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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

2. Verständnis der neuen Situation, ein Prozess, der häufig vom informalen Lernen abhängt<br />

3. Erkennen, welches Wissen und welche Fertigkeiten/Fähigkeiten für die neue Situation relevant sind<br />

4. Interpretation und/oder Transformation <strong>des</strong> Wissens und der Fertigkeiten/Fähigkeiten, so dass sie zu der<br />

neuen Situation bzw. Kontext passen<br />

5. Integration der relevanten Aspekte <strong>des</strong> Wissens und der Fertigkeiten/Fähigkeiten, um in der neuen Situation<br />

denken/handeln/kommunizieren zu können“ (s. Eraut 2008: 14).<br />

Kritisch ist, dass das bei diesem Transferprozess erforderliche Lernen selten Anerkennung findet und ihm wenig<br />

Raum in der professionellen Ausbildung gegeben wird (Eraut 2007a: 4). In Anlehnung an Salomon/Perkins unterscheidet<br />

Eraut (2010: 5) zwischen einem vorwärts und einem rückwärts gerichteten Transfer. Genau an dieser Stelle<br />

müssen Pflegeführungskräfte bei der Unterstützung von Entwicklungsprozessen im Rahmen der Arbeit an den professionellen<br />

Pflegeverlaufskurven ansetzen. Hierbei kann der Wechsel von einer Konzentration auf Kompetenzen hin<br />

zu einem Fokus auf Lernverlaufskurven, wie ihn Eraut und Mitarbeiterinnen mit Blick auf die Idee <strong>des</strong> ‚Lebenslangen<br />

Lernens’ vollzogen haben, hilfreich sein. Sie haben eine Typologie von Lernverlaufskurven entwickelt, in der<br />

das zu Lernende unter acht Oberbegriffen zusammengefasst wird: (1) Aufgabendurchführung, (2) Rollenwahrnehmung,<br />

(3) Bewusstsein und Verständnis, (4) akademisches Wissen und Fertigkeiten/Fähigkeiten, (5) persönliche<br />

Entwicklung, (6) Entscheidungsfindung und Problemlösung, (7) Teamarbeit und (8) Urteilsvermögen. Das Konzept<br />

der Lernverlaufskurve ist für das Verständnis der Arbeit an der professionellen Pflegeverlaufskurve und an den bei<br />

der Pflege eines Menschen zum Tragen kommenden Arbeitsformen interessant. Es befasst sich mit dem, was als<br />

Entwicklung beim Handeln, d.h. in der Ausführung (in der Darstellung) gesehen wird. Es lenkt den Blick sowohl auf<br />

das Wissen wie auf das beobachtbare Handeln (die Performanz), auf den Gesamtkontext <strong>des</strong> Handelns, auf den<br />

Zweck <strong>des</strong>selben und auf den dafür vorgesehenen Zeitraum (s. Eraut/Hirsh 2007a: 12). Das Konzept der Lernverlaufskurven<br />

erlaubt, mögliche unterschiedliche Verlaufsformen, Kontinuitäten und Wandlungen zu beschreiben wie<br />

expliziten oder impliziten Fortschritt, unterdrückten (abgedrosselten) Fortschritt oder Regression aufgrund mangelnder<br />

Nutzung (s. Eraut 2007a: 6).<br />

In ihren Studien über die Entwicklungsprozesse von Angehörigen verschiedener Professionen (Ingenieure, Wirtschaftsprüfer<br />

(accountants) und Krankenpflegepersonen) zu Beginn (early-career study) und während der mittleren<br />

Phase ihrer professionellen Karriere (mid-career study) fanden Eraut et al. (2004), Eraut (2000, 2004) heraus, dass<br />

ein Großteil <strong>des</strong> Lernens am Arbeitsplatz aus informellem Lernen besteht. Diese Erkenntnisse sind für die praktische<br />

Führungsarbeit von außerordentlicher Bedeutung. Eraut entwickelte aus lerntheoretischer Sicht und auf der Basis<br />

seiner Forschungsarbeiten Vorstellungen zum arbeitsplatzbezogenen Lernen, bei denen nicht nur der Einzelne,<br />

sondern vor allem das Team, die Führungskräfte und die jeweilige Organisation eine wichtige Rolle spielen. Eraut<br />

und Mitarbeiterinnen unterscheiden drei verschiedene Formen <strong>des</strong> informellen Lernens: implizites, reaktives und<br />

bewusstes Lernen. Dieses Lernen wird in verschiedenen Situationen ausgelöst, etwa bei der Suche nach Rat, durch<br />

Zusammenarbeit im und außerhalb <strong>des</strong> Teams und durch die Herausforderungen der Arbeit selbst. Weiter unterscheiden<br />

Eraut/Hirsh (2007: 25) drei Bereiche, in denen Lernen stattfindet:<br />

1. Arbeitsprozesse, bei denen Lernen ein Nebenprodukt ist<br />

2. Lernaktivitäten, welche in der Arbeit angesiedelt sind<br />

3. Lernprozesse innerhalb der Arbeit oder nahe dem Arbeitsplatz, deren primäres Ziel das Lernen ist.<br />

Führungskräfte können das informelle Lernen am Arbeitsplatz beeinflussen. Damit sie das bewusst tun können,<br />

müssen sie jedoch den Zusammenhang verstehen, der zwischen dem so genannten theoretischen Wissen (know-that)<br />

und dem praktischen Wissen (know-how) besteht. Nach der in Tabelle 9.6 dargestellten Typologie <strong>des</strong> informellen<br />

Lernens muss dem bewussten Lernen bei den Entwicklungsprozessen am Arbeitsplatz Aufmerksamkeit geschenkt<br />

werden.<br />

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