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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

kognitive Struktur, bezieht sich auf die gesamte Sammlung von Kognitionen über das Selbst einschließlich von<br />

Selbst-Schemata, möglichen Selbsten und weniger ausgearbeiteten Selbsten und scheint somit ein umfassenderer<br />

Ansatz zu sein als das in der Pflegeliteratur referierte Verständnis <strong>des</strong> Selbstkonzepts (s. Farchus Stein 1995:<br />

188f), das die Begriffe ‚Selbstkonzept’ und ‚Selbstwertschätzung/-achtung’ häufig synonym verwendet. So gesehen<br />

bietet das Schema-Modell einen differenzierteren Ansatz. Neben dem Verweis auf verschiedene Methoden<br />

<strong>zur</strong> Erfassung der unterschiedlichen Aspekte <strong>des</strong> Selbstkonzepts könnte sich dieses Modell auch <strong>zur</strong> Vertiefung<br />

<strong>des</strong> Konzeptbegriffs innerhalb pflegetheoretischer Ansätze wie dem von King oder Roy als nützlich erweisen (s.<br />

Farchus Stein 1995: 190).<br />

Gail M. Houck und Adele M. Spegmann (1999: 1) hingegen setzen sich mit Blick auf die Rolle, die den Gesundheitsberufen<br />

bei der Unterstützung und Förderung der Entwicklung <strong>des</strong> Selbst zukommt, mit dem bisherigen<br />

theoretischen Verständnis zum Selbst und den entsprechenden sozialen Prozessen auseinander. Ihnen geht es darum,<br />

den Blick auf präventive Strategien <strong>zur</strong> Verhütung von Persönlichkeitsstörungen und psychischer Gesundheitsprobleme<br />

zu lenken sowie auf geeignete frühe Interventionen. Sie betonen, dass Präventionsbemühungen<br />

ganz allgemein darauf abzielen, das Wissen über die Entwicklung von Störungen/Problemen mit der zeitlichen<br />

Terminierung von Interventionen zu verknüpfen, weil es so möglich ist, das ‚Zeitfenster’ für Interventionen zu<br />

bestimmen. Sie zeichnen die Entwicklung <strong>des</strong> Selbst nach, um die Zeitpunkte zu identifizieren, in der kritische<br />

Faktoren eine wichtige Rolle im Entwicklungsverlauf spielen. Als solche gelten herausragende Entwicklungsphasen,<br />

auf die sich bislang eher Strategien <strong>zur</strong> Förderung der Kindererziehung und der Verbesserung der emotionalen<br />

sowie kognitiven Entwicklung gestützt hätten. Hierbei sei der Entwicklung <strong>des</strong> Selbst als solchem jedoch<br />

eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt worden.<br />

Renate Tewes (2002: 130) stellt in ihrer Arbeit ‚Pflegerische Verantwortung’ mit Blick auf den internationalen<br />

Forschungsstand der Pflegewissenschaft zum Selbstkonzept fest, dass sich die Forschung schwerpunktmäßig auf<br />

den Patienten und weniger auf das berufliche Selbstkonzept von Pflegekräften konzentriert (s. hierzu auch Corwin<br />

2001). Sie lenkt ihr Augenmerk im Zusammenhang mit dem von ihr untersuchten Verantwortungsbegriff auf<br />

das berufliche Selbstkonzept. Anne-Dorothea Napiwotzky (1998) greift in Bezug auf die berufliche Identität und<br />

die Berufsrolle einer Pflegekraft auf den von Karl Haußer (1995) entwickelten Identitätsbegriff <strong>zur</strong>ück, da dieser<br />

das Soziale und das Individuelle miteinander verbinde. Haußer geht das Thema Identität von drei Seiten an. In<br />

einem ersten Schritt beschreibt er Identität als situative Erfahrung und unterscheidet in diesem Zusammenhang<br />

vier Aspekte: subjektive Bedeutsamkeit, Selbstwahrnehmung, Selbstbewertung und personale Kontrolle. Letztere<br />

definiert er als das Bedürfnis, „auf Gegebenheiten und Ereignisse im Umfeld Einfluss zu nehmen“ (s. Haußer<br />

1995: 17). Die beiden Teilaspekte subjektive Bedeutsamkeit und Betroffenheit stellen für ihn einen Filter für die<br />

Identitätsrelevanz von Erfahrungen dar. Danach<br />

„umfasst Identität als situative Erfahrung die kognitive Komponente der Selbstwahrnehmung, die emotionale<br />

Komponente der Selbstbewertung und die handlungsbezogene Komponente der personalen Kontrolle“<br />

(Haußer 1995: 21).<br />

Außerdem betrachtet er Identität als übersituative Verarbeitung. In diesem Zusammenhang behandelt er drei<br />

Identitätskomponenten, und zwar das Selbstkonzept, definiert als generalisierte Selbstwahrnehmung, das Selbstwertgefühl,<br />

definiert als generalisiertes Selbstwertgefühl und die Kontrollüberzeugung, definiert als generalisierte<br />

personale Kontrolle. Im dritten Schritt beschäftigt er sich mit Identität als Quelle <strong>zur</strong> Motivation und geht<br />

hierbei auf die Punkte innere Verpflichtung, Selbstanspruch in Bedürfnissen und Interessen sowie auf Kontrollmotivation,<br />

Selbstwertherstellung und Realitätsprüfung ein. Er fasst die Ergebnisse in einem Modell der<br />

Identitätsregulation zusammen, dem eine initiative und eine reaktive Konzeption <strong>des</strong> Subjekts zugrunde liegen,<br />

und bestimmt Identität<br />

„[…] als die Einheit aus Selbstkonzept, Selbstwertgefühl und Kontrollüberzeugung eines Menschen, die er<br />

aus subjektiv bedeutsamen und betroffen machenden Erfahrungen über Selbstwahrnehmung, Selbstbewer-<br />

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