09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 2<br />

Für das o.g. Forschungsprojekt wurde ein Rahmenmodell ganzheitlich-fördernder Prozesspflege entwickelt, in<br />

das die zuvor genannten Konzepte eingeflossen sind. Eckpunkte <strong>des</strong> Rahmenmodells sind:<br />

• das primär pflegerische Interesse<br />

• die primär pflegerische Zielsetzung<br />

• die primär pflegerischen Hilfeleistungen (s. Krohwinkel et al 1993: 25ff).<br />

Im Mittelpunkt <strong>des</strong> primären pflegerischen Interesses, d.h. der professionellen Pflege stehen der zu pflegende<br />

Mensch und die für ihn und seine Pflege wichtigen Bezugspersonen. Dieses Rahmenmodell ist 1997 nach Abschluss<br />

weiterer empirischer Untersuchungen im stationären Pflegebereich und nach 74 Einzelfallstudien in der<br />

häuslichen Pflege weiter präzisiert worden. Mit Blick auf das primäre pflegerische Interesse geht es Krohwinkel<br />

um die Erfassung von Fähigkeiten, die dem Patienten und/oder seinen Bezugspersonen dabei helfen, Probleme in<br />

der Realisierung der AEDL zu vermeiden und dort, wo sie auftreten, so zu bearbeiten, dass hierbei das Bedürfnis<br />

<strong>des</strong> Menschen nach Autonomie (Unabhängigkeit), Wohlbefinden und Lebensqualität bei der Realisierung seiner<br />

Lebensaktivitäten und im Umgang mit seinen existentiellen Erfahrungen beachtet und berücksichtigt wird<br />

(Krohwinkel 1998: 137). In diesem Zusammenhang sind seitens der Pflege primäre Einflussfaktoren wie Umgebung<br />

und Lebensverhältnisse, Gesundheits- und Krankheitsprozesse sowie Diagnostik und Therapie (einschließlich<br />

Ressourcen und Defizite) zu beachten. Dies erinnert an das Konzept der beeinflussenden Faktoren im RLT-<br />

Modell.<br />

Auch bei der primär pflegerischen Zielsetzung finden sich Konzepte, die schon im RLT-Modell vorkommen,<br />

wie das Konzept <strong>des</strong> Abhängigkeits-/Unabhängigkeitskontinuums. Krohwinkel geht es darum, das Wohlbefinden<br />

und die Unabhängigkeit der zu pflegenden Person in den für sie wichtigen Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen<br />

<strong>des</strong> Lebens zu erhalten und zu fördern, und um das Wiedererlangen von Wohlbefinden und Unabhängigkeit<br />

(s. Krohwinkel/Müller 1989: 160f, Krohwinkel 1998: 139).<br />

In verschiedenen Untersuchungen konnten die zentrale Bedeutung einzelner AEDL-Bereiche und die Beziehungen,<br />

die insgesamt zwischen den einzelnen AEDL bestehen, empirisch untermauert werden. Ebenso konnten die<br />

Auswirkungen, die die AEDL ‚Soziale Beziehungen sichern‘ und ‚Mit existentiellen Erfahrungen umgehen können‘<br />

auf die Fähigkeiten, Probleme und Bedürfnisse der zu pflegenden Menschen und ihrer Bezugspersonen haben,<br />

aufgezeigt werden (s. Krohwinkel 1998: 142). Krohwinkel siedelt die Aktivität ‚Mit existentiellen Erfahrungen<br />

umgehen können’ quer zu den anderen AEDL an, da diese AEDL sich in allen anderen AEDL widerspiegelt.<br />

Sie verdeutlicht dies anhand der AEDL ‚Kommunizieren‘: Letztere ist aufgrund neuer Erkenntnisse inzwischen<br />

ergänzt und in den einzelnen Bereichen neu geordnet worden 52 (s. Krohwinkel 1998: 141f). Die Ergebnisse<br />

ihre Untersuchungen zu häuslichen Lebens- und Pflegesituationen (1995 bis 1999) haben Krohwinkel<br />

(2007) veranlasst, nicht mehr von AEDL, sondern statt<strong>des</strong>sen von ABEDL 53 zu sprechen. In dieses Konzept<br />

fasst sie drei Kategorien:<br />

• die Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens realisieren können<br />

• soziale Kontakte und Beziehungen sichern und gestalten können<br />

• mit existenziellen Erfahrungen <strong>des</strong> Lebens umgehen und sich dabei entwickeln können (Krohwinkel<br />

2007: 220f).<br />

Die Ausführungen von Krohwinkel zu den <strong>zur</strong> Kategorie ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens realisieren können’ zählenden<br />

Subkategorien, die trotz Umbenennung eine gewisse Ähnlichkeit zu einigen AL <strong>des</strong> RLT-Modells aufweisen,<br />

zeigen die Komplexität und Vielschichtigkeit derselben auf. Bei der Beschreibung der Subkategorie ‚Kommunizieren’<br />

findet sich im Zusammenhang mit der in der Pflegedokumentation häufig anzutreffenden Aussage ‚ist<br />

<strong>zur</strong> eigenen Person und zu anderen Personen <strong>des</strong>orientiert’’ ein Hinweis auf das Körperbild.<br />

52<br />

Alles, was in dem Forschungsprojekt zu einer Aktivität gerechnet worden ist, ist im Materialband <strong>des</strong> Forschungsberichts<br />

(1993: 343-360) nachzulesen.<br />

53<br />

A = Aktivitäten, B = Beziehungen, E = Existenzielle Erfahrungen, DL = <strong>des</strong> Lebens<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!