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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

wahrgenommen Arbeitsatmosphäre, also darin, ob man mit Menschen arbeitet, die einem gegenüber positiv oder negativ<br />

eingestellt sind 134 .<br />

Gregg/Magilvy (2001) arbeiteten aus den Daten halbstrukturierter Interviews und teilnehmender Beobachtung von<br />

18 japanischen Pflegekräften mit unterschiedlichem Arbeitshintergrund sechs zentrale Kategorien 135 heraus. Diese<br />

führten <strong>zur</strong> Identifikation <strong>des</strong> grundlegenden sozialen Prozesses <strong>des</strong> ‚bonding into nursing’, der die Herausbildung<br />

einer professionellen Identität bei diesen japanischen Pflegekräften ermöglichte. Zwei Kategorien sind in Bezug auf<br />

diese Arbeit von Interesse: das Etablieren einer eigenen Pflegephilosophie und die Integration <strong>des</strong> Selbst der Pflegekraft.<br />

Bezüglich <strong>des</strong> ersten Aspekts war für die Befragten eine vage Vorstellung von einem Idealimage wichtig<br />

sowie die Klärung von für sie wichtigen Aspekten, um eine eigene Pflegephilosophie zu entwickeln. Der zweite Aspekt,<br />

die Integration <strong>des</strong> Selbst der Pflegekraft, beschreibt in den Worten einer Befragten den Prozess, wie die verschiedenen<br />

Schnüre <strong>des</strong> Selbst und der Pflegekraft miteinander verflochten werden. Erst wenn dies erfolgt ist, können<br />

sich professionelle Identitäten herausbilden. Sie sind das Ergebnis <strong>des</strong> aus mehreren Phasen bestehenden Prozesses<br />

<strong>des</strong> ‚bonding into nursing’ (s. auch Kap. 8).<br />

9.3.3 ZWISCHENERGEBNIS<br />

Die exemplarisch referierten Studien zum professionellen Selbstkonzept bzw. professioneller Identität geben wenig<br />

explizite Hinweise auf einen möglicherweise bestehenden Zusammenhang von pflegetheoretisch geleiteter Pflegepraxis<br />

und professionellem Selbst. Solche Hinweise finden sich eher implizit in Bezug auf das ‚Caring’. Ungeklärt<br />

bleibt, ob bestimmte Caring-Theorien oder die Haltung <strong>des</strong> Caring gemeint sind. Eine entsprechende Arbeits- und<br />

Herangehensweise steht im Widerspruch <strong>zur</strong> erfahrbaren Realität und Kultur der Krankenhäuser und der Stationen.<br />

Eine andere wichtige Erkenntnis besteht darin, dass die Vorstellung von der Pflege als einer Profession nicht automatisch<br />

an die Vorstellung einer pflegetheoretisch geleiteten Praxis gekoppelt ist. Insgesamt lassen die einzelnen Arbeiten<br />

erkennen, welche Bedeutung den Images unterschiedlichen Ursprungs für die professionelle wie für die organisationale<br />

Sozialisation und das Verständnis professioneller Arbeit bzw. professionellen Handelns zukommt. Die Relevanz<br />

der vorherrschenden Images von Pflege bei einer bestimmten Pflegekraft wird in den unterschiedlichen interpersonalen<br />

Beziehungen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit mit Patienten, Kolleginnen und den Angehörigen anderer<br />

Gesundheitsprofessionen eingeht, bestätigt, positiv verstärkt, in Frage gestellt, korrigiert, abgelehnt etc. Umso erstaunlicher<br />

ist, dass pflegetheoretische Ansätze nicht als Ressource <strong>zur</strong> Gestaltung der Pflege und <strong>zur</strong> Stärkung <strong>des</strong><br />

professionellen Selbst genutzt werden.<br />

Auf die Bedeutung dieser interpersonalen Beziehungen für die Entwicklung, Weiterentwicklung und Verfeinerung<br />

der Kompetenz <strong>zur</strong> Pflege anderer Menschen und der Ausbildung eines (belastbaren) professionellen Selbst und<br />

Selbstkonzepts weisen alle Untersuchungen hin. Für die Behauptung der professionellen Pflege am Ort <strong>des</strong> Geschehens,<br />

d.h. in der unmittelbaren Pflege- und Patientenversorgung, ist der allgemeine Modus der Beziehungsgestaltung,<br />

d.h. die Struktur und Art der (Arbeits-)Beziehungen von ausschlaggebender Bedeutung. Sie hat nicht nur Auswirkungen<br />

auf die Gestaltung der Pflegekraft-Patient-Beziehung und das, was in dieser Beziehung möglich ist, sie hat<br />

134 MacIntosh (2003: 739) geht davon aus, dass die Vermittlung <strong>des</strong> beschriebenen Prozesses <strong>des</strong> ‚Überarbeitens der professionellen<br />

Identität’ in der Pflegebildung dazu beitragen kann, dass die Studierenden realistische Erwartungen bezüglich der professionellen<br />

Praxis entwickeln und ihre Selbstverantwortung für das erkennen, was ein Professioneller ist und für die von ihnen zu leistenden<br />

erforderlichen zukünftigen Anpassungen.<br />

135 Hierzu zählen Gregg/Magilvy (2001: 49): (1) aus Arbeitserfahrungen lernen, (2) den Wert der Pflege erkennen, (3) etablieren<br />

der eigenen Pflegephilosophie, (4) von der Bildung Einflüsse erhalten, (5) eine Verpflichtung/Bindung gegenüber der Pflege entwickeln,<br />

(6) die Pflegekraft in das Selbst integrieren.<br />

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