09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 2<br />

ton/Chalmers 2000: 45). An anderer Stelle nennen sie sechs Ziele der Pflege in Hinblick auf das zentrale Konzept<br />

der AL. Diese Ziele bestehen darin,<br />

1. zu verhindern, dass erkannte potenzielle Probleme im Zusammenhang mit den AL zu aktuellen Problemen<br />

werden<br />

2. identifizierte aktuelle Probleme zu lösen<br />

3. nach Möglichkeit jene Probleme zu lindern, die nicht gelöst werden können<br />

4. den Menschen darin zu unterstützen, positiv mit Problemen umzugehen, die weder gelöst noch gelindert<br />

werden können<br />

5. zu verhüten, das ein gelöstes Problem erneut auftritt<br />

6. dem Menschen zu helfen, sich so wohl wie möglich zu fühlen und möglichst schmerzfrei zu sein und<br />

so, auch angesichts der Unvermeidlichkeit <strong>des</strong> To<strong>des</strong> <strong>zur</strong> größtmöglichen Lebensqualität beizutragen<br />

(Roper et al. 2000: 81f).<br />

Das Konzept der ‚AL’ erinnert an die ‚vierzehn Bestandteile einer grundlegenden pflegerischen Versorgung'<br />

(components of basic nursing care) von Virginia Henderson. Der Einfluss von Henderson auf ihre Arbeit wird<br />

von Roper/Logan/Tierney nicht bestritten (s. auch unter 3.1.2). Sie betonen jedoch, dass sie den Begriff ‚Aktivitäten’<br />

und das Konzept der ‚AL‘ anders als Henderson verwenden. Der Unterschied zwischen Hendersons Verständnis<br />

von Pflege und dem Konzept der ‚AL‘ wird in vielen Publikationen (z.B. Newton 1997: 30ff) nicht klar<br />

genug herausgearbeitet, obwohl Roper et al. immer wieder darauf aufmerksam machen. Dies hat zu Missverständnissen<br />

geführt und insbesondere zu der Einschätzung, dass die AL lediglich ein anderer Ausdruck für das<br />

Konzept ‚menschliche Bedürfnisse’ (human needs) sei. Eine Folge dieser verzerrten Wahrnehmung <strong>des</strong> zentralen<br />

Konzepts von Roper et al. ist, dass die Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Modells nicht entdeckt<br />

werden. Kritisch ist anzumerken, dass Roper et al. selbst hier wenig <strong>zur</strong> Klärung beitragen. Sie weisen lediglich<br />

darauf hin, dass einige AL schon als Begriffe bei Henderson auftauchen, andere Aktivitäten wie z.B. ‘seine Geschlechtlichkeit<br />

leben’ aber erst im Lebens- und Pflegemodell berücksichtigt werden, da sie integraler Bestandteil<br />

<strong>des</strong> Lebens und somit für die Pflege von Relevanz seien (s. Roper et al. 1985: 65, 1990: 38, 1996a: 36, 2000:<br />

44ff).<br />

Roper et al. argumentieren, dass die ‚AL‘ anders als etwa die Bedürfnisse 18 für einen Dritten und damit für die<br />

Pflegekraft beobachtbar sind. Sie haben den Begriff ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens' dem der ‚Bedürfnisse’ und der<br />

‚menschlichen Bedürfnisse' (Hierarchie der Bedürfnisse) vorgezogen, der auf Maslows Analyse der menschlichen<br />

Motivation basiert. Sie begründen dies damit, dass der Begriff ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens’ umfassender ist<br />

und die Verhaltensweisen <strong>des</strong> Menschen, mithin das menschliche Handeln beschreibt. Während die Bedürfnisse<br />

eines Menschen einem anderen Menschen nicht ohne weiteres zugänglich sind, ist es durchaus möglich, das<br />

Verhalten und Handeln eines Menschen in Bezug auf die einzelnen AL zu beobachten und bis zu einem gewissen<br />

Grad objektiv zu erfassen (s. Roper et al. 1996b: 295, Roper al. 2000: 82f). Das menschliche Verhalten und<br />

Handeln ist u.a. auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gerichtet, insofern besteht ein Zusammenhang<br />

zwischen den Aktivitäten/dem menschlichen Handeln und den menschlichen Bedürfnissen bzw. der Motivation<br />

eines Menschen. Die Bedürfnisse eines Menschen, seine Motivation, kommen im Handeln <strong>des</strong> Menschen, also in<br />

den einzelnen Aktivitäten zum Ausdruck (s. Roper et al. 1983c: 43).<br />

Darüber hinaus weist der Begriff ‚Aktivitäten’ auf das aktive Element und das dynamische Wesen der einzelnen<br />

Aktivitäten hin (s. auch Roper 1994a, b). Es muss immer wieder betont werden, dass die Aktivitäten stets im Zusammenhang<br />

mit den anderen Konzepten <strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodells - dem der Lebensspanne, dem <strong>des</strong> Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-Kontinuums,<br />

dem der die AL beeinflussenden Faktoren sowie mit dem Konzept<br />

der Einzigartigkeit je<strong>des</strong> Lebewesens bzw. der individualisierten Pflege -, zu sehen sind. Eine weitere Begrün-<br />

18 Sie verweisen darauf, dass das Konzept ‚basic human needs‘ in der Pflege unter Bezugnahme auf Maslows Bedürfnishierarchie<br />

gerne verwendet wird. Ihnen zufolge reicht Maslows Hierarchie menschlicher Bedürfnisse <strong>zur</strong> Erklärung pflegerischer<br />

Phänomene allein nicht aus. Er unterstellt einen gesunden Menschen, wohingegen die Pflegekraft mit gesunden wie<br />

kranken Menschen konfrontiert wird.<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!