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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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2.4 ZUSAMMENFASSUNG<br />

Kapitel 2<br />

Bei der Rekonstruktion und Analyse <strong>des</strong> RLT-Modells in seinen verschiedenen Fassungen finden sich bei der<br />

Beschreibung der intellektuellen und emotionalen Entwicklung in der frühen sowie weiteren Kindheit Hinweise<br />

darauf, dass das Kind ein Selbstkonzept ausbildet (Roper et al. 1980: 44f, 1985: 46). Hierbei scheinen soziale<br />

Aspekte eine Rolle zu spielen. Allerdings wird dieses Konzept weder begründet, noch wird herausgearbeitet,<br />

welche Bedeutung es für den Menschen in seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt und in der Ausübung der<br />

AL hinsichtlich der Pflege hat. In den späteren Auflagen tauchen verstreut Hinweise zum Selbst und zum Selbstkonzept<br />

auf, und zwar in Bezug auf die AL ‚für die persönliche Hygiene sorgen und sich kleiden’, ‚seine Geschlechtlichkeit<br />

leben, ‚sich bewegen’ und ‚schlafen’. Das erscheint etwas willkürlich. Welche Rolle der Herausbildung<br />

<strong>des</strong> Selbstkonzepts für den Einzelnen in seiner Auseinandersetzung mit sich selbst, d.h. mit seinem<br />

sozialen, psychischen, körperlichen Selbst, und mit seiner Umwelt im weitesten Sinn zukommt, geht aus ihren<br />

weiteren Ausführungen nicht hervor. Auf dieses Manko macht Binnie (1987: 88) aufmerksam. Sie schreibt:<br />

„So würde die Einbeziehung der geistigen Aktivitäten <strong>des</strong> menschlichen Seins (being) oder Leidens in das<br />

Ropersche Modell die Notwendigkeit betonen, dass die Pflegekräfte sich stärker als bisher mit solch vernachlässigten<br />

Bereichen beschäftigen wie dem Selbstkonzept, dem Körperbild, dem Selbstwertgefühl, persönlichen<br />

Werten, Motivationen, religiösen Überzeugungen, Ängsten, Befürchtungen, Verletzungen, Unsicherheit,<br />

Verlust, Trauer und Schmerz“ (Binnie 1987: 88).<br />

Nachdem Roper et al. zunächst den Versuch unternommen hatten, ein umfassen<strong>des</strong> und aus wenigen Konzepten<br />

bestehen<strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodell zu entwickeln, haben sie in den folgenden Jahren die einzelnen Konzepte<br />

weiter ausgearbeitet. Die von Binnie angemahnten Konzepte, insbesondere das Selbstkonzept und das Körperbild<br />

sind allerdings bislang von Roper et al. nur un<strong>zur</strong>eichend aufgegriffen und nicht weiter entwickelt worden.<br />

Roper (1988: 35) erwähnt diese Konzepte unter dem Stichwort ‚den Patienten beim Habitualisieren 54 / Rehabilitieren<br />

helfen’ im Zusammenhang mit Behinderungen, die unabhängig von ihrem Auftreten eine Veränderung <strong>des</strong><br />

Körperbil<strong>des</strong> und der eigenen Identität nach sich ziehen. Sie schreibt:<br />

„Jeder Mensch hat ein ‚geistiges/mentales Bild’ davon, wie er aussieht, sich verhält und mit anderen Menschen<br />

Beziehungen eingeht. Jegliche Störung seines Selbstkonzeptes ist ein erschütternder Schlag; eine Phase<br />

der Anpassung ist unerlässlich, damit die Veränderung und die Bedeutung, die diese für das Leben <strong>des</strong><br />

Menschen hat, in sein Leben integriert werden kann“ (Roper 1988: 35).<br />

In der vierten Auflage wird bei der Diskussion der einzelnen AL immer wieder auf die Selbstwertschätzung (self<br />

esteem) und das Selbstbild (self image) hingewiesen. Bei der Aktivität ‚Sich bewegen‘ wird kurz auf die Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Selbstbilds eingegangen (s. Roper et al. 1996a: 288).<br />

Die von mir für eine handlungstheoretische Reformulierung <strong>des</strong> RLT-Modells als wichtig erachteten Konzepte<br />

<strong>des</strong> Selbst, <strong>des</strong> Selbstkonzepts und <strong>des</strong> Körperbilds spielen im RLT-Modell keine zentrale Rolle. Wie bereits angedeutet,<br />

setzen sich Roper et al. in ihren verschiedenen Veröffentlichungen mit den Folgen, die die Umsetzung<br />

eines konzeptuellen Bezugsrahmens für die einzelne Pflegekraft und für einen Betrieb wie etwa für ein Krankenhaus<br />

hat, nur in Ansätzen auseinander. Zieht man die bei der Diskussion der einzelnen AL und der mit ihnen zusammenhängenden<br />

vier Konzepte verstreut zu findenden Hinweise zum Selbst und Selbstkonzept sowie die in<br />

der Literatur beschriebenen Erfahrungen mit dem RLT-Modell oder allgemein mit der Umsetzung pflegetheoretischer<br />

Ansätze in die Praxis heran (s. Ramsden 1997, Bellmann 1996, eher indirekt Rowe 1995, Wimpenny<br />

2002, Fawcett 2005, Käppeli 2005, Graham 2006), dann ist davon auszugehen, dass der Wechsel eines konzeptuellen<br />

Bezugsrahmens wie <strong>des</strong> RLT-Modells Auswirkung auf das berufliche Selbst und Selbstkonzept der Pflegekräfte<br />

hat. Die Anwendung <strong>des</strong> RLT-Modells im Praxisfeld Krankenhaus erfordert nach meinen und nach den<br />

in der Literatur beschriebenen Erfahrungen vielfältige und auf unterschiedlichen Ebenen ansetzende Veränderungen:<br />

• in der Organisation der Pflege (patientenbezogenes Organisationssystem)<br />

54 Habitualisieren = als Gewohnheit ausbilden, <strong>zur</strong> Gewohnheit machen (WAHRIG Fremdwörterlexikon 2007: 369).<br />

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