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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

4. Mit Blick auf die Lebensspanne tendiert der Mensch bis zum Erwachsenenalter dahin, in den AL immer<br />

unabhängiger zu werden.<br />

5. Obwohl Unabhängigkeit in den AL wertgeschätzt wird, sollte die Abhängigkeit eines Menschen von<br />

anderen nicht zum Verlust seiner Würde führen.<br />

6. Das Wissen eines Menschen, seine Einstellung und sein Verhalten in den AL werden von einer Vielzahl<br />

von Faktoren beeinflusst, die ganz allgemein als biologische, psychologische, soziokulturelle, umgebungsbezogene,<br />

politisch-ökonomische Faktoren kategorisiert werden können.<br />

7. Die Art und Weise, wie ein Mensch die AL ausführt, kann innerhalb einer Spannbreite der Möglichkeiten<br />

<strong>des</strong> Menschen schwanken.<br />

8. Wenn der Mensch ‚krank‘ ist, können Probleme in den AL (aktuelle oder potenzielle) auftreten.<br />

9. Während ihres Lebens (Lebensspanne) erfahren die Menschen bedeutsame Lebensereignisse, die sich<br />

in der einen oder anderen Weise auf die AL auswirken und zu (aktuellen oder potenziellen) Problemen<br />

führen können.<br />

10. Das Konzept ‚potenzielle Probleme’ beinhaltet die Förderung und Aufrechterhaltung von Gesundheit<br />

sowie die Prävention von Krankheit; es bestimmt die gesundheitserzieherische Rolle der professionellen<br />

Pflegekraft auch in stationären Einrichtungen.<br />

11. Im Rahmen der Gesundheitsversorgung gehen die Pflegekraft und der Patient/Klient eine professionelle<br />

(Arbeits-)Beziehung ein, in der der Patient, wann immer möglich, ein autonomer, urteilsfähiger Mensch<br />

bleibt.<br />

12. Die Pflegekräfte sind Teil eines multiprofessionellen Gesundheitsteams. Sie arbeiten zum Wohl <strong>des</strong> Patienten<br />

und im Interesse eines ‚gesunden Gemeinwesens‘ partnerschaftlich mit anderen Berufsgruppen<br />

zusammen.<br />

13. Die spezifische Aufgabe der Pflege besteht in der Unterstützung <strong>des</strong> Einzelnen bei der Prävention, Linderung<br />

oder Lösung bzw. Bewältigung von (aktuellen oder potenziellen) Problemen im Zusammenhang<br />

mit den AL“ (Roper et al. 1990: 36f, 1996a: 34f, 1996b: 303f, 2000: 79f).<br />

Im Mittelpunkt <strong>des</strong> Lebens- und Pflegemodells stehen immer wieder die AL. Dies macht deutlich, dass die berufliche<br />

Pflege eine auf menschliches Handeln bezogene Arbeit ist. Das Handeln <strong>des</strong> Menschen, welches sowohl<br />

dazu dient, das eigene Leben, als auch dasjenige anderer Menschen aufrechtzuerhalten, ist hier von zentraler<br />

Bedeutung, wohingegen Gesundheit und Krankheit in diesem Zusammenhang vor allem Phänomene sind, die<br />

sich auf das menschliche Handeln auswirken.<br />

2.2.1 DAS KONZEPT DER ‚AKTIVITÄTEN DES LEBENS’ (AL)<br />

Der Begriff der AL wird von Roper et al. (1980: 17; 2000: 15f) in umfassendem Sinn verwendet. Jede AL weist<br />

eine Vielfalt von Dimensionen auf und besteht aus einer Anzahl unterschiedlicher Aktivitäten. In ihrem ursprünglichen<br />

Modell (s. Roper 1976a: 75ff) konzeptualisiert Roper den lebenden Menschen als eine Person, die<br />

mit Blick auf die Lebensspanne bei vier Gruppen von Aktivitäten auf Hilfe angewiesen ist bzw. auf ihre Weise<br />

daran partizipiert. Dieser Gedanke mündet dann in die erste Veröffentlichung <strong>des</strong> RLT-Modells (s. Roper et al.<br />

1980: 21). Neben den <strong>zur</strong> Gruppe der AL zählenden Aktivitäten erwähnen sie die nachfolgenden drei Gruppen<br />

bzw. Typen von Aktivitäten:<br />

• Präventive Aktivitäten, wie z.B. das Händewaschen vor dem Essen. Diese Aktivitäten versteht Roper<br />

(1976a: 77f, 1976b: 221) als solche, die den Menschen darin unterstützen, in den AL so wenig wie<br />

möglich von anderen abhängig zu sein. Ein Schwerpunkt liegt hier auf der Gesundheitserziehung.<br />

• Aktivitäten, die ermutigen, trösten und zum Wohlbefinden 16 beitragen. Hier geht es vor allem darum,<br />

den Menschen bei der Erreichung eines maximalen physischen Wohlbefindens zu unterstützen, und in<br />

einem zweiten Schritt darum, seine Fähigkeit der Bewältigung von physischen, geistigen und seelischen<br />

Indispositionen zu fördern.<br />

• Erkundende, suchende oder erforschende Aktivitäten, z.B. sich Wissen aneignen. Diese Aktivitäten<br />

können dazu führen, dass der betreffende Mensch, gezielt die Hilfe eines Arztes sucht oder gezielt professionelle<br />

Pflege nachfragt. Sie tragen zu einer möglichst geringen Abhängigkeit von anderen bei (s.<br />

Roper 1976a: 75; 1976b: 222, Roper et al. 1980: 21, 63).<br />

Die in die Gruppen der ‚präventiven Aktivitäten‘ und der ‚suchenden Aktivitäten‘ fallenden Handlungsweisen<br />

tragen <strong>zur</strong> einer möglichst geringen Abhängigkeit <strong>des</strong> Menschen bei, wohingegen die in die Gruppe der zum<br />

16 Die hierunter fallenden Aktivitäten können zusammengefasst als Handlungsweisen verstanden werden, die ganz allgemein<br />

zum Wohlbefinden eines Menschen/Patienten beitragen (s. auch Morse/ Johnson 1991). Diese Aktivitäten verweisen auch auf<br />

das seit den 1990er Jahren stark rezipierte und kontrovers diskutierte Konzept ‚caring’.<br />

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