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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

diums immer wieder <strong>zur</strong> Überprüfung ihrer Berufswahl und zu Entscheidungen kommt, die Einfluss auf den weiteren<br />

Verlauf ihrer professionellen Pflegeverlaufskurve und ihres Selbst haben. Hierbei scheinen die Images von der<br />

Pflege eine gewisse Rolle zu spielen. Anstelle <strong>des</strong> eingangs erwähnten Begriffs der Karriere wird der Begriff <strong>des</strong><br />

Verlaufskurvenschemas verwendet. Er kann auf den gesamten Karriereplan bezogen werden, den die einzelne Pfle-<br />

gekraft entwirft, um ihren Berufsverlauf zu gestalten, um auf Veränderungen Einfluss zu nehmen (Kontrolle) und um<br />

mit objektiven Einschränkungen umzugehen. Dieses Schema kann zum Ausgangspunkt der betrieblichen Arbeit an<br />

der professionellen Pflegeverlaufskurve genommen werden. Anthony nennt verschiedene Gründe, die Anlass für<br />

Selbsteinschätzungen, Neubestimmungen und Entscheidungen bieten. Diese Anlässe können als Unterbrechungen<br />

<strong>des</strong> eingeschlagenen Pfads der professionellen Verlaufskurve oder als ‚turning points’ aufgefasst werden. Sie bieten<br />

die Möglichkeit, den bestehenden Karriereplan neu zu bewerten und ihn anhand veränderter Situationen neu aus<strong>zur</strong>ichten.<br />

Das Ende <strong>des</strong> Studiums/der Ausbildung und die Zeit <strong>des</strong> Übergangs von Studium in die gewählte Profession,<br />

d.h. die Einmündungsphase und die mit ihr einhergehenden Statuspassage vom Auszubildenden/Studierenden <strong>zur</strong><br />

professionellen Pflegekraft bieten Anlässe <strong>zur</strong> Überprüfung <strong>des</strong> eingeschlagen Wegs (s. Anthony 2006).<br />

9.3.2.2 ZUR HERAUSBILDUNG DER PROFESSIONELLEN PFLEGEVERLAUFSKURVE: DER ÜBERGANG<br />

VON DER AUSBILDUNG/STUDIUM IN DIE PROFESSION<br />

Für die Arbeit der Pflegeführungskräfte an den professionellen Pflegeverlaufskurven ist der Übergang vom Studium<br />

in das Erwerbsleben ein kritischer Zeitpunkt (s. Corwin 1961, Strauss/Bucher 1961/2001, Strauss/Becker 1956/2001,<br />

Strauss 1974/1997), der gewisse Anforderungen an die Einarbeitung stellt. Die Auszubildenden/Studierenden werden<br />

erst jetzt voll und ganz in die Arbeitsbedingungen der gewählten Profession eingeführt. Wie die klassische Studie<br />

von Marlene Kramer zum ‚Reality Shock’ und neuere Untersuchungen der letzten Jahre in der Pflege belegen (s.<br />

Kelley 1998, Ewens 2003, Cowin/Jacobsson 2003, MacIntosh 2003, Duchscher 2008, 2009), hat die Art und Weise,<br />

wie die professionelle und organisationale Sozialisation unter den Bedingungen der professionellen Praxis erfolgt,<br />

nicht nur Folgen für den weiteren Berufsverlauf und für die Ausbildung der professionellen Identität, sondern auch<br />

für den Verbleib in der Profession (s. auch Duchscher 2004, Duchscher/Cowin 2004, Cowin/ Hengstberger-Sims<br />

2006).<br />

Die Rahmenbedingungen der Arbeitswelt bilden den Hintergrund für die professionelle und organisationale Sozialisation.<br />

Für die Vertiefung und Weiterentwicklung der professionellen Kompetenz <strong>zur</strong> Pflege anderer Menschen und<br />

für die Herausbildung eines professionellen Selbst, Selbstkonzepts und professioneller Identitäten kommt den Bezugsgruppen<br />

in Gestalt <strong>des</strong> Pflegeteams und <strong>des</strong> erweiterten interdisziplinären Teams eine zentrale Rolle zu. Diese<br />

Teams fungieren als ‚generalisierte Andere’, und innerhalb dieser sozialen Welten (Strauss 1993) finden junge Pflegende<br />

die für ihre Entwicklung wichtigen ‚signifikanten Anderen’ oder ‚helpful others‘ (s. Eraut et al. 2004, Price<br />

2009). Diese kommen aus den eigenen Reihen wie aus den Reihen anderer Gesundheitsprofessionen, wobei den Ärzten<br />

und Ärztinnen vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung und der Professionskonstruktion eine besondere<br />

Rolle zukommt. Was das Pflegeteam als Bezugsgruppe im engeren Sinn betrifft, kann nicht davon ausgegangen<br />

werden, dass die sozialen Welten (inkl. ihrer Haltungen, Normen, Werte, Wissenssysteme, Erfahrungen) der aufeinander<br />

treffenden Generationen miteinander kompatibel sind. Diese Umstände müssen im Sinn einer erfolgreichen<br />

organisationalen Sozialisation in die Kultur eines Gesundheitsunternehmens und mit Blick auf die Bindung der jungen<br />

Professionellen an das Unternehmen und das jeweilige Team berücksichtigt werden (s. Björkström et al 2008,<br />

Deppoliti 2008). Als NeuanfängerInnen sind Pflegekräfte nach der Ausbildung/dem Studium folgenden Prozessen<br />

ausgesetzt:<br />

1. „Sie erleben eine Veränderung und zwar eine Veränderung in der Rolle und in der professionellen Identität<br />

2. sie müssen sich von alten Rollen trennen, d.h. loslassen<br />

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