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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

Analyse erlaube (s. ebenda: 2006: 39f). Er beschreibt eine Reihe von psychischen Prozessen, die sowohl fremdwie<br />

auch selbstbezogen sein können wie etwa Wahrnehmen, Erinnern, Denken, Sprechen, Beurteilen/Bewerten,<br />

Vorstellen/Erwarten, Fühlen sowie Intendieren/Wollen (s. Mummendey 2006: 41ff). Weiter skizziert er 19 aus<br />

der Selbstkonzeptforschung oder der Psychologie <strong>des</strong> ‚Selbst’ hervorgegangene selbstbezogene Kategorien wie<br />

z.B. self-awareness, self-consciousness, self-esteem, self-discrepancy. Im nächsten Schritt verfolgt er die Selbstkonzeptforschung<br />

entlang der Lebensspanne, d.h. von der Kindheit bis zum hohen Alter, bevor er auf die verschiedenen<br />

Theorien zum ‚Selbst’ und zum Selbstkonzept eingeht. Schließlich diskutiert er Probleme der Messung<br />

von Selbst und Selbstkonzept und stellt einige der üblichen Methoden der Selbstkonzeptmessung vor. Abschließend<br />

gibt er Einblick in ausgewählte Probleme und Ergebnisse der Selbstkonzeptforschung. An die von<br />

ihm vorgestellte Selbstkonzeptforschung und die damit verbundene Begrifflichkeit wird in der Pflegewissenschaft<br />

in unterschiedlicher Weise angeknüpft (s. bspw. Thompson et al. 1986, Taylor et al. 1989, Mischo-Kelling<br />

2001, Tewes 2002).<br />

In der schon erwähnten Arbeit von LeMone (1991: 128) werden verschiedene Untersuchungen angeführt, die<br />

sich zum einen mit den Auswirkungen befassen, die das Selbstkonzept auf das menschliche Handeln hat, zum<br />

anderen damit, wie sich Veränderungen in körperlichen und psychischen Funktionen auf das Selbstkonzept auswirken.<br />

Weiter sagt sie, werde der Begriff ‚Selbstkonzept’ in der Literatur häufig in Zusammenhang mit den Begriffen<br />

‚Selbstwertschätzung’ und ‚Körperbild’ verwendet. Als Synonym für das ‚Selbstkonzept’ werde der Begriff<br />

‘Identität’ gebraucht. Aus der von ihr analysierten Literatur ermittelt sie die nachstehenden Merkmale, die<br />

gegeben sein müssen, damit der Mensch ein Selbstkonzept bilden kann:<br />

• eine intakte neuro-sensorische Anatomie und Physiologie<br />

• ausreichende kognitive Fähigkeiten <strong>zur</strong> Wahrnehmung umgebungsbezogener Stimuli<br />

• verbale und nonverbale Interaktionen mit anderen Menschen.<br />

Als Konsequenz der Herausbildung eines Selbstkonzepts können dann Selbstbewusstsein, eine fortschreitende<br />

Entwicklung, die Fähigkeit, Ereignissen bzw. Erfahrungen Sinn zuzuschreiben, sowie die Fähigkeit <strong>zur</strong> Anpassung<br />

an physische und emotionale Stressoren angenommen werden (LeMone 1991: 129). Das Selbstkonzept ist<br />

nach LeMone (1991: 129) eine immaterielle abstrakte menschliche Qualität, die dem einzelnen Menschen ermöglicht,<br />

sich von Anderen zu unterscheiden. Es umfasst psychische wie physische Dimensionen und besteht<br />

aus kognitiven und affektiven Bestandteilen. Das Selbstkonzept ist eine Bestimmungsgröße für das Handeln und<br />

für Gefühle, wobei Veränderungen zu negativen Gefühlen wie Schuldgefühlen, Angst, Hilflosigkeit usw. führen<br />

können.<br />

Karen Farchus Stein (1995: 187) schlägt aufgrund der herausragenden Stellung, die dem Selbstkonzept in Bezug<br />

auf das physische und psychische Wohlbefinden von Menschen in der Pflege zukommt, und aufgrund der offenbar<br />

schwierigen Operationalisierung <strong>des</strong> Selbstkonzepts in einem empirisch abgestützten, theoretisch und in der<br />

Pflegepraxis zu nutzenden Bezugsrahmen vor, dass sich die Pflegeforschung das von Markus und MitarbeiterInnen<br />

entwickelte sozialpsychologische Schema-Modell <strong>des</strong> Selbstkonzepts zunutze machen sollte. Selbst-<br />

Schemata werden wie bei Filipp (s. S. 68) als Wissensstrukturen verstanden. Sie können entwickelt werden in<br />

Bezug auf jeden Aspekt <strong>des</strong> Menschen einschließlich physischer Merkmale. Die von einem selbst oder von Anderen<br />

vorgenommenen Klassifizierungen und Bewertungen in Bezug auf eigene physische und verhaltensmäßige<br />

Merkmale werden als Mittel verstanden, über die die Schemata gebildet werden. Diese Selbst-Schemata werden<br />

als aktive, arbeitende Strukturen verstanden, die die Wahrnehmungen, Erinnerungen und emotionalen verhaltensmäßigen<br />

Reaktionen formen. Ein anderer Aspekt ist der, dass diese Selbst-Schemata prozedurales Wissen in<br />

Form von Regeln, Strategien und Routinen umfassen und so dem Verhalten in dem jeweils betrachteten Bereich<br />

eine Organisation und Form bieten. Der zeitliche Aspekt wird im Schema-Model mit dem Begriff <strong>des</strong> ‚possible<br />

self’ (<strong>des</strong> möglichen Selbst) erfasst. Diesen ‚possible selves’ kommt offenbar eine wichtige Rolle beim motivierenden<br />

und regulierenden zielgerichteten Verhalten zu. Das Schema-Modell, definiert als eine reiche, vielseitige,<br />

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