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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

o Respekt vor dem Anderen, d.h. seinen Kompetenzen und seinem Wissen<br />

o ein Bewusstsein über den gemeinsam geteilten und über den professionsspezifischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

o einen patienten-/klientenbezogenen Fokus und/oder einen anbieterbezogenen Fokus (s. Hammick/Olckers/Campion-Smith<br />

2009).<br />

Wichtige Schlüsselgrößen von IPC sind nach Reeves et al. (2010: 11) klare Teamziele, eine geteilte Teamidentität,<br />

eine geteilte Teamverpflichtung, Rollenklarheit, wechselseitige Abhängigkeit und Integration zwischen den Teammitgliedern.<br />

Eine erfolgreiche IPC zeichnet sich durch koordinierte Bemühungen aus, durch die Notwendigkeit, sich<br />

zuzuhören, durch gegenseitigen Respekt, durch ein Bekenntnis zum Team sowie durch die Motivation, voneinander<br />

zu lernen und am Anderen Anteil zu nehmen. Als Herausforderungen gelten bestehende Machtunterschiede innerhalb<br />

<strong>des</strong> Teams, die die Kommunikation begrenzen und zu Spannungen führen. Weiter stellt die Ungewissheit, inwieweit<br />

sich der Einzelne in das Team einpasst, eine Herausforderung dar, ebenso der Druck auf die einzelnen<br />

Teammitglieder aufgrund mangelnder Ressourcen wie etwa Zeit. Als einer der Gründe, warum viele Professionen<br />

einander nicht zuhören und nicht voneinander lernen, gilt eine begrenzte interprofessionelle Bildung (Reeves et al.<br />

2010: 20ff)<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> IPC weisen alle mehr oder weniger deutlich darauf hin, dass die einzelnen Professionsmitglieder<br />

bestimmte Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln müssen, um erfolgreich im interprofessionellen<br />

Team zu bestehen. Verma/Paterson/Medves (2006) haben aus einem Vergleich der Kernkompetenzen von vier Gesundheitsprofessionen<br />

(Medizin, Pflege, Ergotherapie und Physiotherapie) die nachstehenden professionsübergreifende<br />

Kompetenzen abgeleitet: Kommunikation, Beratung, Kooperation, Koordination, Zusammenarbeit (Kollaboration)<br />

und eine gemeinschaftliche Praxis. Hall (2005: 193) nennt darüber hinaus Durchsetzungsvermögen, Verantwortung<br />

und Autonomie im Sinne der Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten als wichtige Fähigkeiten für eine erfolgreiche<br />

Teamarbeit. Durchsetzungsvermögen heißt in diesem Kontext, den eigenen Standpunkt mit Zuversicht<br />

einzubringen und zu stützen. Verantwortung meint, diese zu akzeptieren, sie gemeinsam zu tragen und an Gruppenentscheidungsprozessen<br />

und Gruppenplanungen teilzunehmen. Suter et al 182 (2009) untersuchen, welche Kompetenzen<br />

verschiedene Gesundheitsprofessionen und Administratoren als wichtig für eine kollaborative Praxis erachten. In<br />

den Interviews schälen sich zwei Kompetenzbereiche heraus, die für die IPC essentiell sind:<br />

1. Rollenverständnis und Wertschätzung der anderen Rollen<br />

2. Kommunikation.<br />

Zwei Aspekte sollen in Bezug auf die erstgenannte Kernkompetenz hervorgehoben werden. Viele der von Suter et al.<br />

(2009) Interviewten begrüßen mit Blick auf die PatientInnen und die eigene Arbeit eine kollaborative Zusammenarbeit.<br />

Es fehlt ihnen aber an Vorstellungsmögen, wie diese zu erreichen ist. Das ‚how to’ schien aus einem mangelnden<br />

Verständnis der Rollen und der Verantwortlichkeiten der je anderen Professionen zu resultieren. Ein un<strong>zur</strong>eichen<strong>des</strong><br />

Verständnis von der Rolle <strong>des</strong> Anderen kann zu vielfältigen Konflikten führen. Wenn etwa der Eindruck<br />

entsteht, dass der andere die eigene Rolle übernimmt, kann es zu einer Verteidigung <strong>des</strong> eigenen Praxisbereichs führen<br />

oder zu einer Rollenverzehrung, die ihrerseits das Risiko von Konflikten und Burnout in sich birgt. Weiter kann<br />

die von den Professionen notwendigerweise zu leistende ‚boundary work in Bezug auf die Entwicklung einer professionellen<br />

Identität bei starren Grenzen zum Aufbau von Hürden führen, die dann einer kollaborativen Zusammenarbeit<br />

aller Professionen im Wege steht. In diesem Zusammenhang kann eine Konzentration auf die Erfordernisse <strong>des</strong><br />

Patienten dazu beitragen, starre professionelle Hürden abzubauen. Ein Verständnis der diversen Rollen einschließlich<br />

182 Hierzu interviewten sie 60 Angehörige (zwischen 18 und 55 Jahren) der verschiedenen Gesundheitsprofessionen sowie<br />

MitarbeiterInnen aus dem administrativen Bereich. Diese kamen aus sieben Gesundheitseinrichtungen in Alberta, Canada. Von<br />

den Interviewten waren 88% in der direkten Patientenversorgung (front line) tätig und 22 im administrativen Bereich.<br />

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