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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Beziehungsgestaltung kommt als EOM in den Magnet-Hospital-Studien eine wichtige Rolle zu (s. Schmalenberg et<br />

al 2008).<br />

Der Arbeit der Pflegekräfte an ihrer eigenen professionellen Pflegeverlaufskurve und den damit verbundenen Kompetenzen,<br />

aber auch die Unterstützung seitens der Pflegeführungskräfte und durch Kolleginnen haben Einfluss auf<br />

deren Verlauf sowie auf das erreichte Kompetenzniveau und somit auf die Qualität der Patientenversorgung. Das<br />

Konzept der multiplen Verlaufskurve eröffnet den verschiedenen Berufsgruppen, mit denen der zu pflegende<br />

Mensch und seine Bezugspersonen im Krankheitsfall konfrontiert wird, die Möglichkeit, ihre Arbeit aus einer patientenbezogenen<br />

anstelle einer einseitig professionsbezogenen Sicht zu betrachten. Als in verschiedenen sozialen Welten<br />

beheimatetes ‚Grenzobjekt‘ bietet dieses Konzept die Chance, die verschiedenen Perspektiven (in Form von theoretischen<br />

Sichtweisen und daraus abgeleiteten Praktiken) aufeinander zu beziehen. Im nächsten Schritt wird zunächst<br />

die Pflegekraft-Arzt-Beziehung beleuchtet.<br />

9.4.4 GRENZARBEIT: VON DER TRADITIONELLEN GESTALTUNG DER SCHNITTSTELLE MEDIZIN – PFLEGE<br />

ZUR PROFESSIONELEN UND PATIENTENBEZOGENEN HANDHABUNG<br />

Für die erfolgreiche Arbeit an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven der zu versorgenden Menschen kommt der<br />

Neugestaltung der Schnittstelle bzw. <strong>des</strong> Überlappungsbereichs Pflege/Medizin eine ebenso zentrale Rolle zu (s.<br />

auch Pkt. 9.2) wie der kontinuierlichen Arbeit an der professionellen Pflegeverlaufskurve. Wie diese Arbeit von den<br />

Pflegekräften und den Pflegeführungskräften gestaltet wird, erlaubt einen Blick auf das berufliche Selbstkonzept, auf<br />

die zugewiesenen Identitäten und darauf, welche Aspekte der pflegerischen Arbeit wertgeschätzt werden und welche<br />

nicht 166 . Bis heute wird dieser Bereich vor allem im Krankenhaus einseitig aus einer akut-medizinischen Perspektive<br />

im Sinne der Arztassistenz gesehen. Diese Sicht wird angesichts der heutigen Prävalenz chronischer Erkrankungen<br />

(s. Kap. 8.4.1) den Anforderungen an die Arbeit an multiplen Verlaufskurven jedoch nicht gerecht.<br />

Untersuchungen <strong>zur</strong> Zusammenarbeit von Pflegekraft und Arzt weisen immer wieder darauf hin, dass eine mangelnde<br />

Klarheit über die eigene Rolle/Aufgabe, ein unklares Verständnis <strong>des</strong> Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs <strong>des</strong><br />

jeweils Anderen ein Hindernis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit entsprechenden Konsequenzen für die Qualität<br />

der Patientenversorgung ist (s. s. Weiss 1983, Katzman 1989, Fagin 1992, Evans 1994, Reibe et al 1999, Hofmann<br />

2002, Fagin/Garelick 2004, Manojlovich 2010, Orchard 2010, Robinson et al 2010).<br />

In der Literatur ist die Zusammenarbeit Pflege/Medizin im Sinn dreier Beziehungsformen beschrieben worden<br />

(Schmalenberg/Kramer 2009: 76). Diese sind<br />

� die manipulative Beziehung, von Stein (1967) als Doctor-Nurse-Game bezeichnet<br />

� die missbrauchende-feindliche-gegnerische Beziehung (Rosenstein 2002, 2006,2010)<br />

� die kollaborative Beziehung (Kramer/Schmalenberg 2002, Schmalenberg et al 2005a,b).<br />

Die letztgenannte Beziehungsform ist jene, die laut Literatur von Pflegekräften angestrebt wird. Sie gilt als wichtiger<br />

Prädikator für eine gute und sichere Patientenversorgung und für die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte (s.<br />

Schmalenberg et al. 2005 a + b, McGrail et al 2008). Die erstgenannte Beziehungsform, das von Stein (1967) und<br />

von Stein et al. (1990) beschriebene ‚Doctor-Nurse-Game‘, ist in vielen Studien aus verschiedenen Perspektiven,<br />

vorzugsweise aus professionstheoretischer Sicht, beleuchtet worden (s. Freidson 1994, 2001, Svensson 1996). Die<br />

Arzt-Pflegekraft-Beziehung zeichnet nach wie vor durch eine ungleiche Machtverteilung, durch eine geringe Wertschätzung<br />

<strong>des</strong> pflegerischen Wissens hinsichtlich <strong>des</strong> originären pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbe-<br />

166 Diese im Schnittstellenbereich erfolgende Arbeit ist Grenzarbeit in Bezug auf den pflegerischen Autoritäts- und<br />

Zuständigkeitsbereich im Verhältnis zum medizinischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich.<br />

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