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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

Wohlbefinden beitragenden Aktivitäten so konzeptualisiert sind, dass sie eine maximale Unabhängigkeit <strong>des</strong><br />

Menschen unterstützen. Im Pflegemodell wird die Pflege als aus vier Teilbereichen im Sinne von Handlungskomplexen<br />

bestehend konzipiert. Diese Bereiche und das entsprechende pflegerische Handeln leiten sich aus den<br />

o.g. vier Gruppen von Aktivitäten ab. Mit Blick auf die in dieser Arbeit interessierenden Konzepte <strong>des</strong> Selbst,<br />

<strong>des</strong> Selbstkonzepts und <strong>des</strong> Körperbilds tragen die präventiven Aktivitäten u.a. dazu bei, den Verlust der<br />

menschlichen Würde und Identität zu vermeiden (s. Roper 1976a: 79, 1976 b: 223). Die Handlungskomplexe<br />

‚präventive Aktivitäten’ und ‚zum Wohlbefinden beitragende Aktivitäten’ werden in den nachfolgenden Fassungen<br />

<strong>des</strong> RLT-Modells nicht mehr erwähnt. Sie werden statt<strong>des</strong>sen in die Zielsetzung der Pflege integriert (s. unten).<br />

Der pflegerische Teilbereich ‚suchende Aktivitäten’ wird im Pflegemodell als medizinisch verschriebener<br />

Teilbereich (s. auch Roper 1976b: 223, Lister 1991) und in der ersten Auflage <strong>des</strong> RLT-Modells (1980) als abhängiger<br />

Bereich der Pflege beschrieben. Dieser Handlungskomplex bezeichnet innerhalb <strong>des</strong> Pflegemodells<br />

denjenigen Aufgabenbereich einer Pflegekraft, in dem sie auf Anordnung <strong>des</strong> Arztes oder anderer Gesundheitsberufe<br />

tätig wird, bzw. die damit verbundenen Aufgaben fortsetzt, überwacht etc. (s. Roper 1976a, 1976b, Roper<br />

et al. 1980: 62f, s. auch Pearson/Vaughan 1986: 57, Watkins 1987: 56f, Binnie 1987: 86, Aggleton/Chalmers<br />

1986: 32, Newton 1997: 51). Aggleton/Chalmers (2000: 48) sehen in den o. g. Aktivitäten solche, die sowohl<br />

von den zu pflegenden Menschen selbst (im Sinne der Selbstpflege-Handlungskompetenz) wahrgenommen werden<br />

als auch von denen, die andere Menschen pflegen.<br />

In dem Konzept der AL fassen Roper et al. die zwölf von ihnen identifizierten AL zusammen:<br />

1. Für eine sichere Umgebung sorgen (Maintaining a safe environment)<br />

2. Kommunizieren (Communicating)<br />

3. Atmen (Breathing)<br />

4. Essen und trinken (Eating & drinking)<br />

5. Ausscheiden (Eliminating)<br />

6. Für die persönliche Hygiene sorgen und sich kleiden (Personal cleansing & dressing)<br />

7. Die Körpertemperatur regulieren (Controlling body temperature)<br />

8. Sich bewegen (Mobilizing)<br />

9. Arbeiten und sich in der Freizeit beschäftigen (Working & playing) 17<br />

10. Seine Geschlechtlichkeit leben (Expressing sexuality)<br />

11. Schlafen (Sleeping)<br />

12. Sterben (Dying).<br />

Die Art und Weise, wie der Mensch die ‚AL‘ ausführt, zeigt, wie er sich im Prozess <strong>des</strong> Lebens engagiert. Als<br />

solcher steht er im Mittelpunkt <strong>des</strong> RLT-Modells. Pearson/Vaughan (1986: 56) fassen die dahinterstehende Idee<br />

wie folgt zusammen:<br />

„Basically, man is envisaged as carrying out various activities during a life span from conception to death.<br />

His main objective is to attain self-fulfilment and maximum independence in each activity of daily living<br />

with the limitations set by his particular circumstances. He also carries out many activities of a preventing,<br />

comforting and seeking nature and he appropriately alters priorities among the activities of daily living. In<br />

these ways, the individual endeavours to be healthy and independent in the process of living“.<br />

Die berufliche Pflege wird erst dann erforderlich, wenn der Mensch eine oder mehrere der Aktivitäten nicht<br />

mehr unabhängig ausüben kann und seine Familienangehörigen oder soziale Bezugsgruppe nicht in der Lage<br />

sind, sicherzustellen, dass die AL ausgeführt werden. Konkret geht es um die Unterstützung und Hilfe <strong>des</strong> Menschen<br />

bei der Prävention, Linderung, Lösung oder positiven Bewältigung von aktuellen oder potenziellen Problemen<br />

im Zusammenhang mit den AL (s. Roper et al. 1985: 65, 1996a: 35, Pearson/Vaughan 1986: 56f, Aggle-<br />

17 Den Begriff ‚Arbeit’ verwenden Roper et al. (2000: 41f) in einem umfassenden Sinn. Ihn nur auf Erwerbsarbeit zu reduzieren,<br />

würde die Intention der Autorinnen verfehlen. Mit Blick auf die handlungstheoretische Reformulierung <strong>des</strong> RLT-<br />

Modells ist dies wichtig, da hierbei alle Formen von Arbeit – z.B. Erwerbsarbeit wie Reproduktionsarbeit – zu berücksichtigen<br />

sind. Unter den Begriff ‚Spielen’ (playing)’ fassen sie alle Aktivitäten, die ein Mensch unternimmt, wenn er nicht arbeitet,<br />

d.h. wenn er einem Hobby nachgeht, Sport ausübt etc. Mit Blick auf Kinder weisen sie auf die Bedeutung <strong>des</strong> Spiels für<br />

die Entwicklung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und für das Lernen hin.<br />

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