag - ist es verdammt schwer,
Es war aufregend <strong>und</strong> man musste mit so viel Unvorhersehbarem<br />
rechnen, wenn man den Wölfen zwischen<br />
Herden <strong>und</strong> Ländereien folgte <strong>und</strong> sich dabei in politische<br />
Schlachten mit Hirten <strong>und</strong> Züchtern verwickelte.<br />
Vieles davon ist in diesem Buch festgehalten, das jetzt<br />
wenige Monate nach Eriks vorzeitigem Tod, wieder veröff<br />
entlicht wird <strong>und</strong> das, vor allem wegen der Fülle der<br />
behandelten Th emen, heute noch als eines der schönsten<br />
Werke gelten kann, die jemals über den <strong>Wolf</strong> geschrieben<br />
wurden.<br />
Unter den Wissenschaft lern, die das komplexe soziale<br />
Gefüge innerhalb eines <strong>Wolf</strong>srudels erforscht haben, war<br />
Erik einer der bedeutendsten <strong>und</strong> er tat dies von Gr<strong>und</strong> auf<br />
<strong>und</strong> hingebungsvoll, wie es seinem Charakter entsprach.<br />
Einige seiner Ableitungen <strong>und</strong> Schlussfolgerungen waren<br />
sehr umstritten, etwa die über die hierarchischen Strukturen<br />
innerhalb eines Rudels, sie blieben aber gleichwohl<br />
ein Markstein der Ethologie des <strong>Wolf</strong>es, mit dem sich auch<br />
heute noch jeder Forscher auseinander zu setzen hat.<br />
Unerreicht sind bis heute die von Erik geleiteten Untersuchungen<br />
über Wölfe in Gefangenschaft , sowohl in quantitativer<br />
wie in qualitativer Hinsicht.<br />
Aber dieses Buch lässt die Biologie hinter sich <strong>und</strong> wendet<br />
sich ungewohntem Terrain zu, beispielsweise den historischen<br />
Beziehungen zwischen Menschen <strong>und</strong> Wölfen, wie<br />
sie durch wahre Geschichten, Mythen, Legenden <strong>und</strong> ideologische<br />
Interpretationen bezeugt sind. Ein Biologe bewegt<br />
sich hier auf einem Minenfeld, da er normalerweise nicht<br />
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