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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

sehen. Die Berücksichtigung aller Konzepte gibt der Pflegekraft eine Vorstellung davon, wen sie als Patienten<br />

vor sich hat und über welche Möglichkeiten er/sie verfügt. Die vier Konzepte zusammen verweisen auf das letzte<br />

Konzept im Lebens- und Pflegemodell, das Konzept der ‚Einzigartigkeit <strong>des</strong> Lebens’ und das der ‚individualisierten<br />

Pflege’.<br />

2.2.6 DAS KONZEPT DER ‚EINZIGARTIGKEIT DES LEBENS’ UND DER ‚INDIVIDUALISIERTEN PFLEGE’<br />

Das letzte Konzept <strong>des</strong> RLT-Lebensmodells zielt auf den einzelnen Menschen, d.h. auf das Leben, wie es dieser<br />

besondere Mensch erlebt und durchmacht. Die Einzigartigkeit <strong>des</strong> Individuums, seine Individualität oder Persönlichkeit<br />

spiegeln sich in der Art und Weise der Ausübung der AL, d.h. in seiner Lebensweise. Roper et al. (1990:<br />

33) schreiben:<br />

„[…] Individualität kann als das Produkt der Einflüsse, die die anderen Konzepte auf die AL haben, und der<br />

komplexen Interaktion der Konzepte untereinander verstanden werden. Die Individualität eines jeden Menschen<br />

bei der Durchführung der AL bestimmt sich zum einen aus der Position auf der Lebensspanne, aus<br />

dem Grad der Abhängigkeit/Unabhängigkeit und wird darüber hinaus durch die Einflüsse der verschiedenen<br />

Faktoren [bestimmt]“.<br />

Die Individualität eines Menschen manifestiert sich auf verschiedene Art und Weise, z.B. dadurch,<br />

• wie ein Mensch die AL ausführt<br />

• wie oft oder häufig er sie ausführt<br />

• wo er sie ausführt<br />

• wann er sie ausführt<br />

• warum er sie auf eine bestimmte Weise ausführt<br />

• was er über sie weiß<br />

• was er in Bezug auf die AL glaubt<br />

• welche Einstellung bzw. Haltung er zu ihnen hat (Roper 1996a: 31, 2000: 75).<br />

Roper/Logan/Tierney (1990:33) betonen, dass das Konzept ‚Einzigartigkeit <strong>des</strong> Lebens’ sich nicht nur auf den<br />

einzelnen Menschen bezieht, sondern auch auf die Familie und die soziale Gruppe übertragen werden kann 43 .<br />

Das Konzept der ‚Einzigartigkeit <strong>des</strong> Individuums‘ wird im Pflegemodell in das Konzept der ‚individualisierten<br />

Pflege’ überführt. Eine auf den jeweiligen Menschen bezogene Pflege erfordert die Anwendung <strong>des</strong> Pflegeprozesses<br />

auf der Basis eines Pflegemodells. Der Pflegeprozess wird von Roper et al. als ein aus vier Phasen bestehender<br />

Problemlösungsprozess und als eine Methode <strong>des</strong> logischen Denkens verstanden. Er beinhaltet die Phasen<br />

der<br />

• Einschätzung<br />

• Planung<br />

• Durchführung<br />

• Evaluation/Bewertung (Roper et al. 1980:65).<br />

Das Konzept der ‚individualisierten Pflege‘ leitet sich nach Roper et al. (1996a: 51, 2000: 123) unmittelbar aus<br />

dem Konzept ‚Einzigartigkeit <strong>des</strong> Lebens’ ab 44 . Demzufolge kann eine Pflegekraft erst dann individuell pflegen,<br />

wenn sie Einblick in den Alltag <strong>des</strong> von ihr zu pflegenden Menschen genommen, eine Vorstellung von seiner<br />

43<br />

Sie betrachten die von ihnen verwendeten Konzepte als ‚broad’ und dass sie ‚can have wide application’ (Roper et al.<br />

1996a: 31).<br />

44<br />

Die in den USA entwickelte Idee, die Pflege als Prozess zu begreifen und in der Folge auch so zu gestalten, wurde Anfang<br />

der 1970er Jahre zunächst in Großbritannien im Ausbildungsbereich aufgegriffen und in Europa insbesondere durch das mittelfristige<br />

Programm der WHO für Krankenpflege- und Hebammenwesen (1974) verbreitet. In Großbritannien fielen die in<br />

den USA entwickelten Vorstellungen zum Pflegeprozess einer Studie von de la Cuesta zufolge (1982: 367) auf fruchtbaren<br />

Boden. Man suchte dort nach geeigneten Verfahren, die Pflege zu verbessern. Diese sah man im Pflegeprozess. Mit diesem<br />

Ansatz konnte die Kritik am Bestehenden mit Reformbemühungen verbunden werden. Die sich in wenigen Jahren vollziehende<br />

Entwicklung war offensichtlich durch das Fehlen der sprachlichen Barriere begünstigt. Dennoch wurde laut de la<br />

Cuesta der Pflegeprozess nicht einfach kopiert, sondern dem Kontext der britischen Pflege angepasst (s. Kratz 1979;<br />

WHO/Euro 1987). So wurden in Großbritannien im Gegensatz zum ausgereiften amerikanischen Konzept einige Aspekte<br />

weggelassen und auf andere weniger Wert gelegt (s. de la Cuesta 1983: 369). Roper et al. (1983 a - f) beschreiben ihre Sicht<br />

<strong>des</strong> Pflegeprozesses in einer mehrteiligen, 1983 in Nursing Mirror erschienen Artikelserie.<br />

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