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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Reflexion ist ein wichtiger Bestandteil der Kompetenzentwicklung, weil nur so ein vertieftes Verständnis derselben<br />

erlangt und die Reichweite der Theorien in unterschiedlichen klinischen Situationen praktisch erfahren werden kann.<br />

9.4.2 KOMPETENZENTWICKLUNG: EIN WICHTIGER ASPEKT DER ARBEIT AN DEN PFLEGEVERLAUFSKURVEN<br />

Professionell Pflegende und Pflegeführungskräfte knüpfen bei ihrer Arbeit an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven<br />

der zu pflegenden Menschen und bei der Arbeit an ihrer eigenen professionellen Pflegeverlaufskurve an<br />

das in der Ausbildung bzw. im Studium vermittelte Wissen einschließlich der dabei angeeigneten Kompetenzen an.<br />

Wie unter 9.1.1.3 angedeutet, unterscheiden sich Pflegeführungskräfte von den Pflegekräften darin, dass sie aufgrund<br />

ihrer Position zwei grundlegend verschiedenen Aufgaben gegenüber verpflichtet sind. Dies betrifft zum einen ihre<br />

Management- und Führungsfunktion und zum anderen ihre Zugehörigkeit zu einer klinischen Profession. Beide Bereiche<br />

haben in den letzten Jahrzehnten den Prozess der Professionalisierung durchlaufen und greifen auf unterschiedliche,<br />

nicht ohne weiteres kompatible Wissenssysteme, Werte und Normen <strong>zur</strong>ück. Bei der von den Pflegeführungskräften<br />

in Bezug auf die MitarbeiterInnen und Pflegeteams zu leistenden Entwicklungsarbeit greifen sie auf<br />

diese doppelte Wissensbasis und die damit assoziierten Kompetenzen <strong>zur</strong>ück. Hierbei bilden die Station und die von<br />

einer Pflegekraft einzugehenden Beziehungen mit dem Patienten und seinem Bezugssystem, mit Kolleginnen und<br />

den Angehörigen anderer Gesundheitsberufe den engeren Kontext der professionellen Praxis. Dieser kommt, Untersuchungen<br />

zufolge, für die arbeitsplatznahe personal- und teambezogene Entwicklungsarbeit der Führungskräfte eine<br />

herausragende Rolle zu (s. Manley et al 2009, Williams 2010, Broomer/McCormack 2010).<br />

Nach der Ausbildung/dem Studium geht es neben der Weiterentwicklung der erworbenen und aktuellen Kompetenzen<br />

einer Pflegekraft vor allem um die Weiterentwicklung <strong>des</strong> professionellen und persönlichen Leistungsvermögens<br />

(Potentials) der MitarbeiterInnen (s. Pkt. 9.3.2.2 und 9.3.2.3, auch Jaspers 2006). Die zwischen professionellem und<br />

persönlichem Leistungsvermögen bestehende Beziehung kann nach Eraut auf drei Ebenen betrachtet werden:<br />

• „Die aktuelle Kompetenz ist definitionsgemäß ein Teil <strong>des</strong> Leistungsvermögens eines Menschen. Sie kann<br />

in der Regel aus der Arbeitsleistung abgeleitet werden.<br />

• Die Reichweite der aktuellen Kompetenz kann häufig ohne Umstände erweitert werden, wenn das weitere<br />

Lernen auf dem zusätzlichen Leistungsvermögen aufbaut. Dieses Potential muss aber von den betroffenen<br />

Professionellen selbst wie von den Führungskräften erkannt werden.<br />

• Ein Teil <strong>des</strong> professionellen Leistungsvermögens beinhaltet, dass man im Laufe der Zeit in der Lage ist,<br />

seine Praxis (Handlungsweisen) weiterzuentwickeln und zu transformieren, um sowohl neues Wissen<br />

durch die eigene Praxis zu erzeugen als auch um von anderen zu lernen“ (Eraut 1998: 136).<br />

Werden die Ideen der Bildungsdiskussion auf die professionelle Pflege übertragen, dann sollten die Pflegekräfte<br />

grundsätzlich in der Lage sein, die professionsspezifische Versorgung eines Patienten oder einer Gruppe von Patienten<br />

eigenverantwortlich zu übernehmen und deren Versorgung auf der Basis ihres Wissens und ihrer professionellen<br />

und persönlichen Kompetenzen verantwortungsvoll zu steuern. Wie die unter Punkt 9.3.2. diskutierten Untersuchungen<br />

anschaulich belegen, unterliegen das Wissen und die Kompetenzen einer Pflegekraft mit dem Eintritt in das<br />

Berufsleben und damit in die spezifische Praxis einer Station bzw. Funktionseinheit zwangsläufig einer Transformation<br />

147 . In ihrer Arbeit sind die Pflegekräfte wie die Angehörigen anderer Professionen oder die Pflegeführungskräfte<br />

unabhängig von formalen Bildungsprozessen Lern- und Entwicklungsprozessen ausgesetzt. Sich ändernde Arbeitsanforderungen,<br />

sei es aufgrund einer sich ändernden Patientensituation, sei es aufgrund von organisatorischen, technologischen<br />

oder sozialen Veränderungen verlangen ihnen eine kontinuierliche Anpassung ihrer bisherigen Arbeitsweise<br />

ab. Bei der Gestaltung dieser ihrer Arbeit innewohnenden Lern- und Entwicklungsprozesse gilt es, die Beziehung<br />

147 Dies ergibt sich daraus, dass in der professionellen Praxis Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenz nicht nur aus einer ausschließlich<br />

professionellen Perspektive betrachtet werden, sondern auch vor dem Hintergrund betrieblicher Vorgaben, in die u.a.<br />

wirtschaftliche, rechtliche, soziale und kulturelle Aspekte einfließen.<br />

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