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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

in Rechnung zu stellen, die zwischen der von einem Professionellen allgemein erwarteten professionellen Kompetenz<br />

und seinem professionellen und persönlichen Leistungspotenzial besteht. Es handelt sich nicht nur um eine Frage<br />

der Bereitschaft der einzelnen Professionellen bzw. einzelner Pflegeführungskräfte <strong>zur</strong> professionellen und persönlichen<br />

Weiterentwicklung, sondern, wie die zitierten und andere Studien belegen, um eine Frage der konkreten<br />

Entwicklungsmöglichkeiten, die eine Organisation und ein bestimmter Arbeitsplatz bieten. So können bspw. die<br />

Entwicklungsmöglichkeiten <strong>des</strong> Einzelnen durch die Erwartungen der Praxis an den Professionellen/an die Pflegeführungskräfte<br />

und durch die Bedingungen der Praxis, d.h. durch die Organisation der Arbeit, die vorherrschenden<br />

Arbeitsideologien und -methoden sowie durch den allgemeinen Handlungsspielraum (klinische und organisatorische<br />

Autonomie), den die Organisation den Professionellen einräumt, erleichtert oder erschwert werden (s. Eraut 2004,<br />

Dahlgren et al 2004, Kramer/Maguire/Schmalenberg 2006, Kramer/Schmalenberg 2008, Schmalenberg/Kramer<br />

2009, Kramer/Schmalenberg/ Maguire et al. 2010, Reed/ Lawrence 2008). Darüber hinaus geht es bei diesen Lernund<br />

Entwicklungsprozessen neben dem Erwerb von professionsspezifischen Kompetenzen, immer mehr auch um<br />

professionsübergreifende Kompetenzen (s. 0’Rourke 2006, 2007). In der heutigen Arbeitswelt, in der verschiedene<br />

Professionen an und mit einem Patienten arbeiten, ist es im Sinne der zu leistenden Grenzarbeit bei der Behauptung<br />

<strong>des</strong> professionsspezifischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs wichtig, neben dem professionellen Wissen –<br />

knowing in a profession (z.B. über Theorien, Techniken etc. einer Profession) - , auch über Wissen über die Profession<br />

- knowing about the profession -, zu verfügen, d.h. über ihre Traditionen und ihre Sicht von einer Profession. Das<br />

Verständnis von der eigenen Profession ist laut Dahlgreen (2004: 71) vergleichbar mit einen Instrument, dass das<br />

Bewusstsein für den professionsspezifischen Beitrag bei der Lösung von Problemen fördern und weiterentwickeln<br />

hilft.<br />

Bei der zielgerichteten Entwicklung professioneller Kompetenzen wird immer wieder auf das Modell <strong>des</strong> Kompetenzerwerbs<br />

der Brüder Hubert und Stuart Dreyfus (1987) verwiesen. Dieses Modell beschreibt fünf Kompetenzstufen,<br />

die ein Professioneller durchlaufen kann, diese sind die Stufe <strong>des</strong> Neulings, <strong>des</strong> erfahrenen Anfängers, kompetenten<br />

Mitarbeiters, erfahrenen (gewandten) Mitarbeiters und <strong>des</strong> Experten. Neben diesem Modell von<br />

Dreyfus/Dreyfus sind im Bereich der kognitiven Psychologie eine Anzahl weiterer Phasenmodelle <strong>des</strong> Kompetenzerwerbs<br />

entwickelt worden. Diese befassen sich damit, wie Menschen in verschiedenen Professionen die Fähigkeiten<br />

eines Experten ausbilden. Sie unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der Anzahl der zu durchlaufenden Entwicklungsstufen<br />

als auch hinsichtlich der zu entwickelnden Kompetenzen (s. Dall’Alba/Sandberg 2006). Das Modell<br />

der Brüder Dreyfus wurde von Patricia Benner (1984) in ihrer Studie ‚From Novice to Expert‘ aufgegriffen und in<br />

den folgenden Jahren im Rahmen verschiedener Studien (s. Benner/Tanner/Chesla 1996, Benner/Hooper-Kyriakidis/<br />

Stannard 1999) weiter überprüft. Benners Ideen haben in den USA u.a. zu vielfältigen Entwicklungen im Bereich der<br />

innerbetrieblichen Fortbildung und bei der Entwicklung von PPM angeregt (s bspw. Haag-Heitman 1999, Curley<br />

2007, Koloroutis 2004, Koloroutis et al. 2010). Auch in der deutschsprachigen Pflegewissenschaft und Bildungsforschung<br />

wird dieses Modell breit rezipiert und kritisch diskutiert (s. Olbrich 1996, Rauner 2006, 2007, Friesacher<br />

2008, Schnell/Schulz 2010). In der genannten Arbeit beschreibt Benner sieben Kompetenzdomänen, denen sie jeweils<br />

drei bis acht Kompetenzen zuordnet 148 . Von diesen Domänen lassen sich nur zwei eindeutig dem eigenständigen<br />

Bereich der Pflege (13 Kompetenzen) zuordnen, weitere vier fallen in den Überlappungsbereich Pflege/Medizin<br />

(15 Kompetenzen) und eine Domäne ist bereichsübergreifend, d.h. auf die Organisation der Arbeit in Bezug auf den<br />

Patienten und auf die Teamfähigkeit und die Funktionsweise <strong>des</strong> Teams bezogen (3 Kompetenzen). Vor dem Hinter-<br />

148 Diese Domänen sind: 1. Helfen, 2. Beraten und Betreuen, 3. Diagnostik und Patientenüberwachung, 4. Wirkungsvolles Handeln<br />

in Notfällen, 5. Durchführen und Überwachen von Behandlungen, 6. Überwachung und Sicherstellung der Qualität der medizinischen<br />

Versorgung, 7. Organisation und Zusammenarbeit. Werden die einzelnen Kompetenzen innerhalb der sieben Domänen<br />

einer kritischen Betrachtung unterzogen, zeigt sich, dass die Kompetenzen in den einzelnen Dömänen in erster Linie auf die<br />

Krankheit und das Erleben derselben konzentriert sind.<br />

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