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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

Roper et al. führen einige Situationen bzw. Umstände an, die das Streben <strong>des</strong> Menschen in Richtung Unabhängigkeit<br />

behindern oder die, obgleich ein relativer Zustand der Unabhängigkeit erreicht worden ist, zu einer Entwicklung<br />

in Richtung Abhängigkeit führen können. Hierzu gehören:<br />

• die physische, psychische und soziale Umwelt<br />

• Behinderung und eine gestörte Physiologie (bei<strong>des</strong> kann sowohl angeboren als auch erworben sein und<br />

zu einer körperlichen oder geistigen Behinderung führen)<br />

• Veränderungen <strong>des</strong> Gewebes, die pathologischer oder degenerativer Natur sein können<br />

• Unfall<br />

• Infektion (Roper et al. 1980: 62).<br />

Diese Umstände sind als Vorläufer <strong>des</strong> Konzepts der ‚die AL beeinflussenden Faktoren’ zu betrachten. Welchen<br />

Einfluss sie auf die Lebensweise und -gestaltung <strong>des</strong> Einzelnen und damit auf die Gewohnheiten in den AL haben,<br />

wird in den weiteren Ausarbeitungen <strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodells erläutert.<br />

2.2.5 DAS KONZEPT DER DIE AL ‚BEEINFLUSSENDEN FAKTOREN’<br />

Die individuellen Unterschiede bei der Ausübung der AL sind auf den Einfluss verschiedener Faktoren auf die<br />

Lebensweise eines Menschen <strong>zur</strong>ückzuführen. Die erste Ausgabe von ‘The Elements of Nursing’ geht auf diese<br />

Unterschiede ein, indem dort die biologischen, entwicklungsbezogenen und sozialen Aspekte <strong>des</strong> Lebens behandelt<br />

werden. In den späteren Ausgaben werden die o. g. Faktoren <strong>zur</strong> Vereinfachung <strong>des</strong> Sachverhalts in fünf<br />

Hauptkategorien zusammengefasst, und es wird untersucht, wie sich diese auf die AL, d.h. auf die Lebensweise<br />

auswirken und in welchem Zusammenhang dies mit dem Konzept <strong>des</strong> Abhängigkeits-<br />

/Unabhängigkeitskontinuums sowie dem Konzept der Lebensspanne steht:<br />

• physische Faktoren (physische Funktionsfähigkeit, physische Fähigkeit, bestimmte Dinge zu tun)<br />

• psychische Faktoren (emotionale und intellektuelle Aspekte)<br />

• sozio-kulturelle Faktoren (religiöse, ethische sowie spirituelle)<br />

• politisch-ökonomische Faktoren (Wirtschaftssystem, politisches System, Rechtssystem)<br />

• Umwelt- und Umgebungsfaktoren (Geographie, Grad der Umweltverschmutzung etc.).<br />

Die die AL beeinflussenden Faktoren werden im RLT-Modell aus Sicht der professionellen Pflege vor allem im<br />

Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit betrachtet. Bezogen auf die ‚physiologischen‘ Faktoren, die in<br />

der vierten Auflage in ‚biologische‘ Faktoren umbenannt werden, ist die Kenntnis der Funktionsweise <strong>des</strong><br />

menschlichen Körpers erforderlich, um den pflegerischen Bedarf <strong>des</strong> einzelnen Patienten einschätzen und Maßnahmen<br />

im Sinne der Gesundheitsförderung, der Prävention, der Aufrechterhaltung von Gesundheit, der Linderung<br />

von Leiden, sowie der Versorgung während akuter Krankheit planen und die Wirkung der pflegerischen<br />

Maßnahmen bewerten zu können. Im Sinn der durchzuführenden pflegerischen Maßnahmen muss die Pflegekraft<br />

über die o. g. Kenntnisse verfügen. Sie muss eine Vorstellung von den der Krankheit und der Funktionsbeeinträchtigung<br />

zugrunde liegenden Ursachen haben und davon, welche Auswirkungen diese auf die Möglichkeiten<br />

<strong>des</strong> Einzelnen haben, die AL in gewohnter Weise auszuführen (s. Roper et al. 1990: 45f).<br />

Ähnliches gilt für die psychologischen, soziokulturellen, umgebungsbezogenen und politisch-ökonomischen<br />

Faktoren. Entscheidend ist ein allgemeines Verständnis der Pflegekraft in Hinblick auf das menschliche Leben<br />

und darauf, welchen Einfluss die entsprechenden Faktoren auf Gesundheit und Krankheit haben und wie sie sich<br />

auf die einzelnen AL auswirken. Roper et al. heben bezüglich der Behandlung der psychologischen Faktoren<br />

hervor, dass geistig behinderte Menschen wie gesunde Menschen ‚behandelt’ werden sollten und dass der Fokus<br />

der Pflege sich auf das richten muss, was diese Menschen können, um sie in ihren Möglichkeiten weitestgehend<br />

zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ist die Kenntnis entsprechender Theorien, etwa von Piaget und<br />

Erikson in Bezug auf menschliche Entwicklungsprozesse (s. auch Pkt. 2.2.3) oder auch solcher Theorien hilfreich,<br />

die Phänomene wie Stress oder Angst beschreiben und erklären und so zum Verständnis spezifisch pflegerischer<br />

Situationen beitragen. Die Pflegekraft sollte eine Vorstellung von den der Situation zugrunde liegenden<br />

Ursachen entwickeln, um diese Ursachen, z.B. Angst, nicht durch die von ihr initiierten Maßnahmen zu verstär-<br />

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