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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

(2010: 34ff) beschreibt, wie die Kooperation zwischen Pflege und Medizin innerhalb <strong>des</strong> KoPM-Modell 177 gestaltet<br />

wird. Er geht nicht explizit auf den eigenständigen und überlappenden Bereich ein. Aus seinen Ausführungen geht<br />

jedoch hervor, dass die Aufgaben und Zuständigkeiten von Pflege und Medizin eindeutig geregelt sind. Kooperation<br />

kann auf unterschiedliche Weise geregelt werden, als additives Modell, als Kunden-Lieferanten-Beziehung oder als<br />

eine synergetische Kooperation, wie sie im KoPM verfolgt wird. Kooperation baut in diesem Modell auf Kernkompetenzen<br />

auf, die die jeweilige Identitätsbildung stützen. Sie macht sich die unterschiedlichen Wissensbestände zu<br />

Nutze, schafft Vertrauen und setzt auf Qualifizierung.<br />

Kramer/Schmalenberg (2008) nähern sich dieser Frage, indem sie ermittelten, welche Aufgaben die Befragten im<br />

eigenständigen Bereich der Pflege und im überlappenden Bereich fassen. Diese sind in Tabelle 9.6 aufgeführt.<br />

Tab. 9.6: Aufgaben im eigenständigen und im überlappenden Bereich der Pflege nach Kramer/ Schmalenberg (2008: 61)<br />

Eigenständige Sphäre Überlappende Sphäre<br />

In diesem Bereich treffen Pflegekräfte individuell eigenstän- In der überlappenden Sphäre ist die Verantwortung für Entdige<br />

und eigenverantwortliche patientenbezogene Entscheischeidungen und für die Rechenschaftslegung wechselseitig<br />

dungen. Hierbei suchen sie durchaus den Rat von Kollegen.<br />

Die Verantwortungsübernahme/Rechenschaft ist individuell.<br />

und relational.<br />

• Gesundheitserhaltung • Kurative Funktionen<br />

• Prävention • Diagnostische Funktionen<br />

• Caring • Verschreibende Funktionen<br />

Ein Verständnis beider Bereiche ist für ein erfolgreiches Arbeiten wesentlich. Es ist eine Voraussetzung für ein eigenständiges<br />

Handeln der Pflegekräfte, d.h. für die Wahrnehmung der klinischen Autonomie. Diese ist für Pflegekräfte<br />

mit Risiken behaftet. Ein solches eigenständiges Handeln ist aber aufgrund <strong>des</strong> sich ändernden Pflege- und<br />

Versorgungsbedarfs der Patienten in beiden Bereichen laut Kramer/Schmalenberg geboten und unvermeidbar. Sie<br />

haben mehrere Domänen je Bereich und die primär motivierenden Faktoren identifiziert, die eine eigenständige Entscheidungsfindung<br />

aufgrund wechselnder Bedarfslagen und klinischer Situationen der zu pflegenden Menschen verlangen.<br />

Diese sind in Tabelle 9.7 zusammengefasst.<br />

Tab: 9.7: Autonomiebereiche, Patientenerfordernisse und motivierende Faktoren nach Kramer/ Maguire/Schmalenberg 2006:<br />

486ff, Kramer/Schmalenberg (2008: 64)<br />

Autonomie-Domänen Patientenerfordernisse und motivierende Faktoren<br />

1. Notfall Das Leben <strong>des</strong> Patienten retten<br />

2. Notwendigkeit <strong>zur</strong> Wiederbelebung Patientensicherheit, Leid und Komplikationen verhüten<br />

3. Patientenanwalt Geistig/psychisches und physisches Wohlbefinden <strong>des</strong> Patienten<br />

4. Triage (wann und wohin Patienten ge- Effektive und effiziente Patientenversorgung<br />

schickt werden)<br />

5. Lebensende Lebensqualität, oder Qualität <strong>des</strong> To<strong>des</strong><br />

6. Koordination – Integration Holistische Patientenversorgung<br />

Die genannten Bereiche sind nicht immer klar voneinander zu trennen, sie können sich auch überlappen. Sie können<br />

alle auf einer Station von Bedeutung sein, aber auch von Station zu Station sowie situationsbezogen erheblich variieren<br />

(s. Kramer/Schmalenberg 2008: 64). Insbesondere drei Strukturen und ‚best practices‘ tragen laut den Studien<br />

von Kramer/Schmalenberg (2008: 66f) zu einem Autonomie-freundlichen Arbeitsumfeld bei. Einmal geht es um die<br />

Klärung, was die Pflegekräfte, die Führungskräfte, die Verwaltung und andere Berufsgruppen unter klinischer Autonomie<br />

in Bezug auf den eigenständigen und den überlappenden Bereich konkret verstehen. Klarheit hierüber ist<br />

wichtig, damit in diesen Bereichen eigenständig gehandelt werden kann. Weiter geht es um eine periodische Neu-<br />

177 Dieses Modell „bietet ein <strong>theorie</strong>basiertes, normatives Gerüst für einen kooperativ abgestimmten und organisierten, patientenbezogenen<br />

Versorgungsprozess im Krankenhaus“ (Dahlgaard 2010: 34).<br />

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