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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

konstruktion der professionellen Pflegeverlaufskurve anhand verschiedener Studien konnten kritische Punkte und<br />

Phasen identifiziert werden, deren Handhabung Auswirkungen auf deren Verlauf hatten. Als kritische Punkte im<br />

Studium erwiesen sich der Erwerb einer professionellen Identität, die eine Ablösung von der persönlichen Identität<br />

beinhaltet. Bei der Ausdifferenzierung beider Identitäten kommt der Praxis in Gestalt <strong>des</strong> Pflegeteams eine ausschlaggebende<br />

Rolle zu. Weiter sind Images und die Fähigkeit, solche zu bilden, von großer Bedeutung. Letzteres<br />

kann durch entsprechende Praxiserfahrungen und eine adäquate Unterstützung gefördert, aber auch behindert werden.<br />

Die Rolle von Wissen konnte anhand <strong>des</strong> Prozesses <strong>des</strong> Building on a Foundation of Knowledge by ‚Taking it<br />

all in’ aufgezeigt werden. Bei dem Prozess der Internalisierung <strong>des</strong> Gelernten spielen wiederum die vermittelten<br />

Werte und theoretischen Konzepte eine Rolle. Es handelt sich um einen Prozess der fortlaufenden Rekonstruktion<br />

aufgrund neuer Erfahrungen und <strong>des</strong> Erlernens weiterer Konzepte. Für die Entwicklung einer professionellen Haltung<br />

ist die gemeinsame Reflexion klinischer Erfahrungen von Studierenden und Lehrenden wesentlich. In der<br />

Studie von Jensen/Lahn (2005) wurde die Bedeutung von Pflegekonzepten und –<strong>theorie</strong>n als ‚Wissensobjekte‘ und<br />

als symbolisches Kapital der professionellen Pflege unterstrichen.<br />

Der Übergang von Studium/Ausbildung in den Beruf, d.h. in die organisationale Sozialisation ist ein wichtiger<br />

‚turning point‘. Hier bilden die Rahmenbedingungen der Arbeitswelt den Hintergrund für die professionelle und organisationale<br />

Sozialisation. Sie beeinflussen ebenso wie das Pflegeteam und das erweiterte interdisziplinäre Team<br />

die Arbeit an der professionellen Verlaufskurve. Das Modell von Duchscher mit den drei Phasen <strong>des</strong> Tuns, <strong>des</strong> Seins<br />

und <strong>des</strong> Wissen gibt wichtige Aufschlüsse für die zu leistende Arbeit auf der Seite der Führungskräfte und auf der<br />

der Pflegekräfte. Die Arbeiten zum arbeitsplatzbezogenen Lernen von Professionellen, stützen die Erkenntnisse<br />

Duchschers. Sie betonen die zentrale Rolle, die den Stationsleitungen bei der direkten oder indirekten Unterstützung<br />

der ‚Neuen‘ zukommt.<br />

Auch die anderen hier referierten Arbeiten machen deutlich, dass die Arbeit an der professionellen Verlaufskurve ein<br />

‚ongoing concern‘ ist, dem sich Führungskräfte wie Pflegekräfte gleichermaßen verpflichtet fühlen sollten. Auch<br />

hier wurden das Team und die Qualität der interpersonalen Beziehungen als kritischer Erfolgsfaktor ausgemacht.<br />

Insgesamt geben die Studien zum professionellen Selbstkonzept bzw. <strong>zur</strong> professionellen Identität wenig explizite<br />

Hinweise auf einen möglicherweise bestehenden Zusammenhang von pflegetheoretisch geleiteter Pflegepraxis und<br />

professionellem Selbst. Solche Hinweise finden sich eher implizit im ‚Caring’. Eine andere wichtige Erkenntnis besteht<br />

darin, dass die Vorstellung von Pflege als einer Profession nicht automatisch an die Vorstellung einer pflegetheoretisch<br />

geleiteten Praxis gebunden ist. Alle Untersuchungen weisen jedoch auf die Bedeutung der interpersonalen<br />

Beziehungen für die Entwicklung, Weiterentwicklung und Verfeinerung der Kompetenz <strong>zur</strong> Pflege anderer Menschen<br />

und der Ausbildung eines (belastbaren) professionellen Selbst und Selbstkonzepts hin. Der allgemeine Modus<br />

der Beziehungsgestaltung, d.h. die Struktur und Art der (Arbeits)-Beziehungen hat Auswirkungen auf die Gestaltung<br />

der Pflegekraft-Patient-Beziehung und auf das, was in dieser Beziehung möglich ist. Sie wirkt sich darüber hinaus<br />

auf die Entwicklungsmöglichkeit pflegerischer Kompetenzen, <strong>des</strong> professionellen Selbst, <strong>des</strong> Selbstkonzepts und<br />

professioneller Identitäten aus. Alle Studien belegen die Bedeutung, die die organisationale Sozialisation für die<br />

Wahrnehmung <strong>des</strong> Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der Pflege hat.<br />

Schließlich wurde ein Blick auf die Kompetenzentwicklung geworfen. Voraussetzung dafür ist wiederum die Artikulation<br />

und inhaltliche Bestimmung <strong>des</strong> pflegerische Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs. Dieser steckt den Erwartungshorizont<br />

für die zu erreichenden Entwicklungsziele bei der Arbeit an der professionellen Pflegeverlaufskurve<br />

ab. Die Grenzen und Schnittstellen zu anderen Berufen müssen bestimmt werden. Dass dies eine Voraussetzung<br />

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