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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 3<br />

Hauptströmungen in der amerikanischen Sozialpsychologie, eine soziologisch und eine psychologisch orientierte.<br />

Beide seien für das Selbstkonzept gleichermaßen wichtig, auch wenn sie sich in ihrem jeweiligen Fokus unterscheiden.<br />

Er schlägt vor, zwischen den Begriffen Selbst und Selbstkonzept zu unterschieden. Als Selbst versteht<br />

er<br />

"the process of reflexivity which emanates from the dialectic between the ‘I’ and ‘ME’” (Gecas 1982:<br />

2f).<br />

Beim Selbst handelt es sich entsprechend den Formulierungen von William James’ (1890) und Meads (1934) um<br />

ein reflexives Phänomen, welches sich in der sozialen Interaktion entwickelt und auf dem sozialen Charakter der<br />

menschlichen Sprache gründet (s. Gecas: 3). Das Selbst-Konzept hingegen ist das Produkt dieser reflexiven<br />

Handlungen. Es handelt sich hierbei um jenes Konzept,<br />

"welches der Einzelne von sich selbst als physisches, soziales, spirituelles oder moralisches Wesen<br />

hat" (ebenda: 3).<br />

Nach Gecas (1982: 4) haben wir es beim Selbst-Konzept mit einem auf Erfahrung basierenden Phänomen zu tun.<br />

Das Interesse der Sozialpsychologie richtet sich auf verschiedene Dimensionen <strong>des</strong> Selbst-Konzepts. Er schlägt<br />

vor, zwischen den Inhalten von Selbstkonzepten, den Identitäten, und den Selbstbewertungen (selfesteem/Selbstwertschätzung)<br />

zu unterscheiden 12 .<br />

Mit Blick auf die Bedeutung, die diesen Phänomenen in der Pflegewissenschaft insbesondere im Bereich der<br />

Pflegediagnostik zukommt, datiert Priscilla LeMone (1991: 127) die historische Herkunft <strong>des</strong> Begriffs in ihrer<br />

Konzept-Analyse auf das Ende <strong>des</strong> 19./Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts und verweist mit Blick auf die theoretische<br />

Richtung <strong>des</strong> Symbolischen Interaktionismus auf James, Cooley und Mead (s. auch McFarland/McCann 1986:<br />

1814f). Bei der zweiten, von ihr erwähnten Richtung, den phänomenologisch orientierten Theorien innerhalb der<br />

Psychologie tauchen die Namen Arthur W. Combs & Donald Syngg auf sowie die von Rogers und Maslow, auf<br />

die in der Pflegewissenschaft immer wieder Bezug genommen wird. Beiden Richtungen ist gemein, dass sie davon<br />

ausgehen, dass das Selbstkonzept das Ergebnis sozialer Erfahrungen ist und dass es das Verhalten bestimmt.<br />

Stellvertretend seien hier Syngg/Combs (1959) genannt, nach denen es unendlich viele Möglichkeiten gibt, das<br />

Selbst zu beschreiben. Jeder Mensch habe vielfältige Möglichkeiten sich selbst zu sehen bzw. wahrzunehmen.<br />

Sie heben hervor, dass einige Selbst-Wahrnehmungen, wie z.B. die Wahrnehmung <strong>des</strong> eigenen Geschlechts von<br />

grundlegenderer Bedeutung zu sein scheinen als andere. Selbstkonzepte variieren in Schärfe oder Klarheit, was<br />

sie als figure-ground relationship bezeichnen. Als charakteristische Merkmale eines Selbst beschreiben sie Konsistenz<br />

und Stabilität.<br />

Bezogen auf die Pflegepraxis betonen McFarland/McCann (1986: 1813ff), dass es für das Verständnis eines anderen<br />

Menschen wichtig sei, das Selbstkonzept und die Standards zu verstehen, mittels derer er sich selbst bewertet.<br />

Da das Selbstkonzept <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen einer der wichtigsten Schlüssel zum Verständnis seines<br />

Verhaltens ist und da Pflegekräfte in der Pflegepraxis immer wieder mit Menschen konfrontiert werden, die<br />

an einem gestörten Körperbild, an mangelnder Selbstwertschätzung usw. leiden, sei es wichtig, Strategien zu<br />

entwickeln, wie das Selbstkonzept <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen eingeschätzt werden kann, um im weiteren Verlauf<br />

mit geeigneten Maßnahmen zu einem verbesserten Selbstkonzept <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen beitragen zu<br />

können (s. auch Thelan et al. 1994). Mit Blick auf die therapeutische Wirksamkeit pflegerischen Handelns sei<br />

<strong>des</strong> Weiteren ein Verständnis der Funktionsweise <strong>des</strong> Selbstkonzepts von außerordentlicher Bedeutung. Sie heben<br />

zusammenfassend hervor, dass das Selbstkonzept<br />

� „der bedeutendste Aspekt der wahrgenommenen Welt eines Menschen ist<br />

12<br />

In der Soziologie <strong>des</strong> Selbst, so Gecas (1982: 5), habe sich die Auffassung durchgesetzt, „that our self-concepts reflect the<br />

responses and appraisals of others". Diese gehe auf Cooley (1902) einflussreiches Konzept <strong>des</strong> ‚looking-glass-self' <strong>zur</strong>ück<br />

sowie auf Meads Theorie, wonach das Selbstkonzept sich über den Prozess der Rollenübernahme entwickle.<br />

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