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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

ben der Pflegekraft und davon, dass die aktive Teilnahme <strong>des</strong> Patienten an seiner pflegerischen Versorgung eine<br />

radikal andere Herangehensweise erfordert als die traditionelle von der Krankheit und deren Symptomen ausgehende.<br />

Insgesamt bleiben beide Rollen jedoch verschwommen und es wird nicht deutlich, welche Bedeutung der<br />

Interaktion von Pflegekraft und Patient im Laufe <strong>des</strong> Pflegeprozesses zukommt. Darüber hinaus berücksichtigt<br />

das Modell in seiner jetzigen Form die Coping- bzw. Bewältigungsstrategien <strong>des</strong> Patienten nur un<strong>zur</strong>eichend.<br />

Diese werden in den ersten Auflagen lediglich im Sinn der Reaktion auf einen stressauslösenden Reiz verstanden<br />

(s. Roper et al. 1980: 32f, 1985:37f), was offensichtlich mit der Vorstellung von einem aktiv handelnden Menschen<br />

nicht vereinbar ist. In der letzten Fassung <strong>des</strong> Modells werden Copingstrategien zwar erwähnt, aber nicht<br />

weiter theoretisch begründet oder ausgearbeitet (s. Roper et al. 2000).<br />

Was die Rezeption <strong>des</strong> RLT-Modells in Deutschland betrifft, so hat das RLT-Modell, wie in Kapitel 1 erwähnt,<br />

die Curriculum-Diskussion in den alten Bun<strong>des</strong>ländern seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1987 maßgeblich<br />

beeinflusst (s. Hessisches Curriculum). Die Idee einer systematischen Weiterentwicklung und Modifikation <strong>des</strong><br />

Modells bzw. einzelner Konzepte haben vor allem Mischo-Kelling (s. 1988, 1994, 2001a, b) und Krohwinkel (s.<br />

Krohwinkel et al. 1992, 1993, 1998, 2007) aufgegriffen 48 . Krohwinkel hat das Konzept der ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens‘<br />

aufgegriffen und weiterentwickelt.<br />

2.3.2 EXKURS II.: DIE WEITERENTWICKLUNG DES KONZEPTS DER AL DES RTL-MODELLS DURCH<br />

KROHWINKEL<br />

Das RLT-Modell und solche pflegetheoretischen Ansätze wie die von Martha Rogers, Hildegard Peplau, Joyce<br />

Travelbee, Dorothea E. Orem und Virginia Henderson haben Monika Krohwinkel (s. 1998: 135, 2007: 208f) angeregt,<br />

ihre Vorstellungen von Pflege zu konkretisieren. Dies geschah zunächst im Rahmen einer Studie, die sie<br />

in England durchgeführt hat. Mit Blick auf das RLT-Modell kam sie zu dem Ergebnis, dass<br />

„die ausschließliche Anwendung von Lebensaktivitäten im Pflegeprozess dazu verleiten kann, zwar eine instrumentell-technisch<br />

korrekte Pflege durchzuführen, die einseitig auf physisch-funktionale Unabhängigkeit<br />

ausgerichtet ist. Existentielle Erfahrungen, welche Menschen bei der Ausübung ihrer Lebensaktivitäten machen,<br />

werden so aber im Pflegeprozess oft vernachlässigt. Dies trifft auch für die Bedeutung von Beziehung<br />

zu. (Krohwinkel 2007: 209)<br />

An die in dieser Studie entwickelten Vorstellungen konnten Krohwinkel und Mitarbeiterinnen später im ersten,<br />

vom Bun<strong>des</strong>ministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit geförderten deutschen Pflegeforschungsprojekt<br />

49 in der Zeit von 1988 bis 1991 anknüpfen. Am Beispiel von Patientinnen mit der Diagnose Apoplexie<br />

(Schlaganfall) wurden Erkenntnisse über die umfassende Umsetzung <strong>des</strong> Pflegeprozesses sowie über den Beitrag<br />

der Pflege <strong>zur</strong> Gesundheitsentwicklung von Patientinnen gewonnen 50 (s. Krohwinkel et al. 1993).<br />

Das theoretische Rahmenkonzept <strong>zur</strong> ganzheitlich (gesundheits-) fördernden Prozesspflege baut auf den vier<br />

zentralen Schlüsselkonzepten <strong>des</strong> pflegerischen Paradigmas auf – Person, Gesundheit, Pflege und Umwelt (s.<br />

Krohwinkel et al. 1993: 19). Mit Blick auf die handlungstheoretische Fundierung <strong>des</strong> RLT-Modells interessieren<br />

hier vor allem die Schlüsselkonzepte ‚Gesundheit‘ und ‚Pflege‘. Das erste Konzept, das die Aktivitäten und existentiellen<br />

Erfahrungen <strong>des</strong> Lebens (AEDL) enthält, soll an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden. In An-<br />

48 Brandenburg/Dorschner (2003) heben den Einfluss <strong>des</strong> RLT-Modells auf die Pflegekonzeption von Sr. Liliane Juchli hervor<br />

sowie auf die Entwicklung von Dokumentationssystemen (s. auch Vollstedt 1999). Die erwähnte, seit den 80er Jahren<br />

geführte metatheoretische Diskussion und die in diesem Rahmen vorgelegten Vorschläge <strong>zur</strong> Analyse und Evaluation von<br />

pflegetheoretischen Ansätzen haben – soweit ich erkennen kann -, so gut wie keinen Einfluss auf die deutschsprachige Rezeption<br />

<strong>des</strong> RLT-Modells gehabt.<br />

49 Dieses Projekt fand im Zusammenhang mit den im KrPflG (1985) formulierten Ausbildungszielen statt, wobei die Ziele<br />

einer „sach- und fachkundigen, umfassenden, geplanten Pflege von Patientinnen“ sowie der „Anregung und Anleitung zu<br />

gesundheitsförderndem Verhalten" im Mittelpunkt standen. Es wurde von Monika Krohwinkel geleitet.<br />

50 Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projektes wurden 1993 in der Schriftenreihe <strong>des</strong> o.g. Ministeriums veröffentlicht, in der Krohwinkel<br />

und Mitarbeiterinnen Teile <strong>des</strong> konzeptuellen Systems einer fördernden Prozesspflege vorstellen. Hierzu gehören das Rahmenmodell,<br />

das Pflegeprozessmodell, das AEDL-Strukturierungsmodell, das Managementmodell und das Modell zum reflektierenden<br />

Erfahrungslernen.<br />

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