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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

� ein stabiles Merkmal von Menschen ist, welches durch Erfahrungen erworben wird und durch Interventionen<br />

modifiziert werden kann<br />

� ein zentrales Konstrukt ist, dass die eigene Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen und ihr Verhalten<br />

zu prognostizieren, ermöglicht<br />

� eine Idee ist, die beeinflusst, wie man sich mit den unvorhergesehenen Vorfällen <strong>des</strong> täglichen Lebens<br />

auseinandersetzt und diese handhabt<br />

� ein primäres Anliegen für Pflegekräfte ist, die Patienten pflegen“ (McFarland/ McCann 1986: 1814).<br />

Im Sinne einer Synthese präsentieren sie die aus verschiedenen sozialpsychologischen, soziologischen und psychologischen<br />

Theorien (z.B. Cooley, James, Mead, Rogers, Sullivan, Epstein) abgeleiteten wichtigsten Merkmale,<br />

die mit dem Selbstkonzept in Beziehung gebracht werden:<br />

� „Es ist nicht abtrennbar vom sozialen Leben, da es mittels Erfahrungen in sozialen Interaktionen entwickelt<br />

wird.<br />

� Es ist in seiner Formation und Existenz fortwährend und zirkulär. Es beeinflusst und kontrolliert unsere<br />

Wahrnehmungen und unser Verhalten über die Zeit.<br />

� Es beinhaltet unterschiedliche empirische ‚Selbste‘; d.h. ein materielles oder körperliches Selbst, ein<br />

soziales Selbst und ein spirituelles Selbst.<br />

� Es ist der Kern unserer Persönlichkeit und spielt eine Schlüsselrolle bei der Bestimmung, welche<br />

Wahrnehmungen und Erfahrungen für die Aufnahme in die eigene allgemeine Organisation der Persönlichkeit<br />

relevant sind.<br />

� Es ist wesentlich für das psychische Funktionieren eines Menschen um die Organisation <strong>des</strong> Selbstkonzepts<br />

aufrechtzuerhalten. Wird die Organisation <strong>des</strong> menschlichen Selbstkonzepts bedroht, dann erlebt<br />

der Mensch Angst. Wenn er sich gegen die Bedrohung und die daraus folgende Angst nicht verteidigen<br />

kann, kann das zu katastrophischen Desorganisationen der Persönlichkeit führen.<br />

� Es handelt sich um eine dynamische Organisation, die sich mit der Einverleibung neuer Erfahrungen<br />

verändert. Sobald das phänomenale Selbst etabliert ist, dient es dem Menschen als fundamentaler Bezugsrahmen<br />

und hat insofern ein hohes Maß an Stabilität und Konsistenz.<br />

� Es hat zwei wesentliche Funktionen: 1. Es organisiert die Daten der Erfahrungen <strong>des</strong> täglichen Lebens,<br />

insbesondere jene, die mit sozialen Interaktionen verbunden sind, in einschätzbare Handlungssequenzen<br />

und Reaktionen; und 2. versucht es, Erfordernissen/Bedürfnissen zu genügen, indem es Missbilligung<br />

und Angst minimiert“ (McFarland/McCann 1986: 1816).<br />

Einen anderen Schwerpunkt setzen Taylor et al. (1989: 1016ff). Sie diskutieren das Selbstkonzept und die damit<br />

verbundenen Ideen im Kontext der Maslowschen Hierarchie menschlicher Bedürfnisse und ordnen das Selbstkonzept<br />

dem Bedürfnis nach Selbstwertschätzung (soziale Anerkennung) und nach Selbstverwirklichung zu. Sie<br />

beschäftigen sich mit den verschiedenen Dimensionen <strong>des</strong> Selbstkonzepts, wozu sie das Selbstwissen (wer bin<br />

ich), die Selbsterwartungen (wer oder was möchte ich sein) und die Selbstbewertung (wie sehr mag ich mich)<br />

zählen, sowie mit der Herausbildung <strong>des</strong> Selbst, mit Bedrohungen <strong>des</strong> Selbstkonzepts und entsprechenden Abwehrmechanismen<br />

sowie mit Schlüsselfaktoren, die das Selbstkonzept beeinflussen. Sie beschreiben das Selbstkonzept<br />

als das mentale Image oder Bild, dass der Einzelne von sich selbst hat. Es umfasst alle mit dem ‚I’ oder<br />

‚Me’ assoziierten Gefühle, Überzeugungen und Werte. Weiter rechnen sie die nachfolgenden Begriffe dem<br />

Selbstkonzept zu:<br />

• das „Körperbild: Wie erfahre bzw. erlebe ich meinen Körper?<br />

• das subjektive Selbst: Wie sehe ich mich selber, wer, denke ich, bin ich?<br />

• das ideale Selbst: Das Selbst, das ich sein möchte oder fühle, sein zu sollen?<br />

• das soziale Selbst: Die Art wie ich glaube, dass Andere mich sehen“ (Atwater 1987, zitiert in Taylor et<br />

al. 1989: 1016)<br />

Bezogen auf die Pflegepraxis heben sie hervor, dass eine Pflegekraft, bevor sie bei Patienten erfolgreich Störungen<br />

in Hinblick auf die Selbstwertschätzung identifizieren und auf diese mit geeigneten Interventionen eingehen<br />

kann, mit sich selbst zufrieden sein und über ein gewisses Maß an Selbstwertschätzung verfügen muss. Weiter<br />

beschreiben sie, wie das Selbstkonzept eingeschätzt werden kann. Die in der Pflegewissenschaft beschriebenen<br />

Vorstellungen zum Selbstkonzept, insbesondere im Bereich von Pflegediagnostik und Intervention lehnen sich<br />

eng an Erkenntnisse der Psychologie an, weshalb hier ein kurzer Blick auf diese Disziplin geworfen werden soll.<br />

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