Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos Der Wolf Verhalten, Ökologie und Mythos
Anfa nicht beeindrucken, als wir durch die Herde gingen, und Anfa machte keine Anstalten, eines der Tiere anzugreifen. Erst anderthalb Jahre später, als weitere vier zahme Wölfe bei unseren Spaziergängen dabei waren und eine Kuhherde plötzlich vor dem Wolfsrudel Reißaus nahm, begriff Anfa, daß auch Kühe als mögliche Beute in Betracht kamen ; das Fluchtverhalten der Kühe schien dies bewirkt zu haben. In der Folge lernte sie auch Pferde als potentielle Beutetiere erkennen. Nach dieser Erfahrung waren weder Anfa noch die vier jungen Wölfe fortan von der Rinder- und Pferdejagd abzuhalten. Natürlich waren es für sie zu große Beuteobjekte, und kein Rind, kein Pferd kam jemals zu Schaden. Die Wölfe griff en zwar an, mußten aber bald einsehen, daß die Hörner der Rinder und die Hufe der Pferde allzu gefährliche Waff en waren. Immerhin waren die Herden nach solchen Attacken schnell über die Felder verstreut – und die Bauern in entsprechender Stimmung. So mußte ich notgedrungen die Wölfe an die Leine nehmen, wenn Rinder oder Pferde in der Nähe der Försterei auf der Weide standen. Mit der Zeit lernten die Wölfe dann, daß Beutetiere dieser Größenordnung für sie um einiges zu groß waren, und der Jagdeifer ließ allmählich nach. Diese Beobachtungen zeigen, daß Wölfe off enbar erst lernen müssen, was mögliche Beute ist. Ein wichtiges Beutemerkmal ist dabei die schnelle Bewegung. Diese löst bei den jungen Wölfen zunächst Jagdverhalten aus. Ein möglicher Erfolg, etwa der Fang eines Junghasen, verstärkt den 110
Jagdeifer für diese Sorte von Beute. Schon die ersten Versuche der jungen Welpen, Heuschrecken oder Mäuse zu erjagen, dienen wohl eher der Einübung, der Koordination der Bewegungen beim Beutegreifen und der Verstärkung der Jagdmotivation als dem eigentlichen Nahrungserwerb. Bereits nach einmaligem Fehlverhalten, wie bei der Autojagd, oder aufgrund wiederholter Mißerfolge, wie bei der Rinder- und Pferdejagd, lernen die Wölfe aber ebenso, was nicht als Beutetier in Frage kommt. Unterschiede zwischen Wolf und Hund Im Vergleich mit den Pudeln in Rickling und mit meinen späteren Jagdhunden fi elen mir zwei wesentliche Besonderheiten im Verhalten der Wölfe auf. Die eine ist, daß sie sehr früh und ungemein geschickt einer für sie erlegbaren Beute nachstellen und sie töten. Die hierfür notwendige Erfahrung scheinen sie ausschließlich im Spiel zu erwerben. Zwar müssen sie lernen, welche Beute ihnen gemäß ist ; doch wie sie dem jeweiligen Beutetier am besten nachstellen, wie sie es anspringen und töten müssen, das beherrschen sie auf Anhieb. Alle Hunde hingegen, also auch die speziell für die Jagd gezüchteten, stellen sich anfänglich sehr viel weniger geschickt an, insbesondere dann, wenn es sich um wehrhaft e Beutetiere wie etwa Katzen handelt. Was die Wölfe sofort und perfekt können, müssen die Hunde sich mühsam aneignen. 111
- Seite 59 und 60: »Rotkäppchen-Komplex« leidet, wi
- Seite 61 und 62: dert, aber keineswegs in Richtung F
- Seite 63 und 64: Lebenstag - ist es verdammt schwer,
- Seite 65 und 66: die vorherrschende Farbe ihres Fell
- Seite 67 und 68: keines so erbarmungslos verfolgt wi
- Seite 69 und 70: und Jack London stetig gewachsene S
- Seite 71 und 72: einmal ein Knacken von Ästen, ein
- Seite 73 und 74: meiner Frau und den vier zahmen Wö
- Seite 75 und 76: den Abruzzen war schließlich der G
- Seite 77 und 78: wohl doch nicht gar so ernst meint
- Seite 79 und 80: sinnvoll, sie schon früh von ihrer
- Seite 81 und 82: Millimeter-Spritze. Der Schlauch wu
- Seite 83 und 84: ung noch große Angst gezeigt hatte
- Seite 85 und 86: Als wir an diesem Hochstand vorbeik
- Seite 87 und 88: der Waldarbeiter davon erzählt - u
- Seite 89 und 90: Zweites Kapitel Die Entwicklung des
- Seite 91 und 92: ung der Zucht, wie er meinte, einen
- Seite 93 und 94: Welpen folgten Anfa, wie diese mir
- Seite 95 und 96: Solche Bedingungen entsprechen nat
- Seite 97 und 98: wegen der starken Fluchttendenzen n
- Seite 99 und 100: tet dann : Welche Lernprozesse fi n
- Seite 101 und 102: kleinen Beinen und winzigen, noch h
- Seite 103 und 104: Potenz ihrer Selbstbehauptung. Wenn
- Seite 105 und 106: deckt und ausgegraben worden sein.
- Seite 107 und 108: ten nachzujagen und sie zu töten,
- Seite 109: Die Jagd auf Beutetiere dieser Grö
- Seite 113 und 114: ja vom Menschen, während der Wolf
- Seite 115 und 116: Drittes Kapitel Die »Sprache« der
- Seite 117 und 118: gleichbar sein. In ihrem letzten Le
- Seite 119 und 120: sem Sinne nicht als Kommunikation z
- Seite 121 und 122: hielt sie tief, die Ohren waren nac
- Seite 123 und 124: geruchliche Kontrolle bestätigt da
- Seite 125 und 126: und übermittelt wird, seinen physi
- Seite 127 und 128: wildes Umsichbeißen häufi g, vor
- Seite 129 und 130: Inzwischen waren die Rudelwölfe zu
- Seite 131 und 132: untereinander off ensichtlich sehr
- Seite 133 und 134: Wölfe gemacht. Die einzelnen Rudel
- Seite 135 und 136: Weise einer Konfrontation mit den t
- Seite 137 und 138: Hypothese besagt, es könne einer g
- Seite 139 und 140: nach unten gezogen und nach hinten
- Seite 141 und 142: keit und so fort. Welchen Einfl uß
- Seite 143 und 144: Das Ausdrucksmodell von Konrad Lore
- Seite 145 und 146: Das neue Ausdrucksmodell. Von unten
- Seite 147 und 148: Vorstoßen. durch gezielte Bisse, s
- Seite 149 und 150: Imponieren und passive Unterwerfung
- Seite 151 und 152: Drohen zwischen Angst und Aggressio
- Seite 153 und 154: Angriff e aber nichts aus ; sie spi
- Seite 155 und 156: ten, allen Beteiligten gemeinsamen
- Seite 157 und 158: aufgeregten Schwanzbewegungen beim
- Seite 159 und 160: Anstarren Opfer spätestens jetzt,
Jagdeifer für diese Sorte von Beute. Schon die ersten Versuche<br />
der jungen Welpen, Heuschrecken oder Mäuse zu<br />
erjagen, dienen wohl eher der Einübung, der Koordination<br />
der Bewegungen beim Beutegreifen <strong>und</strong> der Verstärkung<br />
der Jagdmotivation als dem eigentlichen Nahrungserwerb.<br />
Bereits nach einmaligem Fehlverhalten, wie bei der<br />
Autojagd, oder aufgr<strong>und</strong> wiederholter Mißerfolge, wie bei<br />
der Rinder- <strong>und</strong> Pferdejagd, lernen die Wölfe aber ebenso,<br />
was nicht als Beutetier in Frage kommt.<br />
Unterschiede zwischen <strong>Wolf</strong> <strong>und</strong> H<strong>und</strong><br />
Im Vergleich mit den Pudeln in Rickling <strong>und</strong> mit meinen<br />
späteren Jagdh<strong>und</strong>en fi elen mir zwei wesentliche Besonderheiten<br />
im <strong>Verhalten</strong> der Wölfe auf. Die eine ist, daß sie<br />
sehr früh <strong>und</strong> ungemein geschickt einer für sie erlegbaren<br />
Beute nachstellen <strong>und</strong> sie töten. Die hierfür notwendige<br />
Erfahrung scheinen sie ausschließlich im Spiel zu erwerben.<br />
Zwar müssen sie lernen, welche Beute ihnen gemäß<br />
ist ; doch wie sie dem jeweiligen Beutetier am besten nachstellen,<br />
wie sie es anspringen <strong>und</strong> töten müssen, das beherrschen<br />
sie auf Anhieb. Alle H<strong>und</strong>e hingegen, also auch die<br />
speziell für die Jagd gezüchteten, stellen sich anfänglich<br />
sehr viel weniger geschickt an, insbesondere dann, wenn es<br />
sich um wehrhaft e Beutetiere wie etwa Katzen handelt. Was<br />
die Wölfe sofort <strong>und</strong> perfekt können, müssen die H<strong>und</strong>e<br />
sich mühsam aneignen.<br />
111