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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

Die Arbeiten von Krohwinkel belegen, dass das von ihr weiterentwickelte Konzept der AL in Richtung der<br />

ABEDL einen erweiterten Blick auf die Pflege ermöglicht. Um die Bedeutung dieses Konstrukts in seinen vielfältigen<br />

Dimensionen mit Blick auf den zu pflegenden Menschen und seine Bezugspersonen zu erfassen, bedarf<br />

es einerseits eines profunden Wissens im Sinne pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse sowie von Erkenntnissen<br />

wichtiger Bezugswissenschaften und andererseits eines immer wieder zu reflektierenden Erfahrungswissens.<br />

Was beruflich Pflegende unter Pflege verstehen (s. auch Page 1995), hat mit ihrem Wissen, mit ihren Erfahrungen<br />

und mit ihrem beruflichen Selbst und Selbstkonzept zu tun. Ob letztere rigide oder flexibel sind, hängt nicht<br />

zuletzt auch von den Rahmenbedingungen der Pflege ab, worauf Krohwinkel immer wieder hinweist (s. zusammenfassend<br />

Krohwinkel 2007).<br />

Auf die anderen, im RLT-Modell enthaltenen Konzepte geht Krohwinkel in ihren Veröffentlichungen nicht ein,<br />

ein Muster welches immer wieder bei der Rezeption <strong>des</strong> RLT-Modells angetroffen werden kann (s. bspw. Wingenfeld<br />

et al. 2007, Rowe 1995, Bellmann 1996, McLafferty/Farley 2007). Dieses ist sicherlich auf Roper et al.<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen, da sie die Aufmerksamkeit immer wieder auf das Konzept der AL lenken. Damit tragen sie gewissermaßen<br />

selbst dazu bei, die anderen Konzepte in den Hintergrund zu drängen. Dies führt dazu, dass die<br />

zwischen den einzelnen Konzepten <strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodells bestehenden Beziehungen sowie das Potenzial<br />

<strong>des</strong> RLT-Modells kaum wahrgenommen werden. Die sich daraus ergebende Gefahr besteht in einer zu engen,<br />

funktionalistischen und instrumentellen Sicht <strong>des</strong> Modells (s. Murphy et al. 2000). Chapman (1987: 13)<br />

merkt an, dass bspw. die tatsächliche Berücksichtigung <strong>des</strong> Konzepts der beeinflussenden Faktoren bei der praktischen<br />

Anwendung <strong>des</strong> Modells, die sich laut Roper et al. auf die AL auswirken, der Literatur zufolge weitgehend<br />

in das Belieben der einzelnen Pflegekraft gestellt ist. Die un<strong>zur</strong>eichende Kenntnis <strong>des</strong> RLT-Modells und<br />

seiner einzelnen Konzepte seitens der Pflegekräfte werden von Roper et al. (1996b: 310) als ein möglicher Faktor<br />

unter anderem für die nur in Ansätzen erfolgende Umsetzung gesehen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass nicht<br />

nur dem Vermittlungs-, sondern auch dem Verwendungszusammenhang von pflegetheoretischen Ansätzen und<br />

dem damit einhergehenden Wissenstransfer Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.<br />

2.3.3 VERMITTLUNG UND UMSETZUNG DES RLT-MODELLS<br />

Insbesondere Arbeiten aus der jüngeren Zeit zum RLT-Modell haben gezeigt, dass das Modell prinzipiell in verschiedenen<br />

Praxisfeldern anwendbar ist (s. z.B. McCaugherty 1992, Hasseler 2001, Healy/Timmins 2003, Timmins<br />

2006, Barnett 2007, McLafferty/Farley 2007). Allerdings können die einzelnen Konzepte <strong>des</strong> Modells den<br />

AutorInnen zufolge weder eins zu eins in die Praxis übertragen, noch im Sinne von ‚Kochbuchrezepten’ genutzt<br />

werden. Sie erfordern eine gewisse Flexibilität und bedürfen der Anpassung an die gegebenen Verhältnisse.<br />

Weiter finden sich Hinweise, dass die Art und Weise, wie das Modell in der Praxis genutzt wird, vom Handelnden<br />

selbst, d.h. von den einzelnen Pflegekräften und ihrem jeweiligen Verständnis <strong>des</strong> Gesamtmodells und der<br />

einzelnen Konzepte abhängt. In diesem Zusammenhang wird auf die Notwendigkeit einer entsprechenden Vorbereitung<br />

der Pflegekräfte hingewiesen (s. O’Connor/Timmins 2002). Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass die Erschließung pflegetheoretischer Ansätze wie <strong>des</strong> RLT-Modells sowohl über Bildungsmaßnahmen als<br />

auch über gezielte Maßnahmen der Entwicklung der pflegerischen Praxis möglicht wird (s. auch Hollick 1998,<br />

McCormack/Manley/Garbett 2004).<br />

Die fünf Konzepte <strong>des</strong> RLT-Modells sind als Hilfsmittel zu verstehen, mittels derer die Pflegepraxis inhaltlich<br />

strukturiert und pflegerische Phänomene von den Pflegekräften erkundet, gedeutet, verstanden und mit anderen<br />

pflegetheoretischen Ansätzen kombiniert werden können. Diese Möglichkeiten können nicht ausgeschöpft werden,<br />

wenn pflegetheoretische Ansätze als Dogmen oder Heilslehren begriffen werden, da eine solche Sicht nicht<br />

erlaubt, die Konzepte aufgrund praktischer Erfahrungen weiter zu entwickeln bzw. Wege zu finden, wie sich<br />

diese Ansätze in das Erfahrungswissen der Pflegekräfte integrieren lassen.<br />

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