09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 3<br />

3. SELBST, SELBSTKONZEPT UND KÖRPERBILD IM KONTEXT VON HANDELN UND<br />

ARBEITEN –ERSTE ANNÄHERUNG AN DEN GEGENSTAND 1<br />

Wie die Rekonstruktion und Analyse <strong>des</strong> RLT-Modells ergeben hat, verweisen die Konzepte <strong>des</strong> RLT-Modells<br />

sämtlich mehr oder weniger auf die Begriffe Selbst, Selbstkonzept und Körperbild ebenso wie die im ursprünglichen<br />

Modell beschriebenen vier Handlungskomplexe<br />

� der AL insgesamt und der einzelnen AL<br />

� der präventiven Aktivitäten<br />

� der zum Wohlbefinden beitragenden Aktivitäten<br />

� der suchenden, erkundenden, bzw. der Aktivitäten, die in den abhängigen Bereich der Pflege fallen (s.<br />

Kap. 2).<br />

In diesem Kapitel geht es primär um die Frage, wie menschliches Handeln im Allgemeinen und pflegerisches<br />

Handeln im Besonderen möglich ist, wie ein Grad von Handlungskompetenz in Bezug auf die eigene Pflege und<br />

die Pflege Anderer im Laufe <strong>des</strong> Lebens angeeignet und aufrechterhalten werden kann und darum, wie die Begriffe<br />

Selbst, Selbstkonzept und Körperbild mit dem menschlichen Handeln und den dabei ablaufenden Prozessen<br />

verbunden sind. Meine Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Dorothea E. Orem und mit zentralen Arbeiten<br />

<strong>des</strong> amerikanischen Pragmatismus, hier vor allem mit dem Werk von George Herbert Mead, mit den Arbeiten<br />

von Anselm Strauss und MitarbeiterInnen hat mich motiviert, mich intensiver mit dem Thema ‚Pflege als<br />

soziales Handeln’ zu befassen und es aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dabei ist deutlich geworden,<br />

dass es notwendig ist, Pflege im gesellschaftlichen Prozess zu betrachten und hierbei zwei grundlegend unterschiedliche<br />

Perspektiven zu berücksichtigen und zwar<br />

• diejenige <strong>des</strong> Menschen, der sich in seiner alltäglichen Umwelt selbst pflegt bzw. der gepflegt wird<br />

• diejenige <strong>des</strong> Menschen, der einen anderen Menschen pflegt.<br />

Was die o.g. Begriffe betrifft, sind diese Anfang der 1950er Jahre von der sich etablierenden Pflegewissenschaft<br />

zuerst im Rahmen pflegetheoretischer Vorstellungen aufgegriffen worden (s. Peplau 1995, King 1981, Roy<br />

1976, 1981). In den 1970er Jahren fand im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Pflegediagnosen eine weitere<br />

systematische Beschäftigung mit diesen Begriffen in Bezug auf die Pflegediagnose ‚Selbstkonzept-Störung’<br />

oder ‚gestörtes Selbstkonzept’ statt (s. hierzu z.B. Taylor et al. 1989, Thompson et al. 1986, Gordon 1994, Gordon/Bartholomeyczik<br />

2001, Carpenito 1989, 1995, 2002). Diese Pflegediagnose und die hierbei dem Selbstkonzept<br />

zugeordneten vier Subkategorien – Körperbild, Selbstwertschätzung, Rollenerfüllung/-ausführung, persönliche<br />

Identität – unterliegen seitdem bezüglich ihrer Bezeichnung und ihrer Zuordnung Wandlungen.<br />

Darüber hinaus befasst sich die Forschung mit Fragen der beruflichen oder professionellen Identität bzw. mit<br />

dem professionellen Selbstkonzept von Pflegekräften in bestimmten Praxisfeldern. Dabei werden der Statuswechsel<br />

vom Studenten <strong>zur</strong> Pflegekraft bzw. das Thema professionelle Identität/Selbstkonzept als weitere Fragestellungen<br />

behandelt 2 . Eine andere Richtung betrachtet die in dieser Arbeit interessierenden Konzepte aus der<br />

Perspektive <strong>des</strong> Patienten/der pflegenden Angehörigen (s. Corbin/Strauss 1988/1993, Corbin 2003, Charmaz<br />

1991, 1997, 2000, Morse/Johnson 1991, Warren et al. 2000).<br />

Das Ziel <strong>des</strong> Kapitels besteht nicht darin, die Fülle der vorliegenden Arbeiten zu diesen Begriffen vorzustellen.<br />

Statt<strong>des</strong>sen soll der Zusammenhang, der zwischen diesen Begriffen und dem menschlichen Handeln besteht,<br />

herausgearbeitet werden. In einem ersten Schritt wird ein allgemeiner grober Überblick zum Diskussionsstand in<br />

den Sozial- und Humanwissenschaften sowie in der Pflegewissenschaft gegeben. Es wird dargestellt, wie diese<br />

Begriffe in den für die Pflege relevanten Bezugswissenschaften aufgegriffen und wie diese Erkenntnisse dann in<br />

1<br />

Erste Ideen zu diesem Kapitel habe ich in dem 2001 veröffentlichten Kapitel ‚Chirurgie und Pflege – Grundzüge einer Theorie<br />

<strong>des</strong> pflegerischen Handelns’ formuliert (s. Mischo-Kelling 2001a).<br />

2<br />

s. bspw. Arthur/Thorne 1998, Arthur/Randle 2007, Björkström et al. 2007, Corwin 2001, Corwin et al. 2008, Corwin/Hengstberger-Sims<br />

2006, Ewens 2003, Fagermoen 1997, Gregg/Magilvy 2001, Lingard et al. 2002, MacIntosh 2003,<br />

Napiwotzki 1998, Olthuis et al. 2007, Öhlèm Segesten 1998, Tewes 2002, Wengström/Ekedahl 2006, Ware 2008.<br />

62

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!