Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

den ; vielmehr fressen sie das Zeug oft noch auf, wie es auch Anfa mit diesem Hasen tat. Bevorzugt werden vor allem Kadaver von Wildtieren. Als wir zum Beispiel die Wölfe mit den Innereien von Wildenten fütterten, rollten sich alle zuerst darin, ehe sie fraßen. Die Reste oder auch die ganzen Hausenten, die wir manchmal aus der Schlachterei bekamen, fraßen sie dagegen stets gleich auf, ohne sich darin zu rollen. Daneben wälzten sich die Wölfe gern in faulem Obst und in Kot. Die nichtzahmen Gehegewölfe, die wir nicht aus dem Gehege herausnehmen konnten, waren dabei besonders leicht zum Wälzen zu bringen. Fast jeden fremden Gegenstand, der ins Gehege geworfen wurde, ob Zigarettenschachtel, Zitronenschale oder Kleidungsstück, trugen sie herum, legten ihn hin und wälzten sich darauf. Anfa und auch die anderen Wölfe, die ich aus dem Gehege herausnehmen konnte, wälzten sich vor allem am Anfang von Spaziergängen. Wenn wir dann zum Gehege zurückkamen, wurden sie von den anderen Wölfen immer ganz intensiv berochen. Manchmal versuchten diese sogar, sich an dem Fell eines Heimkehrenden zu reiben. Der Reiz übelriechender Substanzen ist off enbar sehr groß. Dieses Wälzen ist für uns Menschen mit unserem verkümmerten Riechorgan eine seltsam anmutende Verhaltensweise, über deren Funktion wir bis jetzt nur spekulieren können. Es gibt die Vermutung, das »Sichparfümieren« mit Aas habe den Zweck, die anderen Rudelmitglieder auf vorhandene Futterquellen aufmerksam zu machen. Eine andere 136

Hypothese besagt, es könne einer geruchlichen Camoufl age der Wölfe gegenüber Beutetieren dienen, da so ihr Eigengeruch übertönt werde und sie sich besser dem Beutetier nähern könnten. Schließlich ist daran gedacht worden, das Wälzen in Aas diene ausschließlich einer individuellen Befriedigung der Wölfe und habe ansonsten keine weitere Funktion. Die letztere Hypothese ist deshalb unbefriedigend, weil es unmöglich ist, sie experimentell zu testen. Solange keine genauen Beobachtungen an frei lebenden Wölfen vorliegen und auch keine Experimente zu den anderen beiden Erklärungsversuchen gemacht worden sind, ist es müßig, über die Funktion dieser Verhaltensweise zu streiten. Möglicherweise haben alle drei Deutungen eine gewisse Berechtigung. Die optische Kommunikation Ist uns die Bedeutung vieler geruchlicher Signale noch unbekannt, so wissen wir im Bereich der optischen Kommunikation, entsprechend unseren eigenen Fähigkeiten, etwas besser Bescheid. Schon Darwin hat sich mit der Äu ßerung von Emotionen bei Mensch und Tier beschäft igt. Am Beispiel des Ausdrucksverhaltens von Hunden entwickelte er sein Prinzip von der Antithesis, wonach Tier und Mensch bei einer Umkehrung ihrer Intentionen, etwa von Aggression zur Freundlichkeit, auch alle Signale des Ausdrucksverhaltens umkehren. Ein aggressiv angreifender Hund 137

den ; vielmehr fressen sie das Zeug oft noch auf, wie es auch<br />

Anfa mit diesem Hasen tat. Bevorzugt werden vor allem<br />

Kadaver von Wildtieren. Als wir zum Beispiel die Wölfe<br />

mit den Innereien von Wildenten fütterten, rollten sich<br />

alle zuerst darin, ehe sie fraßen. Die Reste oder auch die<br />

ganzen Hausenten, die wir manchmal aus der Schlachterei<br />

bekamen, fraßen sie dagegen stets gleich auf, ohne sich<br />

darin zu rollen. Daneben wälzten sich die Wölfe gern in<br />

faulem Obst <strong>und</strong> in Kot.<br />

Die nichtzahmen Gehegewölfe, die wir nicht aus dem<br />

Gehege herausnehmen konnten, waren dabei besonders<br />

leicht zum Wälzen zu bringen. Fast jeden fremden Gegenstand,<br />

der ins Gehege geworfen wurde, ob Zigarettenschachtel,<br />

Zitronenschale oder Kleidungsstück, trugen sie herum,<br />

legten ihn hin <strong>und</strong> wälzten sich darauf. Anfa <strong>und</strong> auch die<br />

anderen Wölfe, die ich aus dem Gehege herausnehmen<br />

konnte, wälzten sich vor allem am Anfang von Spaziergängen.<br />

Wenn wir dann zum Gehege zurückkamen, wurden<br />

sie von den anderen Wölfen immer ganz intensiv berochen.<br />

Manchmal versuchten diese sogar, sich an dem Fell<br />

eines Heimkehrenden zu reiben. <strong>Der</strong> Reiz übelriechender<br />

Substanzen ist off enbar sehr groß.<br />

Dieses Wälzen ist für uns Menschen mit unserem verkümmerten<br />

Riechorgan eine seltsam anmutende <strong>Verhalten</strong>sweise,<br />

über deren Funktion wir bis jetzt nur spekulieren<br />

können. Es gibt die Vermutung, das »Sichparfümieren« mit<br />

Aas habe den Zweck, die anderen Rudelmitglieder auf vorhandene<br />

Futterquellen aufmerksam zu machen. Eine andere<br />

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