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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

der Lage, auf eigenen Füßen zu stehen und eigenständig zu denken. Um Akzeptanz zu finden, lehnten sie ihre Meinungen<br />

an die der jeweiligen Station an. Wie Day et al. (2005: 643) betonen, geschah dieses nicht in dem Ausmaß,<br />

dass es die Patientensicherheit gefährdete. Sie betont, dass die Befragten aktiv an der Konstruktion ihrer professionellen<br />

Identität arbeiteten. Am Ende <strong>des</strong> 4. Jahres sprachen die Studentinnen in einem professionellen Sinn über die<br />

Pflege. Sie waren weniger idealistisch, dafür aber realistischer in Bezug auf den Einfluss, den sie innerhalb der Organisation<br />

auf die Pflege haben konnten. Anders als in früheren Studien, hatten die Studierenden im Laufe <strong>des</strong> Studiums<br />

solide professionelle Werte internalisiert.<br />

Einen anderen Blick auf den Prozess der Herausbildung eines professionellen Selbstkonzepts entwirft die Untersuchung<br />

von Ware 123 (2008). Sie befragte 15 Studierende (2 Männer, 13 Frauen) einer ländlich gelegenen südlichen<br />

<strong>Universität</strong> in den USA am Ende ihres Studiums zu ihrem Selbstbild in Bezug auf die Übernahme der Rolle einer<br />

Pflegekraft. Sie interessierte sich für das Selbstbild der Studierenden bei Aufnahme <strong>des</strong> Studiums und bei der Übernahme<br />

der Rolle einer Pflegekraft sowie für das, was zwischen diesen Selbstbildern zu Beginn und am Ende <strong>des</strong> Studiums<br />

passierte. Als zentralen sozialen Prozess für die Entwicklung eines Selbstkonzepts als Pflegekraft identifizierte<br />

Wade den Prozess <strong>des</strong> „Building on a Foundation of Knowledge by ‚Taking it all in“. In diesem Entwicklungsprozess<br />

bauen die Studierenden auf Schlüsselmerkmalen ihres Konzepts von sich selbst als Menschen sowie als ‚aufstrebende<br />

Pflegekräfte’ auf. Quellen hierfür sind ihre Lebenserfahrungen, ihre persönliche Philosophie, Rollenmodelle<br />

und ihre geistige Haltung (Spiritualität). Das Umfeld, innerhalb <strong>des</strong>sen der Studiengang angesiedelt ist, und die<br />

Kultur <strong>des</strong> Studiengangs bilden eine weitere wichtige Grundlage dieses Entwicklungsprozesses. Hierbei spielen die<br />

vermittelten Werte und theoretischen Konzepte eine Rolle. Bei Ware findet sich im Gegensatz zu den zuvor genannten<br />

Studien ein deutlicher Hinweis auf Pflege<strong>theorie</strong>n, d.h. vor allem auf die Theorie von Dorothea Orem. Der von<br />

Wade skizzierte, graduell verlaufende Entwicklungsprozess führte im Verlauf <strong>des</strong> Studiums von einem eher eindimensionalen<br />

Fokus der Rolle einer Pflegekraft hin zu einer immer differenzierteren holistischen Sicht. Wichtig hierfür<br />

war das Zusammenspiel zwischen klinischen Erfahrungen und Kursinhalten einschließlich der vom Lehrkörper<br />

geförderten ‚holistischen’ Sicht der Patientenversorgung. In diesem Sinn verweist die Metapher ‚taking it all in’ sowohl<br />

auf den Prozess der Internalisierung <strong>des</strong> Gelernten wie auf den Prozess der fortlaufenden Rekonstruktion aufgrund<br />

neuer Erfahrungen und <strong>des</strong> Erlernens weiterer Konzepte etc. Für die Entwicklung einer professionellen Haltung<br />

war die gemeinsame Reflexion klinischer Erfahrungen von Studierenden und Lehrkörper wesentlich. Wade betont,<br />

dass in ihrer Studie der Zusammenhang zwischen den persönlichen Konzeptionen der Studierenden und dem<br />

Einfluss der universitären Sozialisation herausgearbeitet werden konnte. Sie unterstreicht insbesondere die Bedeutung<br />

der klinischen Erfahrungen für die Einübung der zukünftigen Rolle als Pflegekraft. Die ‚Einübung‘ ist vergleichbar<br />

mit der Phase <strong>des</strong> Spiels bei Mead (s. Kap. 3), die die Funktion hat, das Kind in gesellschaftliche Regeln<br />

einzuüben. Weiter wird die Bedeutung, die der Fakultät/Schule als Verkörperung eines ‚generalisierten Anderen’ und<br />

den einzelnen Mitgliedern <strong>des</strong> Lehrkörpers als ‚signifikante Andere’ für den Entwicklungsprozess der Studierenden<br />

zukommt, deutlich (s. Ware 2008: 14f). Nach Ware gilt es, den besten Gebrauch von diesem Prozess <strong>des</strong> ‚Taking it<br />

all in’ zu machen. Es geht darum, die professionelle Pflegesozialisation zu fördern, indem die verschiedenen Einflüsse<br />

aktiviert werden, die sich auf die Entwicklung eines Selbstkonzepts als Pflegekraft auswirken.<br />

Die Notwendigkeit, die Images der Studierenden während <strong>des</strong> Studiums zum Gegenstand der Reflexion zu machen,<br />

sie quasi als didaktisches Instrument zu nutzen, unterstreichen auch Elisabeth Dahlborg Lyckhage und Ewa Pilham-<br />

123 Ihre Arbeiten basieren auf den Vorstellungen Meads und <strong>des</strong> Symbolischen Interaktionismus.<br />

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