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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

schung 105 evaluiert (s. Holler/Schöberle 1983). Ein zentrales Thema <strong>des</strong> Fortbildungskonzepts war die berufliche<br />

Identität (FB: 21). Der Bericht belegt die Notwendigkeit der Unterstützung <strong>des</strong> Pflegepersonals während <strong>des</strong> Veränderungsprozesses<br />

durch die Krankenhausleitung (insbesondere die Ärztliche Leitung und die Pflegedienstleitung,<br />

FB: 33f). Bei der theoretischen Fundierung einer patientenorientierten Pflege finden sich im Forschungsbericht (s.<br />

FB: 78f) Hinweise auf die Notwendigkeit der Vermittlung von ‚Krankenpflege<strong>theorie</strong>n’ 106 . Beim Vergleich mit dem<br />

Ulmer Modell fällt insgesamt eine andere Gewichtung pflegerischer Themen auf. Dies ist darauf <strong>zur</strong>ückzuführen,<br />

dass es sich hier um ein Fortbildungskonzept handelte, <strong>des</strong>sen Zielgruppe Pflegekräfte waren, und darauf, dass die<br />

Pflege den Kern der Fortbildung bildete. Im Mittelpunkt stand die Reflexion <strong>des</strong> Pflegeverständnisses der KursteilnehmerInnen<br />

und ihrer Pflegearbeit mit den Ziel, sie für eine patientenorientierte Pflege zu sensibilisieren und sie zu<br />

befähigen, eine Beziehung zum Patienten aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Die inhaltliche Begründung und<br />

Fundierung <strong>des</strong> Pflegebegriffs bleibt im Forschungsbericht vage 107 .<br />

Neben der Diskussion über Pflegesysteme gewinnen in den 1980er Jahren die Themen Pflegeplanung und Pflegeprozess<br />

an Bedeutung. Ende der 1980er Jahre und in den 1990er Jahren werden diese Themen in weiteren Modellprojekten<br />

mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgegriffen (s. Kap. 2) und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.<br />

Parallel dazu gerät das Konzept der ‚patientenorientierten Pflege’ in die Kritik (s. bspw. Bischoff 1989,<br />

Bienstein 1989). Karin Wittneben (1991: 259) gelangt in ihrer Dissertation zu dem Ergebnis, dass das Konzept der<br />

Patientenorientierung Ende der 1980er Jahre eher vage und das Wissenssystem <strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs<br />

noch stark der Ebene <strong>des</strong> technisch-prozeduralen Wissens verhaftet ist. Das pflegerische Wissenssystem<br />

und die Pflegepraxis zeichneten sich in den 1970er, 1980er Jahren durch einen engen Pflegebegriff aus,<br />

der „zudem von naturwissenschaftlich-medizinischen Denkformen geprägt, pflegetheoretisch imaginiert, pflegedidaktisch<br />

mediatisiert wird. Um Pflegequalität sichern zu können, bedarf dieser Begriff einer Erweiterung“. Dies bestätigt<br />

auch Johanna Taubert, die ihre im Kaiserswerther Projekt gemachten Erfahrungen Anfang der 1990er Jahre in<br />

ihrer Dissertation ‚Krankenpflege auf dem Weg zwischen Diakonie und Patientenorientierung’ reflektiert. Sie versteht<br />

unter Patientenorientierung (Taubert (1992: 13), dass der Person <strong>des</strong> Kranken unter den verschiedenen Aspekten,<br />

die bei der Pflege <strong>des</strong> Kranken zu berücksichtigen sind, ein größeres Gewicht zukommt als in der ‚krankheitsorientierten<br />

Pflege’. Sie begreift die patientenorientierte Pflege (s. Taubert 1992: 17) als Ausdruck einer veränderten<br />

beruflichen Identität. Es gehe hierbei um die ‚Qualität der Interaktion’, da diese sich direkt auf die pflegerische<br />

Versorgung auswirke. Je mehr sich Pflegende mit ihrer Arbeit identifizieren könnten und je mehr Wert sie der Pflege<br />

beimessen, <strong>des</strong>to besser werde die pflegerische Versorgung. Voraussetzung sei, dass die Bedingungen <strong>des</strong> Krankenhauses<br />

dies zulassen (Taubert 1992: 24). Dieses konnte in den 1970er und 1980er Jahren in der Pflege nicht vorausgesetzt<br />

werden. Das Konzept der ‚Patientenorientierung’ bleibt auch in den Folgejahren ein Dauerthema 108 . Es wird<br />

in unterschiedlicher Weise aufgegriffen. So wird die Realisierung einer solchen Pflege über eine entsprechende Organisation<br />

der Pflegearbeit seit den 1990er Jahren erneut verstärkt angestrebt (s. Bleses 1997, Bleses et al. 1998,<br />

Büssing 1997, Büssing/Glaser 1996,2003, Stratmeyer 2002).<br />

105<br />

Für das Modellvorhaben konnten neben den Florence Nightingale-Krankenanstalten Kaiserswerth drei weitere Krankenhäuser<br />

gewonnen werden: das westfälische Lan<strong>des</strong>krankenhaus Gütersloh, das Evangelische Krankenhaus Bethesda in Duisburg sowie<br />

die Städtischen Kliniken Duisburg. Insgesamt nahmen an den sechs durchgeführten Fortbildungskursen 30 Krankenschwestern<br />

und acht Krankenpfleger teil (s. FB: 39).<br />

106<br />

In der Literaturliste findet sich kein Hinweis auf pflegetheoretische Arbeiten. Im Zusammenhang mit der Übertragbarkeit <strong>des</strong><br />

Fortbildungskonzepts findet sich bei den Überlegung <strong>zur</strong> inhaltlichen Gestaltung der Krankenpflegeausbildung ein Hinweis auf<br />

die ‚Grundregeln der Krankenpflege’ nach Virginia Henderson (s. FB: 143).<br />

107<br />

Insgesamt wurde der Modellversuch seitens der Berichterstatterinnen, der Pflegedienstleitungen der teilnehmenden Häuser und<br />

der wissenschaftlichen Begleitforschung positiv bewertet.<br />

108<br />

Helma Bleses 2005 greift das Thema ‚Patientenorientierung‘ in ihrer Dissertation auf. Der Begriff bleibt pflegetheoretisch bei<br />

ihr weiterhin recht vage.<br />

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