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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

ken, sondern den Patienten bei der Entwicklung bzw. Aufrechterhaltung von Copingstrategien zu unterstützen.<br />

Roper et al. (2000: 62f) differenzieren zwischen den intellektuellen und emotionalen Aspekten psychologischer<br />

Faktoren und erwähnen in Bezug auf letztere, dass etwa Kinder Liebe und Zuwendung benötigen, um Selbstvertrauen,<br />

Selbstwertschätzung und ein positives Selbst-Image ausbilden zu können.<br />

Hinsichtlich der soziokulturellen Faktoren muss sich die Pflegekraft mit Blick auf mögliche pflegerische Situationen<br />

Kenntnisse davon aneignen, in welcher Weise soziale, kulturelle, spirituelle, religiöse und ethische Faktoren<br />

die Ausübung der AL beeinflussen. Sie muss ein entsprechen<strong>des</strong> Verständnis entwickeln, wenn sie den Pflegebedarf<br />

eines Patienten einschätzen, seine Pflege planen und durchführen und schließlich die Wirkung der Pflege<br />

bewerten will. In der Kategorie ‘soziokulturelle Faktoren’ werden im Zusammenhang mit dem Gesundheitsstatus<br />

eines Menschen das Konzept der Rolle 42 und die Auswirkungen diskutiert, die eine Krankheit hinsichtlich<br />

der von einem Menschen eingenommenen Rollen und <strong>des</strong> Wechsels in die ‚Rolle <strong>des</strong> Kranken‘ nach sich ziehen<br />

(in Anlehnung an Talcott Parsons Konzept der ‚sick role‘). Roper et al. (1996a: 45f, 2000: 110) machen hier auf<br />

die von der Gesellschaft an die Gesundheitsberufe herangetragenen Rollenerwartungen aufmerksam, auf die der<br />

Patient in der Pflegekraft-Patient-Beziehung <strong>zur</strong>ückgreift. Sie weisen darauf hin, dass die diversen sozialen Beziehungen,<br />

die ein Mensch in seinem Leben eingeht, bei Veränderungen seines Gesundheitszustands einem<br />

Wandel unterliegen. Dies belegen sie exemplarisch an der Arzt-Patient-Beziehung und daran, dass in westlichen<br />

Ländern die Patienten immer häufiger in die sie betreffenden Entscheidungsfindungsprozesse einbezogen werden<br />

möchten (s. Roper et al. 2000: 110). Weitere in dieser Kategorie zusammengefasste Aspekte sind:<br />

• Gesundheitsstatus und soziale Klasse<br />

• Gesundheitsstatus und Religion<br />

• Gesundheitsstatus und Spiritualität<br />

• Gesundheitsstatus und ethische Aspekte (s. Roper et al. 1996a: 45ff, 2000: 100ff).<br />

Die Ausführungen von Roper et al. machen die Notwendigkeit der Einbeziehung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

in der Pflege deutlich. Diese müssen aber explizit auf die pflegerische Fragestellung bezogen werden.<br />

Was den Bedarf an Pflege angeht, gilt es gerade hier zu klären, welchen Einfluss die genannten Punkte auf die<br />

Kompetenz <strong>des</strong> betroffenen Menschen haben, sich selbst oder andere zu pflegen.<br />

Die Kenntnis <strong>des</strong> Einflusses umwelt- bzw. umgebungsbezogener Faktoren (Mikroorganismen, Luftverschmutzung,<br />

Einfluss von Sonne, Lärm etc.) auf die Ausübung der AL sowie auf Gesundheit und Krankheit ist notwendig,<br />

um die Umgebung <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen mit entsprechenden Maßnahmen zu seinem Nutzen und in<br />

einem therapeutischen Sinn ge-stalten zu können (s. Roper et al. 1990: 48; 1996a: 48ff). Roper et al. greifen einige<br />

AL wie ‚essen und trinken’, ‚ausscheiden’ und ‚die Körpertemperatur regulieren’ heraus, um die Bedeutung<br />

der in diesen Kategorien zusammengefassten Faktoren aufzuzeigen. Sie weisen der Gestaltung der häuslichen<br />

Umgebung oder der Krankenhausräumlichkeit bei der Pflege eine wichtige Rolle zu. Sie sprechen hier von der<br />

pflegerischen Umgebung (s. Roper et al. 1996a: 49), auf die die Pflegekraft aktiv Einfluss nehmen kann.<br />

Schließlich müssen nach Roper et al. (1990: 49f) die politisch-ökonomischen Faktoren hinsichtlich ihrer Auswirkungen<br />

auf die Lebensweise und -bedingungen der Menschen verstanden werden, da die Pflege als ein Aspekt<br />

der Gesundheitsversorgung mit den Auswirkungen auch der politischen, ökonomischen und rechtlichen<br />

Verhältnisse konfrontiert wird. Zudem muss die Pflegekraft die Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung<br />

berücksichtigen, da diese in gewisser Weise ihren Handlungsspielraum mit festlegen.<br />

Die in den fünf Hauptkategorien zusammengefassten Faktoren, die Einfluss auf die Lebensweise und Gewohnheiten<br />

<strong>des</strong> Menschen haben, bedingen sich gegenseitig und sind nicht losgelöst von den anderen Konzepten zu<br />

42 In den ersten Fassungen <strong>des</strong> Modells wird dieses Konzept unter den sozialen Aspekten <strong>des</strong> Lebens abgehandelt. Der Rollenbegriff<br />

im RLT-Modell ist an Parsons funktionalistischen Rollenbegriff angelehnt.<br />

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