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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Krankheitsbedingt kann es an diesem Punkt zu weiteren Unterbrechungen in den AL kommen, oder es können eingefahrene,<br />

bisher erfolgreiche Pflegearrangements und die damit verbundenen Beziehungsstrukturen tangiert werden.<br />

Im Schnittstellenbereich Pflege/Medizin kreuzen sich die Pflege- und die Krankheitsverlaufskurve, wobei letztere in<br />

der Akutsituation situativ und temporär stärker in den Mittelpunkt rücken kann. Da die Arbeiten an den diversen<br />

Verlaufskurven aufeinander abzustimmen sind, reicht ein einseitiger Fokus auf die diagnostisch-therapeutischen medizinischen<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> aktuellen Krankheitsbewältigung und zum Verständnis der zu leistenden Arbeit jedoch<br />

nicht aus. Statt<strong>des</strong>sen gilt es, den Blick zu erweitern, was beiden Berufsgruppen eine entwickelte Fähigkeit <strong>zur</strong> Perspektivenübernahme<br />

und zum intelligenten Mitfühlen abverlangt, insofern sie ihr professionelles Handeln sowohl<br />

aus der Perspektive <strong>des</strong> zu pflegenden wie <strong>des</strong> medizinisch zu behandelnden Menschen wie auch aus einer gesellschaftlichen<br />

Perspektive betrachten und alle Perspektiven miteinander in Beziehung setzen müssen. Dieser Zusammenhang<br />

wird in Abbildung 9.11 veranschaulicht.<br />

Aus professionstheoretischer und rechtlicher Sicht fällt der Überlappungsbereich trotz der angestrebten Aufgabenneuverteilung<br />

bis heute in den Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der Medizin. Die Pflegekraft befindet sich<br />

in einer der Medizin untergeordneten Position. Sie handelt auf Anordnung <strong>des</strong> Arztes und übernimmt für die von ihr<br />

durchgeführten Aufgaben die Ausführungsverantwortung. Sie ist in diesem Bereich in ihrer klinischen Entscheidungsfindung<br />

abhängig vom Arzt, weshalb der Überlappungsbereich eine Quelle anhaltender Konflikte 174 ist.<br />

Abb. 9.11: Schnittstellenbereich Pflege/Medizin<br />

Weiter hat die in diesem Bereich anfallende Arbeit bei einer definierten Arbeitszeit Auswirkungen auf die für die<br />

Pflege im engeren Sinn <strong>zur</strong> Verfügung stehende Zeit. Untersuchungen belegen, dass die Pflege je nach gesetzten Prioritäten<br />

ganz nach hinten rutschen kann (s. Kalisch/Landstrom/Williams 2009, Schmidt et al. 2008, Braun 2011).<br />

Umso wichtiger ist es, dass die Pflegenden in die Lage versetzt werden, den Beitrag der Pflege an der Gesundheitsversorgung<br />

deutlich zu machen, und dass sie darlegen können, wie sich die ärztlicherseits angeordneten Maßnahmen<br />

auf die Kompetenz <strong>des</strong> Patienten <strong>zur</strong> eigenen Pflege und zu Pflege anderer Menschen auswirken. Hier ist neben<br />

kommunikativen und interpersonalen Fähigkeiten vor allem die Fähigkeit <strong>zur</strong> Perspektivenübernahme gefordert. Neben<br />

ihrer Perspektive müssen die Pflegekräfte auch die <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen und seines Bezugssystems und<br />

die <strong>des</strong> Arztes einnehmen können, um aufzuzeigen, welche Folgen die ärztlichen Maßnahmen für die Arbeit an der<br />

Pflege- und der Krankheitsverlaufskurve haben.<br />

Ein klares Verständnis von der eigenen Arbeit und Funktion bei der Arbeit an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven<br />

<strong>des</strong> zu pflegenden Menschen und seines Bezugssystems erfordert eine hinreichende Kenntnis <strong>des</strong> zu<br />

174 Heike Steinbach-Thormählen (2011) hat sich in ihrer Masterarbeit mit den Umstrukturierungen im Krankenhausbereich und<br />

der Aufgabenneuverteilung zwischen den Berufen befasst. Sie kommt aufgrund der Interviews und der Befragung von Kliniken<br />

zu dem Ergebnis, dass die Aufgabenneuverteilung sehr unterschiedlich organisiert ist. In einigen Kliniken bestehen klare Konzepte,<br />

in der Mehrheit scheinen mehr Fragen offen als geklärt zu sein.<br />

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