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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

3. sie müssen die ‚Überraschung’ darüber, wie sich die Realität zwischen den Erwartungen einerseits und den<br />

Erfahrungen andererseits konstituiert, bewältigen“ (Anthony 2006: 72).<br />

Beispielhaft sollen hier einige Ergebnisse von Judy Duchscher (2001, 2004, 2008, 2009) genannt werden, die sie im<br />

Rahmen ihrer zehnjährigen Forschung <strong>zur</strong> Frage <strong>des</strong> Übergangs (Transition) über die ersten 12 Monate in der Arbeitswelt<br />

von Absolventen von Pflegestudiengängen zusammengetragen hat. Aus ihren Ergebnissen leitet sie in einer<br />

ihrer letzten Arbeiten eine substanzielle Theorie der Rollentransition 125 als einen ‚abgestuften Übergang’ während<br />

der ersten 12 Monate in die Pflegepraxis ab. Innerhalb dieses Übergangs durchlaufen die neuen Praktikerinnen Prozesse,<br />

die zu einem erweiterten Wissen und einer umfassenderen Praxis führen und damit zu einer Entwicklung ihres<br />

persönlichen und professionellen Selbst beitragen.<br />

Die gegenwärtige Situation im Gesundheitswesen in Nordamerika zeichnet sich nach Duchscher (2008: 441) allgemein<br />

dadurch aus, dass die erfahrenen Pflegekräfte das Rentenalter erreichen und durch Absolventinnen der Pflegestudiengänge<br />

ersetzt werden, die weder über praktische Erfahrungen verfügen, noch die Zuversicht haben, sich durch<br />

ein klinisches Umfeld mit steigender Patientenkomplexität und steigender Arbeitslast hindurch zu navigieren. Alarmierend<br />

ist, dass diese <strong>des</strong>orientierenden, entmutigenden und erschöpfenden Erfahrungen beim Arbeitseinstieg innerhalb<br />

von 18 Monaten professioneller Praxis zu einem hohen Burnout-Niveau führen können. Bei ihrer Phasen-<br />

Theorie professioneller Sozialisation stützt sich Duchscher u.a. auf Erkenntnisse von William Bridges 126 über individuelle<br />

wie organisatorische Transitionen. Sie unterscheidet die Phase <strong>des</strong> Tuns, <strong>des</strong> Seins und <strong>des</strong> Wissens (s. Abb.<br />

9.7).<br />

Abb. 9.7: Theorie <strong>des</strong> abgestuften Übergangs (Transition) nach Duchscher (2008: 443)<br />

Alle Phasen verlangen den einzelnen Pflegekräften Arbeit ab. Es handelt sich nicht um lineare, sondern um evolutionäre<br />

Phasen, die verschiedene aufeinander bezogene Entwicklungsprozesse umfassen. In der Phase <strong>des</strong> Tuns, <strong>des</strong><br />

Doing, die etwa drei bis vier Monate umfasst, sind die AnfängerInnen damit beschäftigt, sich auf die neuen Rollen<br />

und Verantwortlichkeiten einzustellen. In dieser Phase werden die Absolventinnen aufgrund <strong>des</strong> Wechsels von einem<br />

bisher eher strukturierten und relativ vorhersehbaren Leben zu einem Leben mit einer Reihe neuer Erwartungen<br />

und Verantwortlichkeiten vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Viele fühlten sich auf das, was sie im Arbeitsleben<br />

meistern sollen, nicht ausreichend vorbereitet 127 . In dieser Phase, in der sie mit verschiedenen Prozessen <strong>des</strong><br />

Entdeckens, Lernens, Durchführens, Verbergens, Anpassens und damit beschäftigt waren, den Anforderungen der<br />

Arbeitswelt Rechnung zu tragen, erlebten sie eine enorme Intensität, Reichweite und Fluktuation von Gefühlen. Aufgrund<br />

der vielfältigen neuen Eindrücke und zu bewältigenden Anforderungen war die funktionale Lernkurve, die<br />

125<br />

Zielgruppe ihre Theorie sind insbesondere Pflegeführungskräfte und all jene, die mit der Anwerbung oder der Einarbeitung<br />

neuer Pflegekräfte befasst sind.<br />

126<br />

Die Arbeit mit diesem Modell hat sich in meiner Führungspraxis als hilfreich erwiesen.<br />

127<br />

Alle hatten eine Art Orientierung bzw. Einarbeitung erhalten.<br />

434

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