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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

• bei der Strukturierung der Pflege eines einzelnen Patienten (methodischer Ansatz)<br />

• bei der inhaltlichen Gestaltung der Pflege (Konzentration auf den eigenständigen Bereich und Entwicklung<br />

<strong>des</strong> eigenständigen Bereichs)<br />

• in der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient und seinen Bezugspersonen (aktive Einbeziehung<br />

<strong>des</strong> Patienten, seiner Bezugspersonen und Berücksichtigung seiner Lebensgewohnheiten einschließlich<br />

seines sozialen Umfel<strong>des</strong>)<br />

• in den Beziehungen zwischen der Pflege und anderen Gesundheitsberufen, allen voran zwischen Pflege<br />

und Medizin (Neugestaltung <strong>des</strong> Überlappungsbereichs oder auch <strong>des</strong> arztabhängigen Bereichs bzw.<br />

<strong>des</strong> Bereichs der Mitwirkung)<br />

• <strong>des</strong> bestehenden Verständnisses der Pflege und der Pflegearbeit, d.h. der expliziten und impliziten<br />

Images von Pflege in diesem Praxisfeld.<br />

In Deutschland besitzt das RLT-Modell nach Brandenburg/Dorschner (2003: 154) den Ergebnissen einer 1997<br />

durchgeführten Befragung zufolge in der Pflegepraxis eine gewisse Attraktivität. Dies ist für sie ein Grund, das<br />

Modell theoretisch weiterzuentwickeln. Mein Motiv der Weiterentwicklung <strong>des</strong> Modells besteht darin, dass das<br />

RLT-Modell in seiner jetzigen Form, wie dargelegt, viele Fragen offen lässt. Es bietet jedoch, worauf auch die<br />

AutorInnen hinweisen (Roper et al 2000, Tierney 1998) vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Weiterentwicklung.<br />

Mit Blick auf das Selbst, das Selbstkonzept und das Körperbild kommt den unter Pkt. 2.2.1 beschriebenen<br />

vier Handlungskomplexen eine wichtige Rolle zu:<br />

• dem Handlungskomplex AL und den darunter fallenden einzelnen AL<br />

• dem Handlungskomplex präventive Aktivitäten<br />

• dem Handlungskomplex der Aktivitäten, die zum Wohlbefinden beitragen<br />

• dem Handlungskomplex der suchenden, erkundenden Aktivitäten bzw. der Aktivitäten, die in den abhängigen<br />

Bereich der Pflege fallen (s. Roper 1976a, b, Roper et al. 1980).<br />

Wie ich an anderer Stelle (s. Mischo-Kelling 2001a: 7) ausgeführt habe, bedürfen die Überlegungen von Roper<br />

et al. vor allem in Hinblick auf das Selbst, das Selbstkonzept und das Körperbild einer Weiterführung. Ihre Ausführungen<br />

zu den fünf Konzepten verweisen auf diese Begriffe, gehen jedoch nicht näher auf dieselben ein. Die<br />

Begriffe Selbstkonzept und Körperbild spielen in der Pflegewissenschaft eine wichtige Rolle. Neben Begriffen<br />

wie Verantwortung, Interaktion, Kommunikation gelten sie als zentrale Begriffe für die Pflege (s. etwa Expertengruppe<br />

der Robert Bosch Stiftung (1996: 10). Roper et al. gehen im ihrem Modell davon aus, dass die professionelle<br />

Pflege im Leben eines Menschen nur temporär in Anspruch genommen wird, dass die Pflegekraft sich in<br />

ihrem beruflichen Handeln dennoch (oder gerade <strong>des</strong>wegen) an den Lebensgewohnheiten <strong>des</strong> zu pflegenden<br />

Menschen orientieren muss, wenn sie etwas bewirken will. Sie muss den zu pflegenden Menschen als ganze Person<br />

wahrnehmen und auf ihn eingehen. Das bedeutet, dass sie die subjektiven wie objektiven Gegebenheiten seines<br />

Menschseins ebenso in Rechnung stellen muss wie sein Gewordensein und seine Zukunft. Im Gegensatz <strong>zur</strong><br />

Medizin, in deren Mittelpunkt zuerst die Behandlung der (lokalisierten) Krankheit und nicht der kranke Mensch<br />

selbst, sein Kranksein, die persönliche Bewältigung seiner Krankheit oder die mit ihr verbundenen Folgen für<br />

seine Handlungsfähigkeit stehen, ist die professionelle Pflege in ihrem Handeln auf den zu pflegenden Menschen<br />

als ganze Person verwiesen, insofern sie auf seiner Kompetenz <strong>zur</strong> eigenen Pflege und Pflege seines Selbst aufbaut.<br />

Ein pflegerisches Handeln, das sich aus den allgemeinen Einsichten in das menschliche Handeln und Verhalten<br />

ableitet, muss, um als von der Medizin unabhängiges Handeln erkannt zu werden, auf der Mikro-, Mesound<br />

Makroebene im öffentlichen wie im privaten Bereich beleuchtet werden. Das pflegerische Handeln als sozialer<br />

Handlungstyp muss aus zwei grundlegenden, unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:<br />

1. aus der Perspektive <strong>des</strong> Menschen in seiner jeweiligen alltäglichen Umwelt<br />

2. aus der Perspektive <strong>des</strong>jenigen, der diesen Menschen pflegt.<br />

Was letztere Perspektive betrifft, kann es sich um eine pflegende Person handeln, die sich um ihr Kind, einen<br />

Familienangehörigen oder einfach einen Mitmenschen kümmert, ohne dass dies einen beruflichen<br />

Zusammenhang konstituieren muss. In solchen Fällen vollzieht sich die Pflege <strong>des</strong> betreffenden Menschen<br />

innerhalb eines sozialen Systems bzw. einer sozialen Institution wie der Familie, innerhalb von<br />

Freundschaftsbeziehungen oder eines sozialen Netzwerks wie der Nachbarschaft. In anderen Fällen findet die<br />

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