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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Thylefors et al. (2005) nennen drei immer wieder beschriebene Modelle der Teamarbeit, die zugleich unterschiedliche<br />

Entwicklungsstufen von Teams markieren:<br />

• das multiprofessionelle (additive, multidisziplinäre) Team<br />

• das interprofessionelle (integrative, interdisziplinäre) Team<br />

• das transprofessionelle Team 180 .<br />

Wiederum eine andere Typologie wählen Reeves et al. (2010: 44ff). Sie ordnen die unterschiedlichen Formen der<br />

Teamarbeit in Zwiebelringen an, wobei der Begriff der ‚teamwork‘ im Zentrum angesiedelt ist, als nächster Ring<br />

folgt ‚collaboration‘, danach ‚coordination‘ und im äußersten Ring ist ‚networking‘ als eine weitere Form der Zusammenarbeit<br />

angesiedelt. Die Funktionsweise dieser unterschiedlichen Teamarten, d.h. die Art der Zusammenarbeit<br />

hängt von den Erfordernissen der Patientenversorgung ab. Weiter kann es entlang <strong>des</strong> Versorgungskontinuums aufgrund<br />

wechselnder Anforderungen zu einem Wechsel von der einen in eine andere Form der Teamarbeit kommen.<br />

Die Fähigkeit eines Interprofessionellen Teams, sich diesen Anforderungen situativ zu stellen, bezeichnen sie als<br />

adaptive interprofessionelle Teams (s. Reeves et al. 2010: 47). Es sind eine Vielzahl von Faktoren beschrieben worden,<br />

die die Leistungsfähigkeit solcher Teams beeinflussen. Nach Bourgeault/Mulvale (2006: 482) sind vor allem die<br />

Auswirkungen von IPC auf Patienten-Outcomes, auf die Patientenzufriedenheit und auf die Zufriedenheit der daran<br />

involvierten Berufsgruppen untersucht worden. Es wird immer wieder betont, dass ein Teamansatz zu einer steigenden<br />

Produktivität der Berufsgruppen führen kann.<br />

Mit Blick auf die Arbeit an den multiplen Verlaufskurven <strong>des</strong> Patenten kommt der Fähigkeit der einzelnen Berufsgruppen<br />

<strong>zur</strong> klinischen und kollaborativen Entscheidungsfindung eine herausragende Rolle. Die Metapher der kognitiven<br />

Landkarte 181 verweist darauf, dass bei der interprofessionellen Zusammenarbeit (IPC) von den einzelnen Professionen<br />

unterschiedliche kognitive Landkarten, verstanden als theoretische Perspektiven und Handlungslinien, bei<br />

der Lösung eines Gesundheitsproblems eines Patienten eingebracht werden. IPC zeichnet sich ähnlich wie die wissenschaftliche<br />

Arbeit durch einen ‚prinzipiellen Pluralismus‘ (s. auch Star 2004: 59) sowie dadurch aus, dass IPC<br />

immer kollektives Handeln in Bezug auf etwas ist, in diesem Fall die gesundheitliche Versorgung eines bestimmten<br />

Patienten innerhalb eines definierten Zeitrahmens. Bei dem Zusammentreffen der verschiedenen Berufe, sei es bei<br />

formalen (Visite, Fallbesprechung etc.) oder informellen Treffen (wie Flurgespräche, zufälliges Treffen beim Patienten<br />

etc.) kann das Gesundheitsproblem entsprechend den theoretischen Perspektiven der involvierten Personen aus<br />

unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Je nach Blickwinkel können bestimmte Aspekte in den Fokus geraten<br />

und andere in den Hintergrund treten. Für die Arbeit an den multiplen Verlaufskurven eines Patienten ist wichtig,<br />

dass die einzelnen Gesundheitsberufe das Vorhandensein einer Vielzahl von ‚kognitiven Landkarten‘ und die<br />

damit verbundenen Perspektiven als unvermeidliche Bedingung der arbeitsteilig erbrachten Gesundheitsversorgung<br />

und als Teil eines gemeinsamen Unterfangens anerkennen und Fähigkeiten <strong>des</strong> konstruktiven Umgangs damit entwickeln.<br />

Hier bietet das Denken in Verlaufskurven die Möglichkeit, die Beiträge der verschiedenen Berufsgruppen auf<br />

den Patienten und seine Kompetenzen zu beziehen und darauf, wie die einzelnen Beiträge ihn temporär unterstützen.<br />

Der Ansatz ist patienten- und nicht professionsbezogen. Wie Untersuchungen zeigen, wird die von den Berufsgruppen<br />

zu leistende kollaborative klinische Entscheidungsfindung erschwert, wenn alle Professionen darauf bestehen,<br />

dass nur ihre Perspektive die einzig richtige ist. Die Berufsgruppen müssen lernen, dass alle Sichtweisen ihre Berechtigung<br />

haben und <strong>zur</strong> Lösung <strong>des</strong> im Mittelpunkt stehenden Gesundheitsproblems beitragen können (s. hierzu<br />

auch Wackerhausen 2009). Dies erfordert seitens der verschiedenen Berufsgruppen:<br />

180<br />

Andere, nicht auf den Dienstleistungsbereich bezogene Teamformen werden als aufgabendifferenzierende, aufgabenintegrierende<br />

und aufgabenergänzende Teams bezeichnet.<br />

181<br />

Hierunter fallen Theorien, Paradigmen, Weltsichten, Ideologien etc.<br />

470

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