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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

<strong>zur</strong> Entscheidungsfindung, einer Fähigkeit, die in der Wirtschaft als wichtiges Kriterium <strong>zur</strong> Einschätzung <strong>des</strong><br />

Status und der Bezahlung angewandt werde. Unterschätzt wurde von Roper, dass es sich bei dieser Fähigkeit um<br />

eine handelt, die historisch gesehen eher mit der ärztlichen und weniger mit der pflegerischen Tätigkeit assoziiert<br />

wird.<br />

Roper sah für ihr Modell sowohl in der Pflegepraxis als auch in der Ausbildung unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Für die Ausbildung kam sie zu dem Schluss, dass das medizinische Modell, das sich auf Krankheiten<br />

bezieht, unangemessen für eine Pflegeausbildung ist. Der Lehrplan sollte entlang oder um die ADL eines<br />

gesunden Menschen in einer gesunden Umwelt herum aufgebaut sein, d.h. es sollte erst der Normalfall und dann<br />

erst das davon Abweichende vermittelt werden (s. Roper 1976a: 82). Mit Blick auf die Pflege als Disziplin könne<br />

ihr Modell in Analogie zu Wilsons Verständnis von einer Disziplin als einem Gedankengebäude (‚form of<br />

thought’), das einen spezifischen Zugang zum Gegenstand mittels entsprechender Fragen biete, einen Ansatz für<br />

eine solche konzeptuelle Struktur der Pflege darstellen. Diese wiederum könne als Basis für die Entwicklung der<br />

Pflege dienen. Roper zufolge geht es darum, ‚Pflege zu denken‘. Sollte hierzu ein Wort erforderlich sein, dann<br />

würde sie das Wort ‚nursology’ für die Erforschung der Pflege vorschlagen. Das Subjekt der Pflege ist der Patient<br />

(s. Roper 1976a: 83, Roper 1976 b) oder genauer, der zu pflegende Mensch. Im Folgenden werden die verschiedenen<br />

Konzepte <strong>des</strong> RLT-Modells beschrieben.<br />

2.2 DIE EINZELNEN KONZEPTE DES LEBENS- UND PFLEGEMODELLS<br />

Roper/Logan/Tierney (2000: 19) heben hervor, dass es nicht möglich ist, die Komplexität <strong>des</strong> Lebens in einem<br />

Modell zusammenzufassen, das einfach genug und dennoch von Bedeutung wäre. Das von ihnen konstruierte<br />

Lebensmodell stellt einen Versuch dar, die wichtigsten Merkmale <strong>des</strong> hochkomplexen Phänomens Leben näher<br />

zu bestimmen und die zwischen den verschiedenen Konzepten <strong>des</strong> Modells bestehenden Beziehungen aufzuzeigen<br />

(s. Roper et al. 1985: 19). Sie machen deutlich, dass unser Wissen über das Leben immer noch höchst unvollständig<br />

ist, dass uns jedoch die Erkenntnisse der verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen wichtige Einsichten<br />

geben. Die einzelnen Konzepte <strong>des</strong> Lebens- und <strong>des</strong> Pflegemodells sind in Tabelle 2.1 aufgeführt.<br />

Konzepte <strong>des</strong> Lebensmodells Konzepte <strong>des</strong> Pflegemodells<br />

� Die Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens 11 (AL)<br />

� Die Lebensspanne<br />

� Das Abhängigkeits- / Unabhängigkeitskontinuum<br />

� Die die AL beeinflussenden Faktoren<br />

� biologische 12<br />

� psychische<br />

� soziokulturelle<br />

� umwelt/umgebungsbezogene<br />

� politisch-ökonomische<br />

� Einzigartigkeit / Individualität <strong>des</strong> Lebens<br />

Tab. 2.1: Lebens- und Pflegemodell (s. Roper et al. 1996a: 293)<br />

� Die Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens (AL)<br />

� Die Lebensspanne<br />

� Das Abhängigkeits- / Unabhängigkeitskontinuum<br />

� Die die AL beeinflussenden Faktoren<br />

� biologische<br />

� psychische<br />

� soziokulturelle<br />

� umwelt/umgebungsbezogene<br />

� politisch-ökonomische<br />

� Eine auf das Individuum bezogene (individualisierte)<br />

Pflege<br />

Roper et al. (1990: 4) sind der Auffassung, dass sich die berufliche Pflege nicht länger einseitig auf das im 20.<br />

Jahrhundert etablierte und dominierende Modell der Versorgung kranker Menschen beziehen kann. Sie charakterisieren<br />

dieses Modell als krankheits-, bzw. krankenhaus- oder arztorientiert (s. auch Roper et al. 2000: 7). Angesichts<br />

der heutigen Erkenntnisse über Phänomene wie Gesundheit und Krankheit greift dieses Modell sowohl<br />

11 Ute Villock, Übersetzerin der deutschen Ausgabe <strong>des</strong> RLT-Modells (Roper at al. 2002), hat das Konzept ‚Activity of<br />

Living‘ mit dem Begriff ‚Lebensaktivitäten‘ übersetzt. In der deutschen Übersetzung <strong>des</strong> Buchs ‚Elemente der Krankenpflege’<br />

wird dieses Konzept ebenfalls mit ‚Lebensaktivitäten‘ übersetzt. Ich habe mich für den Begriff ‚Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens‘<br />

entschieden, um mit diesem Begriff das von Roper et al. immer wieder hervorgehobene aktive Moment zu betonen.<br />

12 In der 4. Auflage sind die physischen Faktoren in biologische Faktoren umbenannt worden.<br />

32

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