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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

auch Auswirkungen auf die Entwicklungsmöglichkeit pflegerischer Kompetenzen, <strong>des</strong> professionellen Selbst, <strong>des</strong><br />

Selbstkonzepts und professioneller Identitäten.<br />

Die referierten Studien 136 belegen, dass die organisationale Sozialisation bei der Wahrnehmung <strong>des</strong> Autoritäts- und<br />

Zuständigkeitsbereichs der Pflege eine zentrale Rolle spielt und dass sie Folgen für den einzelnen und die Berufsgruppe<br />

als Ganzes hat. Dies gilt es im Blick zu behalten, da sich in Deutschland der Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

der Pflege gegenwärtig auf der Ebene der unmittelbaren Arbeit in einem höchst dynamischen Veränderungsprozess<br />

befindet. Angeregt durch das Gutachten ‚Kooperation und Verantwortung‘ <strong>des</strong> Sachverständigenrats im Gesundheitswesen<br />

2007 ist eine Diskussion über die Neuverteilung von Aufgaben im Gesundheitswesen angestoßen<br />

worden. Die Diskussion über die Neuverteilung von Aufgaben erfolgt vor dem Hintergrund einer seit Ende der<br />

1990er Jahre verstärkt einsetzenden Ökonomisierung der Krankenhausarbeit (s. Kap. 1 und 4). Vieles deutet darauf<br />

hin, dass dies eine verstärkte Medizinorientierung in der Pflege fördert. Dies spiegelt sich unter anderem in der Definition<br />

<strong>des</strong> sogenannten Kernprozesses der Krankenhausarbeit wider. Hier besteht die Gefahr, dass die Pflege konzeptionell<br />

und praktisch erneut einseitig unter die Medizin 137 subsumiert wird.<br />

Wie die referierten Studien zeigen, ist die Entwicklung professioneller Kompetenzen entscheidend für die Arbeit an<br />

den professionellen Pflegeverlaufskurven der Pflegeführungskräfte wie der Pflegekräfte. Hierfür ist die Artikulation<br />

und inhaltliche Bestimmung <strong>des</strong> pflegerische Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs unabdingbar. Die in dieser Arbeit<br />

formulierte pragmatistisch-interaktionistische Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns bietet für diese Arbeit einen inhaltlichen<br />

oder symbolisch-kognitiven Orientierungsrahmen. Der inhaltlich abgesteckte pflegerische Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

bildet den Erwartungshorizont für die zu erreichenden Entwicklungsziele bei der Arbeit an der<br />

professionellen Pflegeverlaufskurve. Dafür ist es notwendig, <strong>des</strong>sen Grenzen und die Schnittstellen zu anderen Berufen<br />

näher zu bestimmen. Dies ist wichtig für die Herausbildung <strong>des</strong> professionellen Selbst und Selbstkonzepts. Sie<br />

ist eine notwendige Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit mit Anderen und für die Entwicklung der<br />

erforderlichen Kompetenzen. Wissen und Kompetenzen sind wichtig für die zu leistende Grenzarbeit und Gestaltung<br />

der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen sowie der verschiedenen einzugehenden Beziehungen.<br />

Diesen Beziehungen kommt, wie die Ausführungen gezeigt haben, mit 1.) der Statuspassage vom Laien zum Studierenden<br />

einer Profession, 2.) der Professionseinmündung, diskutiert als Phase <strong>des</strong> Übergangs und der damit einhergehenden<br />

Statuspassage vom Studierenden <strong>zur</strong> Professionellen und 3.) der Phase der kontinuierlichen Arbeit an der<br />

professionellen Pflegeverlaufskurve eine herausragende Rolle zu.<br />

136 Erfahrungen aus dem Ausland legen nahe, dass bei Reformbemühungen sehr genau geprüft werden muss, was im Zentrum<br />

dieser Bemühungen steht. Mit Blick auf den Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich geht es u.a. um die Frage, welcher der drei<br />

Teilbereiche gestärkt wird. Eine Tendenz scheint zu sein, dass Pflegekräfte ‚mit Leidenschaft Rollen aus dem ärztlichen Bereich<br />

adaptieren (s. Cowin/Jacobsson 2003: 21). Ebenso wenig kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt abgeschätzt werden, ob die<br />

Reformbestrebungen so tiefgreifend sein werden, dass das als Mülleimer-Fahrstuhl<strong>theorie</strong> bezeichnete Phänomen überwunden<br />

werden kann.<br />

137 Stefan Görres (2010) beschreibt hingegen die ärztliche wie pflegerische Leistung als je eigene Kernkompetenzen. Er betrachtet<br />

die derzeit anzutreffende höchst heterogene Spreizung pflegerischer Leistungen in Richtung Verlagerung von Leistungen an<br />

Hilfspersonal und als arztersetzende Tätigkeit.<br />

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