Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
den ; vielmehr fressen sie das Zeug oft noch auf, wie es auch Anfa mit diesem Hasen tat. Bevorzugt werden vor allem Kadaver von Wildtieren. Als wir zum Beispiel die Wölfe mit den Innereien von Wildenten fütterten, rollten sich alle zuerst darin, ehe sie fraßen. Die Reste oder auch die ganzen Hausenten, die wir manchmal aus der Schlachterei bekamen, fraßen sie dagegen stets gleich auf, ohne sich darin zu rollen. Daneben wälzten sich die Wölfe gern in faulem Obst und in Kot. Die nichtzahmen Gehegewölfe, die wir nicht aus dem Gehege herausnehmen konnten, waren dabei besonders leicht zum Wälzen zu bringen. Fast jeden fremden Gegenstand, der ins Gehege geworfen wurde, ob Zigarettenschachtel, Zitronenschale oder Kleidungsstück, trugen sie herum, legten ihn hin und wälzten sich darauf. Anfa und auch die anderen Wölfe, die ich aus dem Gehege herausnehmen konnte, wälzten sich vor allem am Anfang von Spaziergängen. Wenn wir dann zum Gehege zurückkamen, wurden sie von den anderen Wölfen immer ganz intensiv berochen. Manchmal versuchten diese sogar, sich an dem Fell eines Heimkehrenden zu reiben. Der Reiz übelriechender Substanzen ist off enbar sehr groß. Dieses Wälzen ist für uns Menschen mit unserem verkümmerten Riechorgan eine seltsam anmutende Verhaltensweise, über deren Funktion wir bis jetzt nur spekulieren können. Es gibt die Vermutung, das »Sichparfümieren« mit Aas habe den Zweck, die anderen Rudelmitglieder auf vorhandene Futterquellen aufmerksam zu machen. Eine andere 136
Hypothese besagt, es könne einer geruchlichen Camoufl age der Wölfe gegenüber Beutetieren dienen, da so ihr Eigengeruch übertönt werde und sie sich besser dem Beutetier nähern könnten. Schließlich ist daran gedacht worden, das Wälzen in Aas diene ausschließlich einer individuellen Befriedigung der Wölfe und habe ansonsten keine weitere Funktion. Die letztere Hypothese ist deshalb unbefriedigend, weil es unmöglich ist, sie experimentell zu testen. Solange keine genauen Beobachtungen an frei lebenden Wölfen vorliegen und auch keine Experimente zu den anderen beiden Erklärungsversuchen gemacht worden sind, ist es müßig, über die Funktion dieser Verhaltensweise zu streiten. Möglicherweise haben alle drei Deutungen eine gewisse Berechtigung. Die optische Kommunikation Ist uns die Bedeutung vieler geruchlicher Signale noch unbekannt, so wissen wir im Bereich der optischen Kommunikation, entsprechend unseren eigenen Fähigkeiten, etwas besser Bescheid. Schon Darwin hat sich mit der Äu ßerung von Emotionen bei Mensch und Tier beschäft igt. Am Beispiel des Ausdrucksverhaltens von Hunden entwickelte er sein Prinzip von der Antithesis, wonach Tier und Mensch bei einer Umkehrung ihrer Intentionen, etwa von Aggression zur Freundlichkeit, auch alle Signale des Ausdrucksverhaltens umkehren. Ein aggressiv angreifender Hund 137
- Seite 85 und 86: Als wir an diesem Hochstand vorbeik
- Seite 87 und 88: der Waldarbeiter davon erzählt - u
- Seite 89 und 90: Zweites Kapitel Die Entwicklung des
- Seite 91 und 92: ung der Zucht, wie er meinte, einen
- Seite 93 und 94: Welpen folgten Anfa, wie diese mir
- Seite 95 und 96: Solche Bedingungen entsprechen nat
- Seite 97 und 98: wegen der starken Fluchttendenzen n
- Seite 99 und 100: tet dann : Welche Lernprozesse fi n
- Seite 101 und 102: kleinen Beinen und winzigen, noch h
- Seite 103 und 104: Potenz ihrer Selbstbehauptung. Wenn
- Seite 105 und 106: deckt und ausgegraben worden sein.
- Seite 107 und 108: ten nachzujagen und sie zu töten,
- Seite 109 und 110: Die Jagd auf Beutetiere dieser Grö
- Seite 111 und 112: Jagdeifer für diese Sorte von Beut
- Seite 113 und 114: ja vom Menschen, während der Wolf
- Seite 115 und 116: Drittes Kapitel Die »Sprache« der
- Seite 117 und 118: gleichbar sein. In ihrem letzten Le
- Seite 119 und 120: sem Sinne nicht als Kommunikation z
- Seite 121 und 122: hielt sie tief, die Ohren waren nac
- Seite 123 und 124: geruchliche Kontrolle bestätigt da
- Seite 125 und 126: und übermittelt wird, seinen physi
- Seite 127 und 128: wildes Umsichbeißen häufi g, vor
- Seite 129 und 130: Inzwischen waren die Rudelwölfe zu
- Seite 131 und 132: untereinander off ensichtlich sehr
- Seite 133 und 134: Wölfe gemacht. Die einzelnen Rudel
- Seite 135: Weise einer Konfrontation mit den t
- Seite 139 und 140: nach unten gezogen und nach hinten
- Seite 141 und 142: keit und so fort. Welchen Einfl uß
- Seite 143 und 144: Das Ausdrucksmodell von Konrad Lore
- Seite 145 und 146: Das neue Ausdrucksmodell. Von unten
- Seite 147 und 148: Vorstoßen. durch gezielte Bisse, s
- Seite 149 und 150: Imponieren und passive Unterwerfung
- Seite 151 und 152: Drohen zwischen Angst und Aggressio
- Seite 153 und 154: Angriff e aber nichts aus ; sie spi
- Seite 155 und 156: ten, allen Beteiligten gemeinsamen
- Seite 157 und 158: aufgeregten Schwanzbewegungen beim
- Seite 159 und 160: Anstarren Opfer spätestens jetzt,
- Seite 161 und 162: Gewöhnung stets in eindeutiger For
- Seite 163 und 164: Zähne dabei nicht gebleckt werden
- Seite 165 und 166: zu hören sind. Welpen winseln, wen
- Seite 167 und 168: Bei zunehmender Abwehrtendenz misch
- Seite 169 und 170: halten, und die Tiere selber könne
- Seite 171 und 172: Diese Beobachtungen und Versuche ze
- Seite 173 und 174: Zuerst lokalisierte Mech, wie zuvor
- Seite 175 und 176: im Gebüsch verschwundene Wolf, unt
- Seite 177 und 178: waren. Diese Einzelgänger standen
- Seite 179 und 180: kenhaare. Off ene Wunden werden von
- Seite 181 und 182: auf. Ich wollte wieder ihre Entwick
- Seite 183 und 184: der Arbeit mit Wölfen gemacht. Wir
- Seite 185 und 186: Kampf um Futter (links Näschen, ve
den ; vielmehr fressen sie das Zeug oft noch auf, wie es auch<br />
Anfa mit diesem Hasen tat. Bevorzugt werden vor allem<br />
Kadaver von Wildtieren. Als wir zum Beispiel die Wölfe<br />
mit den Innereien von Wildenten fütterten, rollten sich<br />
alle zuerst darin, ehe sie fraßen. Die Reste oder auch die<br />
ganzen Hausenten, die wir manchmal aus der Schlachterei<br />
bekamen, fraßen sie dagegen stets gleich auf, ohne sich<br />
darin zu rollen. Daneben wälzten sich die Wölfe gern in<br />
faulem Obst <strong>und</strong> in Kot.<br />
Die nichtzahmen Gehegewölfe, die wir nicht aus dem<br />
Gehege herausnehmen konnten, waren dabei besonders<br />
leicht zum Wälzen zu bringen. Fast jeden fremden Gegenstand,<br />
der ins Gehege geworfen wurde, ob Zigarettenschachtel,<br />
Zitronenschale oder Kleidungsstück, trugen sie herum,<br />
legten ihn hin <strong>und</strong> wälzten sich darauf. Anfa <strong>und</strong> auch die<br />
anderen Wölfe, die ich aus dem Gehege herausnehmen<br />
konnte, wälzten sich vor allem am Anfang von Spaziergängen.<br />
Wenn wir dann zum Gehege zurückkamen, wurden<br />
sie von den anderen Wölfen immer ganz intensiv berochen.<br />
Manchmal versuchten diese sogar, sich an dem Fell<br />
eines Heimkehrenden zu reiben. <strong>Der</strong> Reiz übelriechender<br />
Substanzen ist off enbar sehr groß.<br />
Dieses Wälzen ist für uns Menschen mit unserem verkümmerten<br />
Riechorgan eine seltsam anmutende <strong>Verhalten</strong>sweise,<br />
über deren Funktion wir bis jetzt nur spekulieren<br />
können. Es gibt die Vermutung, das »Sichparfümieren« mit<br />
Aas habe den Zweck, die anderen Rudelmitglieder auf vorhandene<br />
Futterquellen aufmerksam zu machen. Eine andere<br />
136