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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

“[...] Nursing is primarily assisting the individual 26 (sick or well) in the performance of those activities contributing<br />

to health, or its recovery (or to a peaceful death) that he would perform unaided if he had the necessary<br />

strength, will, or knowledge. It is likewise the unique contribution of nursing to help the individual to<br />

be independent of such assistance as soon as possible“ (Henderson/Nite 1978: 34).<br />

Aus dieser Definition kann auch die einzigartige Funktion der Pflegekräfte abgeleitet werden, die darin besteht:<br />

“To help people 27 , sick or well, in the performance of those activities contributing to health, or its recovery<br />

(or to a peaceful death) that he would perform unaided if he had the necessary strength, will, or knowledge.<br />

It is likewise her function to help the individual gain independence as rapidly as possible“ (Henderson/Nite<br />

1978: 34).<br />

In dieser Definition ist das Verständnis ihres Konzepts von der ‘Pflegekraft’ (nurse) enthalten. Die berufliche<br />

Pflegekraft übernimmt die temporäre Funktion eines ‚Ersatzes für etwas‘, der ‚Kompensation ‘ oder ‚Ergänzung<br />

von etwas‘, das der Patient bzw. Klient benötigt, um sich als ‚vollständig’, ‚ganz’ oder ‚unabhängig’ zu erleben.<br />

Dieser Bedarf kann sich in verschiedenen Bereichen <strong>des</strong> menschlichen Handelns bemerkbar machen und zwar:<br />

• in der physischen Stärke/Kraft<br />

• im Willen<br />

• im Wissen.<br />

Dieses Konzept spiegelt sich auch im primären Verantwortungsbereich der Pflegekraft wider, den Henderson<br />

(1978: 36) darin sieht, Menschen bei der Ausübung ihrer täglichen Lebensweise (daily patterns of living) zu helfen<br />

oder in der Befolgung von Aktivitäten, die diese normalerweise ohne Hilfe ausführen, wie atmen, essen, ausscheiden,<br />

sich ausruhen, schlafen und seinen Körper reinigen, ihn warm halten und sich entsprechend kleiden.<br />

Darüber hinaus kümmert sie sich auch um jene Aktivitäten, die das menschliche Leben über den rein vegetativen<br />

Prozess hinausheben, wie es etwa die Pflege sozialer Beziehungen ist oder das Befolgen bzw. Einhalten ihres<br />

Gesundheitsprogramms, die sie bei entsprechender Kraft oder Wissen auch ohne Hilfe durchführen würden<br />

(Henderson/Nite 1978: 36). Der pflegerische Verantwortungsbereich bezieht sich nach Henderson ebenso auf die<br />

‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens‘ wie auf ihr Konzept von der Funktion einer Pflegekraft, als ‚Ersatz‘ für den Patienten<br />

tätig zu werden bzw. sein Handeln durch pflegerische Aktivitäten zu kompensieren oder zu ergänzen. Dieses<br />

Konzept könnte als ein begrenztes aufgefasst werden. Dass es sich hier aber um ein überaus anspruchsvolles<br />

Konzept handelt und dass die Pflege eine der komplexesten Dienstleistungen überhaupt ist, zeigt sich an der<br />

Notwendigkeit, den Bedarf <strong>des</strong> Einzelnen an stündlicher Pflege, an Ermunterung und Anleitung kontinuierlich<br />

einzuschätzen. Um beispielsweise als Ersatz für etwas handeln zu können, muss die Pflegekraft wissen, was, in<br />

welchem Umfang und wie sie etwas ersetzen soll. Auf den ersten Blick scheinen viele Tätigkeiten im Rahmen<br />

der pflegerischen Dienstleistung einfacher Natur zu sein. Dieser Eindruck ist trügerisch und zugleich falsch 28 ,<br />

denn dort, wo das pflegerische Handeln bzw. die damit verbundenen Tätigkeiten auf die spezifischen Erfordernisse<br />

eines einzelnen Patienten abgestimmt werden müssen, werden sie zu höchst komplexen Tätigkeiten (Harmer/Henderson<br />

1955: 5). Dieses ist u. a. auch dem Umstand geschuldet, dass die Erfordernisse <strong>des</strong> Patienten einem<br />

ständigen Wandel unterliegen, was wiederum eine kontinuierliche Anpassung <strong>des</strong> pflegerischen Handelns<br />

erfordert (Henderson/Nite 1978: 59f).<br />

Mit Blick auf die Verwendung <strong>des</strong> Begriffs ‚needs‘ unterscheidet Henderson (1978: 578) zwischen ‚health problems‘<br />

und ‚nursing needs‘. Sie schreibt:<br />

A health problem has been defined as an interruption in the individual’s ability to meet a need, and a nursing<br />

need has been defined as whatever the person requires in knowledge, will, or strength to perform his daily<br />

activities and to carry out treatments prescribed for him or her, or as a ‚requirement of the patient which,<br />

26 Anstelle von ‚assisting‘ spricht sie in der fünften Auflage von ‚helping‘ (s. Harmer/Henderson 1955: 4).<br />

27 In der fünften Auflage heißt es hier: ,to assist the individual‘ (s. Harmer/Henderson 1955: 5).<br />

28 Die Vorstellung von der Pflege als einer einfachen Tätigkeit ist höchst problematisch. Nachdem heutzutage viel Wert auf<br />

‚Unabhängigkeit‘ und ‚Individualität‘ gelegt wird, ist vorstellbar, dass gerade Menschen, die das Phänomen der Abhängigkeit<br />

für sich verachten oder die Schwierigkeiten mit Veränderungen in ihrem Leben haben, den Pflegekräften sehr viel Einlassung<br />

im Sinne entsprechender inter- und intrapersonaler Fähigkeiten abverlangen.<br />

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