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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

mer 124 (2008). Sie differenzieren zwischen einer denotativen und einer konnotativen Art <strong>des</strong> Denkens über Images.<br />

Verweist erstere auf ein gesellschaftlich geteiltes Image, sei es das der engeren Bezugsgruppe, sei es das der Gesellschaft,<br />

entstammen Images aus der letzteren Denkart aus den Erfahrungen der Person. Sie untersuchten Kurzgeschichten<br />

von 168 Studierenden aus zwei unterschiedlichen Gruppen (72 und 96 Studierende), die zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten um Beantwortung der Fragen gebeten wurden, was ihr Image von der Pflege als Profession war und warum<br />

sie eine Pflegekraft werden wollten. Sie ordneten die geistigen Images der Studierenden zu diesen Fragen und<br />

die damit verbundenen Themen drei Typen zu: dem Typ der Pflegekraft als idealistische Helferin, als realistische<br />

Entwicklerin und als junge suchende Person. Die Inhalte dieser Images über die Pflegeprofession sind wie die Motive<br />

der Befragten höchst heterogen. Nach Dahlborg Lyckhage/ Pilhammar (2008: 540) verkörperten und repräsentierten<br />

die Studierenden, die sie der Gruppe der idealistischen Helferinnen und der Gruppe der realistischen Helferinnen<br />

zugeordnet hatten, zwei verschiedene Konzeptionen von Pflege: Zum einen die Konzeption von der Pflege<br />

als Berufung, als etwas, für das man lebt, und zum anderen die Konzeption von Pflege als Beruf, d.h. als etwas,<br />

wovon man lebt. Interessant ist, dass die Befragten die ‚caring science’ nicht als theoretisches Wissen verstehen. Sie<br />

sehen deren Grundlage eher in persönlichen Eigenschaften, die traditionell mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert<br />

werden. Im Gegensatz zu den zuerst genannten Typen scheint die unter dem dritten Typ zusammengefasste Gruppe<br />

eher junge Menschen zu repräsentieren, die kulturell vermittelte Normen und Traditionen, Routinen und Co<strong>des</strong> nicht<br />

als selbstverständlich erachten. Diese Gruppe sieht das Pflegestudium als eine Möglichkeit für weitere Bildung oder<br />

als Arbeitsmöglichkeit, nicht aber als etwas, was sie auf einen lebenslangen Beruf vorbereitet. Diese Gruppe ist nach<br />

Dahlborg Lyckhage/ Pilhammar (2008: 541) eher in der Lage, sich durch Hinterfragen von Traditionen und daraus<br />

abgeleiteten Normen zu befreien. Sie gehen davon aus, dass die Kenntnis vorherrschender, differierender Images unter<br />

den Studierenden es ermöglicht, diese während <strong>des</strong> Studiums in unterschiedlichen Situationen zum Gegenstand<br />

von Reflexion zu machen und damit zum persönlichen wie professionellen Wachstum der Studierenden beizutragen.<br />

In der Auseinandersetzung mit den Images der Studierenden und den in einer Gesellschaft vorherrschenden Images<br />

von Pflege sehen sie eine Möglichkeit, den Studierenden den Zusammenhang von Theorie und Praxis, von Fachwissen<br />

und praktischer Kompetenz nahe zu bringen und öffentlich bestehende Images aufzubrechen.<br />

Karen Jensen/Liehr Lahn (2005: 310) haben über einen Zeitraum von drei Jahren, den Einfluss von ‚Wissensobjekten‘,<br />

d.h. von Pflegekonzepten und –<strong>theorie</strong>n auf die Lernprozesse bei norwegischen PflegestudentInnen untersucht.<br />

Wie in den zuvor erwähnten Studien beobachten auch sie Transformationsprozesse. Stellte die Auseinandersetzung<br />

mit pflegetheoretischen Inhalten für die Studierenden in den ersten Jahren eine enorme Herausforderung dar, änderte<br />

sich dies im weiteren Verlauf im Zusammenhang mit ihrer Abschlussarbeit und durch eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung<br />

in der Theorie und im Rahmen der Reflexion ihrer Praxis. Die vermittelten Konzepte und Theorien<br />

halfen den Studierenden, nicht nur Pflegesituationen, sondern auch ihre Arbeit gegenüber Laien und anderen Berufsgruppen<br />

besser darzustellen. Jensen/Lahn (2005:315ff) unterstreichen die Bedeutung, die den Pflege<strong>theorie</strong>n zum<br />

einen als Beitrag zum symbolischen Kapital der Pflege als Profession zukommt, zum anderen in ihrer Funktion als<br />

Wissensobjekten, die den Studierenden das Herstellen einer Beziehung zum disziplinären Wissenssystem ermöglicht.<br />

Weiter stellt die Ausrichtung auf diese Wissensressource eine Quelle der Inspiration und der Identifikation<br />

mit der Profession dar.<br />

Alle genannten Studien betonen die aktive Rolle der Studierenden bei der Entwicklung, Konstruktion und Rekonstruktion<br />

ihres professionellen Selbstkonzepts. Weiter belegen sie, dass es seitens der Studierenden während <strong>des</strong> Stu-<br />

124 Auch diese Untersuchung fand zu einem Zeitpunkt statt, wo in Schweden der Wechsel der Ausbildung in den<br />

Hochschulbereich und ein Wechsel von einem eher naturwissenschaftlichen hin zu einem humanwissenschaftlichen Fokus <strong>des</strong><br />

Studiums vollzogen war (s. Dahlborg Lyckhage/Pilhammer 2008).<br />

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