Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos

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09.12.2012 Aufrufe

Welche Verhaltensweisen aus dem Jagdrepertoire des Wol fes ein Hund besonders gut erlernt und welche er niemals erlernen wird, ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich. Alle Hunde sind zwar in dieser Hinsicht irgendwie Wölfe geblieben, also Raubtiere ; Motivation und Können variieren indes je nach Zuchtziel beträchtlich, wobei immer wieder einzelne Elemente aus der ursprünglichen Handlungskette hervorgehoben oder unterdrückt worden sind. So ist der Spürhund auf die Arbeit an der Fährte spezia lisiert, der Windhund auf die schnelle Jagd hinter der Beute her. Der Vorstehhund bleibt in der Anschleichphase mit gehobener Vorderpfote wie erstarrt vor der entdeckten Beute stehen und zeigt diese so seinem Herrn an. Der Apportierhund wiederum sucht und bringt seinem Herrn die erlegte Beute, wobei er möglichst sanft anpackt, um diese nicht noch mehr zu zerstören. Viele Terriers hingegen sind gerade auf das feste Zupacken bei kleineren und wehrhaften Tieren gezüchtet, die sie mit kräft igem Schütteln töten. Wieder andere Rassen sind darauf abgerichtet, die Beute im Dickicht zu suchen oder sie auf langen Jagden zu treiben. So ist jeder Spezialist in einem kleinen Ausschnitt des Gesamtrepertoires wölfi scher Jagd. Wie der in einer Disziplin beschlagene Hochleistungssportler sind auch sie sportlich genug, in anderen Sparten Passables zu leisten. Demgegenüber entspricht der Wolf dem Zehnkämpfer unter den Leichtathleten, beherrscht er doch alle Sparten der Jagd gleich gut und sehr früh in seinem Leben. Doch wen wundert das ? Auch der Jagdhund bekommt sein Fressen 112

ja vom Menschen, während der Wolf sich bald selbst zu helfen wissen muß. Die zweite Besonderheit, die mir beim Verhalten des Wolfes gegenüber dem des Hundes auffi el, ist die, daß Wölfe viel schneller lernen, was sie bei der Jagd nicht können oder was sinnlose Jagd ist. Die eine Erfahrung mit der nicht als Auto erkannten »Beute« war für Anfa genug ; danach traten solche Fehler nicht mehr auf. Das gleiche galt für Vögel, die auf dem Feld saßen, und für fl üchtende Hasen einmaliges erfolgloses Hinterherjagen reichte für alle Zukunft . Die Pudel hingegen konnten vom Spiel mit den Krähen auf dem Feld ebensowenig genug bekommen wie meine späteren Jagdhunde, die etwa davonrasende Hasen über Berg und Tal verfolgten. Natürlich gelingt es einem Jagdhund hin und wieder, bei dieser wahllosen Jagd einen kranken oder angeschossenen Hasen zu greifen ; doch dafür bedarf es nicht hartnäckigen Nachhetzens. Ein Jagdhund, der einfach allem hinterherjagt, lernt erst langsam und mit wachsender Erfahrung zu unterscheiden, welche Beute sich lohnt und welche nicht. Ganz anders die Wölfe. Schon als große Welpen erscheinen sie in dieser Hinsicht wie der abgebrühteste Jagdhund. Fast würde man meinen, es fehle ihnen an der nötigen Jagdmotivation, wenn sie hier einen davonrennenden Hasen ignorieren und kurz darauf einem Reh gerade noch nachschauen, während der uns begleitende Jagdhund, vor Eifer zitternd, kaum zurückzuhalten ist. Doch wenn sie einmal loshetzen, ist ein Erfolg fast immer gegeben. So scheinen 113

Welche <strong>Verhalten</strong>sweisen aus dem Jagdrepertoire des<br />

Wol fes ein H<strong>und</strong> besonders gut erlernt <strong>und</strong> welche er niemals<br />

erlernen wird, ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich.<br />

Alle H<strong>und</strong>e sind zwar in dieser Hinsicht irgendwie Wölfe<br />

geblieben, also Raubtiere ; Motivation <strong>und</strong> Können variieren<br />

indes je nach Zuchtziel beträchtlich, wobei immer wieder<br />

einzelne Elemente aus der ursprünglichen Handlungskette<br />

hervorgehoben oder unterdrückt worden sind. So ist<br />

der Spürh<strong>und</strong> auf die Arbeit an der Fährte spezia lisiert,<br />

der Windh<strong>und</strong> auf die schnelle Jagd hinter der Beute her.<br />

<strong>Der</strong> Vorstehh<strong>und</strong> bleibt in der Anschleichphase mit gehobener<br />

Vorderpfote wie erstarrt vor der entdeckten Beute<br />

stehen <strong>und</strong> zeigt diese so seinem Herrn an. <strong>Der</strong> Apportierh<strong>und</strong><br />

wiederum sucht <strong>und</strong> bringt seinem Herrn die<br />

erlegte Beute, wobei er möglichst sanft anpackt, um diese<br />

nicht noch mehr zu zerstören. Viele Terriers hingegen sind<br />

gerade auf das feste Zupacken bei kleineren <strong>und</strong> wehrhaften<br />

Tieren gezüchtet, die sie mit kräft igem Schütteln töten.<br />

Wieder andere Rassen sind darauf abgerichtet, die Beute<br />

im Dickicht zu suchen oder sie auf langen Jagden zu treiben.<br />

So ist jeder Spezialist in einem kleinen Ausschnitt des<br />

Gesamtrepertoires wölfi scher Jagd. Wie der in einer Disziplin<br />

beschlagene Hochleistungssportler sind auch sie sportlich<br />

genug, in anderen Sparten Passables zu leisten. Demgegenüber<br />

entspricht der <strong>Wolf</strong> dem Zehnkämpfer unter<br />

den Leichtathleten, beherrscht er doch alle Sparten der<br />

Jagd gleich gut <strong>und</strong> sehr früh in seinem Leben. Doch wen<br />

w<strong>und</strong>ert das ? Auch der Jagdh<strong>und</strong> bekommt sein Fressen<br />

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