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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

dung für die Verwendung <strong>des</strong> Begriffs ‚Aktivitäten’ anstelle <strong>des</strong> Begriffs ‚Bedürfnisse’ besteht für Roper<br />

(1976a: 77, 1976b: 221) darin, dass der erstere Begriff - auch wenn der Patient bei der Ausführung Unterstützung<br />

benötigt - eine positive Konnotation hat, wohingegen der zweite Begriff mit einer negativen Konnotation<br />

verbunden ist. Der Begriff ‚Aktivitäten‘ verweist sowohl auf das, was der Patient im Zusammenhang mit einer<br />

Aktivität kann, als auch darauf, wie weit er in der Ausübung dieser Aktivität eingeschränkt ist. Mit diesem Konzept<br />

werden seine Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, aber auch seine Einstellung, Haltung etc. erfasst. All<br />

dieses gerät bei einer Gleichsetzung der Begriffe ‚Aktivitäten‘ und ‚Bedürfnisse‘ aus dem Blick! 19 . In der Abbildung<br />

2.1 sind die AL und die Bedürfnispyramide einander gegenübergestellt.<br />

Abb.2.1 AL und Maslowsche Bedürfnispyramide<br />

Der Begriff ‚Aktivitäten’ wird in einem umfassenden Sinn verwendet. Er ist ein Ober- oder Sammelbegriff. Die<br />

einzelnen ‘Aktivitäten’ im Sinne eines Verhaltens- oder auch Handlungsmusters weisen eine Reihe von Dimensionen<br />

auf. Sie sind charakterisiert durch eine Anzahl spezifischer Einzelaktivitäten oder Handlungen, die sich in<br />

einem für das Individuum charakteristischen Handlungsmuster niederschlagen. Weiter stehen die einzelnen ‚Aktivitäten’<br />

untereinander in engem Zusammenhang. Probleme bei einer Aktivität führen häufig zu Problemen<br />

bzw. Beeinträchtigungen bei anderen Aktivitäten, oder, positiv gewendet, kann ein Bedarf an Unterstützung oder<br />

Hilfe in einer Aktivität infolge einer veränderten Situation einen entsprechenden Bedarf in anderen Aktivitäten<br />

nach sich ziehen. Im Gegensatz zu der Bedürfnishierarchie von Maslow behaupten Roper et al., dass alle Aktivitäten<br />

für das Leben wichtig sind. Sie messen der Aktivität ‚Atmen’ unabhängig von der jeweiligen Situation <strong>des</strong><br />

betreffenden Menschen höchste Priorität zu, da sie für das Überleben <strong>des</strong> Menschen unabdingbar ist. Welche<br />

Priorität einzelnen Aktivitäten zukommt, ist situationsabhängig. Sie kann sich je nach den Umständen ändern.<br />

Aktivitäten, die dem Überleben und der Sicherheit dienen, sind allgemein wichtiger als alle anderen (s. Roper et<br />

al. 2000: 84). Für die berufliche Pflege, so Roper/Logan/Tierney (1985: 65), sind alle Aktivitäten von Relevanz.<br />

Dies muss aber nicht unbedingt für den einzelnen Patienten der Fall sein. Bei einem Patienten sind bestimmte<br />

Aktivitäten für sein Wohlbefinden wichtiger als beim anderen. Die Pflegekräfte müssen sich Roper et al. (1996a:<br />

36, 2000: 84f) zufolge darüber im Klaren sein, dass unterschiedliche Umstände wechselnde Prioritäten in den<br />

AL <strong>zur</strong> Folge haben können. Dies muss in der klinischen Entscheidung bezüglich der Bedeutung, die ein bestimmter<br />

Patient einzelnen AL beimisst, berücksichtigt werden. So kann es sein, dass eine oder mehrere AL bei<br />

der Pflege eines bestimmten Menschen keine Rolle oder nur zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Krankenhausaufenthalts<br />

oder in der Pflegekraft-Patient-Beziehung eine Rolle spielen. Im Zusammenhang mit der Dokumentation<br />

oder der Planung der Pflege und im Zusammenhang mit veränderten Versorgungsformen (Kurzzeit-<br />

19 Oehmen (1999: 23f) kommt aufgrund einer Literaturrecherche zu dem Ergebnis, dass der Zusammenhang zwischen Problemen,<br />

Bedürfnissen und Fähigkeiten sowohl der zu Pflegenden als auch der zu pflegenden Angehörigen multidimensional<br />

und aus Sicht der Pflege bislang un<strong>zur</strong>eichend erforscht ist. Auch Grün (1998) weist auf die Problematik und die bisher un<strong>zur</strong>eichende<br />

Konzeptualisierung <strong>des</strong> Bedürfnisbegriffs im Allgemeinen und insbesondere mit Blick auf pflegewissenschaftliche<br />

Untersuchungen hin. Powers (1999, 2006) und Fortin (1999, 2006) haben sich mit diesem Thema näher beschäftigt.<br />

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