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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

ist, begreift sie ‚Karriere‘ als einen praktischen eigengelenkten lebenslänglichen Plan für persönliches und professionelles<br />

Wachstum. Die Umsetzung eines solchen Plans setzt seitens der jeweiligen Person Investitionen und ein Engagement<br />

für den gewählten Beruf bzw. die Profession voraus. Die Zusammenschau von persönlicher und professioneller<br />

Entwicklung ist wichtig, da Änderungen in einem oder beiden Bereichen die Balance zwischen Arbeit, Selbst<br />

und Familienerfordernissen sowie Rollen verändern und folglich Auswirkungen auf die professionelle Arbeit, auf<br />

Karriereerfordernisse und Entscheidungen haben können 117 . Mit anderen Worten: die Gestaltung und Steuerung der<br />

eigenen professionellen Pflegeverlaufskurve wird immer wieder von vielfältigen Faktoren, Prozessen und anderen<br />

Verlaufskurven beeinflusst. Die Entscheidung für die Pflege und für eine professionelle Karriere ist zuallererst eine<br />

persönliche Wahl. Die Karriere und ihren Verlauf kann eine Pflegekraft durch ihre Arbeit an ihrer eigenen professionellen<br />

Pflegeverlaufskurve aktiv gestalten. Sie kann sie aber auch einfach laufen lassen. Der erste Fall könnte bei einem<br />

positiven Verlauf in Anlehnung an Schütze (1981) die Form einer ‚Steigkurve’ annehmen. Der zweite Fall<br />

kann, muss aber nicht in eine ‚Fallkurve‘ münden. Im Weiteren werden wichtige Etappen einer professionellen Pflegeverlaufskurve<br />

rekonstruiert.<br />

9.3.2.1 ZUR INITIIERUNG DER PROFESSIONELLEN PFLEGEVERLAUFSKURVE: AUSBILDUNG/STUDIUM<br />

Mit dem Beginn der Ausbildung bzw. <strong>des</strong> Studiums initiieren und generieren die Auszubildenden/Studierenden ihre<br />

persönliche professionelle Pflegeverlaufskurve. Im Mittelpunkt der professionellen Pflegeverlaufskurve stehen alle<br />

auf die Auszubildenden/Studierenden ausgerichteten Handlungen einschließlich der Handlungen der einzelnen Auszubildenden/Studierenden<br />

selbst. Alle Akteure sind während der Ausbildung/<strong>des</strong> Studiums an der Formung der professionellen<br />

Pflegeverlaufskurve beteiligt, d.h. an der Vermittlung und Professionalisierung der für die Pflege anderer<br />

Menschen erforderlichen Kompetenzen. Hierbei ist wichtig, dass die Sozialisation und Qualifizierung in zwei<br />

verschiedenen sozialen Welten erfolgt: in der Welt der Krankenpflegeschule/Hochschule mit ihren spezifischen Regeln<br />

und in der Welt der Krankenhäuser, der klinischen Praxis. Die in den beiden Welten geltenden Regeln und Ordnungen<br />

sind nicht identisch. Die Auszubildenden/Studierenden müssen lernen, sich in beiden Welten zu bewegen<br />

und die an sie gestellten Anforderungen zu bewältigen. Einige der in Kap. 3 erwähnten Studien zum professionellen<br />

Selbst, Selbstkonzept bzw. <strong>zur</strong> professionellen Identität beschäftigen sich mit der Zeit der Ausbildung bzw. <strong>des</strong> Studiums<br />

(s. z.B. Fagermoen 1997, Dahlborg/Pilhammar 2008, Day et al. 2005, Spouse 2000, 2003, Kelley 1998, Secrest<br />

et al. 2003), andere mit der Statuspassage von der Ausbildung/vom Studium in die Profession, und in wiederum<br />

anderen steht die Herausbildung einer professionellen Identität in den ersten Berufsjahren) im Mittelpunkt (s. Duchscher<br />

2008, 2009, Björkström et al. 2008, Crawford et al. 2008, Fletcher 2007, MacIntosh 2003, Gregg/Magilvy<br />

2001). Dass die professionelle Identität und ein damit korrespondieren<strong>des</strong> Selbstkonzept einer kontinuierlichen Entwicklung<br />

ausgesetzt sind, belegen mehrere Studien aus unterschiedlichen Ländern. Ein erster wichtiger Entwicklungsschritt<br />

wird mit der Aufnahme der Ausbildung bzw. <strong>des</strong> Studiums getan. Er markiert eine wichtige Statuspassage<br />

und den Beginn der professionellen Sozialisation. Damit setzt zugleich eine Ausdifferenzierung der bisher im familialen<br />

Bereich entwickelten Kompetenz zu Pflege anderer Menschen ein. Jetzt muss diese Fähigkeit auf ‚fremde’<br />

Menschen bezogen werden. Hierbei geht es zum einen darum, bei den zu pflegenden Menschen die Kompetenz, sich<br />

selbst und andere zu pflegen anzuerkennen, zum anderen um die Identifikation <strong>des</strong> Handlungsbedarfs unter Berücksichtigung<br />

der Auswirkungen, die die Krankheit auf die Kompetenz <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen, sich selbst oder<br />

andere Menschen zu pflegen, hat. Im Kern geht es bei diesem Differenzierungsprozess um die ‚Professionalisierung’<br />

der Pflege anderer Menschen und um die Ausbildung eines professionellen Habitus. Hierbei kommt der Ausbildung<br />

eines Bewusstseins für die Fähigkeit <strong>zur</strong> auf sich selbst bezogenen Pflege und eines Bewusstseins in Bezug auf das<br />

eigene Selbst und die diversen Aspekte <strong>des</strong> Selbstkonzepts eine wichtige Rolle zu. Eine essentielle Voraussetzung in<br />

diesem Zusammenhang ist die Professionalisierung der Fähigkeit <strong>zur</strong> Perspektivenübernahme und zum intelligen-<br />

117 Eine wichtige Rolle kommt hier dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu.<br />

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