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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Tab. 9.4: Eine Typologie <strong>des</strong> informellen Lernens nach Eraut (2007a: 9)<br />

Zeit <strong>des</strong> Stimulus Implizites Lernen Reaktives Lernen Bewusstes Lernen<br />

Vergangene Episode(n) Implizite Verknüpfung Kurz<br />

Diskussion und Überprü-<br />

<strong>zur</strong>ückliegender Erinne- zeitnahe-spontane Reflexion fen/Untersuchen von vergangen<br />

rungen mit der aktuellen über vergangene Episoden, Handlungen, Kommunikatio-<br />

Erfahrung<br />

Kommunikationen, Ereignen, Ereignissen, Erfahrungen.<br />

nisse, Erfahrungen<br />

Eine eher systematische Reflexion<br />

Aktuelle Erfahrung Ein Auswahl von Erfah- Zufälliges/beiläufiges Be- Engagement bei/in der Entrungen<br />

tritt in die Erfahmerken von Fakten, Meischeidungsfindung,Problemlörung ein<br />

nungen, Eindrücken, Vorsung, dem geplanten informelstellungen<br />

Erkennen <strong>des</strong> Lernens<br />

len Lernen<br />

Zukünftiges Verhalten Unbewusste Auswirkun- Auf sich entwickelnde Geplante Lernziele<br />

(Handeln)<br />

gen vorheriger Erfahrun- Lernmöglichkeiten vorbe- Geplante Lernmöglichkeiten<br />

genreitet<br />

sein<br />

Dies wird besonders deutlich, wenn man das Zusammenspiel von Zeit, Erkenntnisformen und verschiedenen Prozessen<br />

in Rechnung stellt, das Eraut anhand von vier Schlüsselaspekten aufzeigt. Hierbei handelt es sich<br />

• um die Einschätzung von Klienten und/oder von Situationen sowie die kontinuierliche Überwachung <strong>des</strong><br />

Zustan<strong>des</strong><br />

• um die Entscheidung was getan und welche Handlung eingeschlagen werden soll, sei es im Augenblick oder<br />

über längere Zeiträume<br />

• um die Verfolgung eines bestimmten Handlungsverlaufs, <strong>des</strong>sen Modifizierung, Beratung und ggf. erforderliche<br />

Neueinschätzung<br />

• um die metakognitive Überwachung (Denken über das Denken) von einem selbst, von Menschen, die Aufmerksamkeit<br />

benötigen, sowie der allgemeinen Entwicklung eines Falls, eines Projekts oder einer Situation<br />

(s. Eraut 2008: 6).<br />

Tab. 9.5: Interaktion zwischen Zeit, Erkenntnisform und Prozessart (nach Eraut 2007b: 407)<br />

Prozessart Modi der Erkenntnis/Wahrnehmung/Kognition<br />

Sofort-unmittelbar<br />

/Reflex<br />

Schnell/intuitiv Bewusst-reflektiert/ analytisch<br />

Einschätzung der Situation Erkennen von Mustern Schnelle Interpretation, anhaltende Diagnose, Klärung,<br />

sofortige Kommunikation<br />

Diskussion und Analyse<br />

Entscheidungsfindung Unmittelbare Reaktion Geschärftes Erkennen Bewusste/reflektierte Diskussi-<br />

oder intuitiv<br />

on<br />

Sichtbare Handlungen Routinisiertes Handeln Unterbrochene Routine Geplante Handlungen mit peri-<br />

durch schnelle Entscheiodischer Klärung <strong>des</strong> Fortdungschritts/Verlaufs<br />

Metakognitives Engage- Situative Bewusstheit Implizite Überwachung / Überwachen/beobachten der<br />

ment<br />

Beobachtung, kurz, reak- Gedanken und Handlugen, retive<br />

Reflektion<br />

flektiertes Lernen, Gruppenevaluation<br />

Grundsätzlich kann professionelles Handeln auf individueller Ebene oder als Teil <strong>des</strong> Handelns in einer Gruppe erfolgen.<br />

Je nach Kontext, Situation, verfügbarer Zeit und der Art <strong>des</strong> Fachwissens und persönlichen Wissens kann es<br />

unterschiedliche Formen annehmen und für den zu versorgenden Menschen von unterschiedlicher Qualität sein.<br />

Ein anderer bisher unterschätzter Aspekt bei der Entwicklung einer professionellen Expertise ist die Bedeutung, die<br />

der Herausbildung sogenannter (Arbeits-)Routinen oder auch Gewohnheiten 158 zukommt. Deren größter Nutzen ist<br />

in der Reduzierung der kognitiven Last zu sehen, die dem Professionellen erlaubt, der eigentlichen Situation mehr<br />

Aufmerksamkeit zu widmen oder mit Kollegen bzw. Klienten zu kommunizieren, was den Einzelnen produktiver<br />

und leistungsfähiger macht (Eraut/Hirsh 2007: 21). Auch wenn in der ‚Expertisenforschung‘ das Praxiswissen eine<br />

158 Zur Bedeutung von Routinen/Gewohnheiten, s. Kap. 3 und 8.<br />

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