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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

versorgung, ambulante OPs etc.) wird es immer wichtiger, ein Gespür dafür auszubilden, welche Aktivitäten <strong>des</strong><br />

Lebens für die Pflege eines Patienten relevant sind und welche nicht (s. Roper 1996b: 297).<br />

Weiter erwähnen sie, dass es nicht einfach war, passende Bezeichnungen für die einzelnen Aktivitäten zu finden.<br />

Es ging ihnen um umfassende und für die Pflegekräfte sowie für die Patienten gleichermaßen verständliche Begriffe<br />

(s. auch Roper et al. 1996b: 296). Das mit den Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens befasste pflegerische Handeln besteht<br />

ganz allgemein in der Hilfe und Unterstützung eines Patienten durch eine andere Person im Zusammenhang<br />

mit diesen Aktivitäten. Der Bedarf an Pflege oder die Probleme, die eine Pflege durch andere Menschen – seien<br />

es Professionelle oder Laien -, erforderlich machen, können unterschiedliche Ursachen haben oder unterschiedlichen<br />

Umständen geschuldet sein und dementsprechend unterschiedliche Formen der Hilfe oder Unterstützung<br />

erfordern. Die aktuellen und potenziellen Probleme der Patienten können je nach ihren Ursachen bzw. den Umständen<br />

verschiedenen Kategorien zugeordnet werden:<br />

• Probleme als Folge der Änderung der Umgebung und Routine (z.B. Ortswechsel)<br />

• Probleme, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung eine Änderung von Gewohnheiten oder der<br />

Art und Weise, wie eine AL ausgeübt wird, nach sich ziehen<br />

• Probleme als Konsequenz einer Änderung im Abhängigkeits-/ Unabhängigkeitsstatus<br />

• Probleme infolge von Unwohlsein in Zusammenhang mit den AL (Roper et al. 1985: 65).<br />

Die Auseinandersetzung der Pflegekräfte mit dem Konzept der ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens‘ ermöglicht es ihnen,<br />

etwas über die jeweiligen täglichen Gewohnheiten, Verhaltens- und Handlungsmuster eines Menschen zu erfahren.<br />

Roper et al. gehen davon aus, dass die persönlichen Besonderheiten eines Patienten in der Pflege im<br />

Rahmen der institutionellen Möglichkeiten erst dann berücksichtigt werden können, wenn die Pflegekräfte<br />

Kenntnisse bzw. Wissen darüber haben, wie sich die Patienten im Alltag <strong>zur</strong>echtfinden und diesen gestalten.<br />

Pflegekräfte benötigen Informationen darüber, wie die von ihnen zu pflegenden Patienten ihr Leben meistern.<br />

Bezogen auf den einzelnen Menschen bedeutet dies, dass die Art und Weise, wie er sich mit den AL befasst, davon<br />

abhängig ist:<br />

• in welcher Phase der Lebenspanne er sich befindet<br />

• welcher Grad von Abhängigkeit/Unabhängigkeit bei ihm vorliegt, und wie weit er in der Lage ist, positiv<br />

mit Abhängigkeit umzugehen<br />

• welche Faktoren die individuelle Lebensweise beeinflusst haben und beeinflussen (biologische 20 , psychologische,<br />

soziokulturelle etc.) (Roper al. 1996a: 37).<br />

Damit sind die weiteren Konzepte <strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodells bis auf das Konzept der Einzigartigkeit je<strong>des</strong><br />

Lebewesens und das Konzept der individualisierten Pflege benannt. Bevor auf die einzelnen Konzepte eingegangen<br />

wird, soll in einem Exkurs der Unterschied zwischen Hendersons Ansatz und dem Konzept der ‚Aktivitäten<br />

<strong>des</strong> Lebens‘ im RLT-Modell herausgearbeitet werden.<br />

2.2.2 EXKURS I: DIE VIERZEHN GRUNDLEGENDEN KOMPONENTEN DER PFLEGE BEI VIRGINIA<br />

HENDERSON<br />

Der Einfluss von Virginia Henderson auf das im RLT-Modell genannte Konzept der ‚AL‘, aber auch auf die anderen<br />

Konzepte <strong>des</strong> Modells, ist nicht zu übersehen 21 . Henderson hat ihre Vorstellungen von Pflege in dem in<br />

mehreren Auflagen erschienenen Buch ‚Textbook of the Principles and Practice of Nursing’ sowie in dem Buch<br />

‚The Nature of Nursing’ ausgeführt. Weiter hat sie ihre Gedanken im Auftrag <strong>des</strong> International Council of<br />

Nursing (ICN) in der Schrift ‚Basic Principles of Nursing Care’ 22 zusammengefasst. Hier findet sich auch<br />

20 In der 4. Auflage sind die physischen Faktoren in biologische Faktoren umbenannt worden.<br />

21 Statt von einem Einfluss könnte hier auch von einer gewissen Ähnlichkeit der Konzepte gesprochen werden.<br />

22 Die deutsche Übersetzung von Edith Fischer heißt: „Grundregeln der Krankenpflege“. Hier findet sich auch der inzwischen<br />

höchst umstrittene Begriff ‚Grundpflege‘ (s. kritisch hierzu Elke Müller 2001a). Der Originalbegriff ‚basic nursing care‘ ist<br />

m. E. zutreffender mit ‚grundlegend oder essentiell erforderliche pflegerische Versorgung‘ zu übersetzen. Die Übersetzung<br />

von Fischer entspricht in vielen Passagen nicht dem, was Henderson zum Ausdruck bringen wollte. Dies wird erst nach<br />

Kenntnis der Originalarbeiten von Henderson deutlich.<br />

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